Leerstelle

Text zum Thema Traum/ Träume

von  Moja

Seit das Dach klimaneutral umgestaltet wurde, überwacht eine Drohne unser Wohnhaus. Gehe ich durch das Treppenhaus zu meinem Arbeitsplatz im Dachgeschoß, fragen mich immer wieder Nachbarn argwöhnisch, wovon ich mir eigentlich die Miete für die Dachkammer leisten kann. Unwillkürlich fällt dabei mein Blick auf den Überwachungsmonitor der Etage, auf das leuchtende Grasgrün der Dachmatten. Um mein geringes Einkommen aufzubessern, vermarkte ich Zigaretten, Selbstgedrehte, die ich mit Kräutern stopfe und in Schachteln verpacke. Meine Nebenbeschäftigung erregt offenbar die Gemüter im Haus. Und ausgerechnet heute, als ich meinen Arbeitsraum jemand zeigen möchte, finde ich das Haus nicht mehr. Das ist mir noch nie passiert! Verstört irre ich umher. Plötzlich steht mein Vater vor mir und sagt: „Bei meiner Mutter fing das Vergessen im Alter von 47 Jahren an.“

 

 



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (19.10.24, 11:40)
So Konditionierungen sind ganz schön hartnäckig, (hartneckig wär auch ne Überlegung wert, lach) ich frag mich, ob das schon ein Hinweis ist, dass sie nichts taugen, hier dargestellt durch das "nicht-finden-können)

 Moja meinte dazu am 19.10.24 um 18:09:
Hartneckig - gefällt mir sehr, Dancer, schön doppelbödig, merke ich mir, danke  :)

 Saira (19.10.24, 14:23)
Oh man, da kommt ja einiges zusammen: Überwachung, soziale Isolation und missgünstige Nachbarn.
 
Der plötzliche Verlust des Wohnhauses und das Erscheinen des Vaters, der auf das Vergessen hinweist, bringen eine surreale Dimension in deinen Text.
 
LG
Saira

 Moja antwortete darauf am 19.10.24 um 18:14:
Mir kam es vor, als wäre der Traum aus Bruchstücken von Tagesnachrichten, Gedankenresten entstanden, liebe Saira, ein absurdes Gemenge, das mich beim Erwachen sehr erstaunte, mit meiner Realität nichts zu tun hat, spannend!

Dank & lieben Gruß,
Moja

 Graeculus (19.10.24, 16:32)
Wie Saira schon sagte, da kommt einiges zusammen. Und die Grundstimmung ist bedrohlich. Die bedrohlichste ist wohl die Aussage des Vaters als Schlußpointe.

 Moja schrieb daraufhin am 19.10.24 um 18:18:
Das empfand ich auch so beim Aufschreiben und Nachdenken über die Zusammenhänge, Graeculus. Nicht die Fakten stimmen, aber das Gefühl unaufhörlicher und zunehmender Bedrohnung im Hintergrund in dieser Zeit. 
Danke, Grüße von Moja

 ginTon (19.10.24, 21:23)
wenn jetzt schon die Träume klimaneutral sind, kann nix mehr schief gehen. wenn der Blaue Engel erscheint, sind se in Heaven ;)

Kommentar geändert am 19.10.2024 um 21:26 Uhr

 Moja äußerte darauf am 20.10.24 um 11:39:
ja, alles schleicht sich - ein bis in den Traum  :D
danke & Grüße von Moja

 AchterZwerg (20.10.24, 09:05)
Tja,

wer sein Dach begrünt, wirkt vollautomatisch verdächtig und ruft das Grünen-Bashing auf den Plan.
Da hast du selber Schuld!  :P
Wie gut, dass unsere aufmerksame Regierung (Fürsorgepflicht!) nun für deine Überwachung sorgt.

Und gut, dass dich dein Vater endlich wieder einmal an deine Pflichten als Staatsbürgerin erinnert. Wenn auch aus Höflichkeit eher indirekt.

 Moja ergänzte dazu am 20.10.24 um 11:43:
hochgeschätzte Zwergin,
ich ziehe sofort aus diesem Traumhaus aus.... :D
Grüße aus dem Versteck, Moja
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram