Das Nachtgemälde

Gedicht zum Thema Beobachtungen

von  Saira

In tiefem Schwarz zeigt sich die Silhouette

der Dächer gegenüber. Dicht an dicht,

als hing vor Häusern, Bäumen eine Kette,

ergraut die Schwärze im Laternenlicht.

Darüber liegt, auf dunkelblauen Tönen,

das ferne Sternenband - und davor thront,

um dieses Nachtgemälde noch zu krönen,

das Antlitz halb im Schatten, hell der Mond.

 

Ein Schleier schwebt am Horizont bedächtig

hinauf, bedeckt das Dunkel erst dezent,

und legt dann leuchtend farbenprächtig

den Streifen Morgenrot aufs Firmament.

Noch steht die Venus hoch beim großen Wagen,

vom Drachen, Löwen und dem Luchs bewacht,

mir scheint, als wollte sie zum Abschied sagen:

Die letzte Nacht hab ich für euch gemacht.

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 Mondscheinsonate (04.11.24, 08:34)
Wunderschön!

 Saira meinte dazu am 04.11.24 um 13:54:
Vielen Dank, Cori <3

 Quoth (04.11.24, 09:14)
Du hast allerlei Schönes zusammengetragen und gut verreimt - aber beim Großen Wagen kann die Venus nie stehen, da sie sich auf der Ekliptik bewegt (der Sonnenbahn), und der Große Wagen steht im Norden. Dichterische Freiheit?

 Saira antwortete darauf am 04.11.24 um 13:52:
Hallo Quoth,

du hast recht, dass die Venus sich auf der Ekliptik bewegt und der Große Wagen im Norden steht. Ich habe in der Tat mit dichterischer Freiheit gespielt, um eine bestimmte Stimmung und Bildsprache zu erzeugen, auch wenn das bedeutet, dass ich einige astronomische Details etwas freier interpretiert habe.
 
Danke für dein Feedback!
 
Liebe Grüße
Saira

 willemswelt (04.11.24, 09:27)
ein schönes Abendbild für den November,liebe Siggi-die Venus habe ich gestern auch klar und hell wahrgenommen-einen lieben Gruß,Willem

 Saira schrieb daraufhin am 04.11.24 um 13:56:
Lieber Willem,

ich freue mich über deine Wertung zu meinem Gedicht :) 

Herzliche Grüße
Sigi

 plotzn (04.11.24, 09:31)
Der Titel trifft's, liebe Sigi - ein romantisches Gemälde aus Worten, das Du da der Nacht gewidmet hast.

Liebe Grüße
Stefan

 Saira äußerte darauf am 04.11.24 um 14:06:
Servus lieber Stefan,

ein romantisches Gemälde aus Worten ... danke für dein schönes Feedback!

Liebe Grüße
Sigi

Antwort geändert am 04.11.2024 um 14:07 Uhr

 Isensee (04.11.24, 10:08)
Ein episches Schauspiel in Schwarz, Blau und bisschen Sternenglanz. Leider stolpert man schnell über klassische Deko aus „Silhouette“, „Schleier“ und „Firmament“. Der Text ist, sagen wir mal, ein wenig zu verliebt in das, was ein Gedicht angeblich poetisch macht. Diese Art von „Schwärze“ und „Morgenrot“ hat man schon oft gesehen, dass es fast wirkt, als hätte der Autor einfach im Fundus gewühlt. Man liest’s und denkt sich, "Hier könnte jemand wirklich was über die Nacht erzählen, statt sie zu verkleiden wie für den Kunstunterricht."

Es fehlt dieser frische, rohe Blick – ein bisschen Entstauben und Entschlacken würde dem Gedicht guttun. Die Worte wirken wie ein Bilderrahmen, der auf seine eigenen Schnörkel so stolz ist, dass er vergisst, das Bild zu zeigen. Es steckt Potenzial in der Struktur, aber es fehlt ein Hauch von Überraschung, etwas, das mehr wagt und die Dinge direkter beschreibt.

Wie ein gut gemeintes Poster: Da ist Tiefe, aber sie versteckt sich hinter zu viel Ornamentik. Die Nacht und die Sterne bleiben blass – als hätten sie ihre Bedeutung verloren und dienen nur der poetischen Pose. Weniger wäre hier mehr; die Sprache könnte ruhiger atmen und die Stimmung klarer einfangen.

Hier ein paar Verbesserungen, um dem Ganzen mehr Substanz und Tiefgang zu verleihen:

1. Original:
„In tiefem Schwarz zeigt sich die Silhouette / der Dächer gegenüber.“
Verbesserung:
„Schwarz säuft die Dächer gegenüber, nur ein paar Kanten geben nach.“
Hier wird die Dunkelheit nicht als äußere Hülle beschrieben, sondern etwas, das die Formen regelrecht verschlingt. Das macht das Bild intensiver und vermeidet die Silhouetten-Floskel.

2. Original:
„ergraut die Schwärze im Laternenlicht.“
Verbesserung:
„Das Licht der Laterne spuckt Grautöne ins Schwarz.“
Hier sprechen wir von der Lampe als aktivem Element, was ein bisschen Spannung reinbringt und das Bild plastischer wirken lässt, ohne zu romantisch zu werden.

3. Original:
„und legt dann leuchtend farbenprächtig / den Streifen Morgenrot aufs Firmament.“
Verbesserung:
„Eine rote Narbe zieht sich über den Morgen, blendet den blauen Rest der Nacht.“
Die Veränderung hier schafft ein schärferes Bild und vermeidet das abgenutzte „farbenprächtig“, das alles in ein Blumenbeet verwandelt.

4. Original:
„mir scheint, als wollte sie zum Abschied sagen: / Die letzte Nacht hab ich für euch gemacht.“
Verbesserung:
„Die Venus bleibt noch einen Atemzug, bevor sie den Morgen loslässt.“
Hier reduziert man die Erklärung, was die Venus „will“, und gibt ihr stattdessen eine simple Handlung. So wird das Bild klarer und das Gedicht kann für sich sprechen.

Mit diesen kleinen Eingriffen bekommt das Gedicht eine klarere, schärfere Linie. Es ist nun kein „Nachtgemälde“ mehr, das sich selbst bewundert, sondern eine Szene, die von allein stehen kann – die Dunkelheit spricht für sich.

 Saira ergänzte dazu am 04.11.24 um 13:37:
Hallo Isensee,
 
vielen Dank für dein detailliertes und konstruktives Feedback zu meinem Gedicht. Ich weiß deine Anmerkungen zu schätzen, da sie mir neue Perspektiven für mögliche Verbesserungen geben.
 
Ich verstehe, dass einige meiner Formulierungen möglicherweise etwas abgedroschen wirken und nicht die Frische und Intensität vermitteln, die ich anstrebe. Besonders deine Idee, die Dunkelheit als aktives Element darzustellen, spricht mich an. Die Vorstellung, dass Bilder nicht nur schmückend sind, sondern auch eine eigene Dynamik entwickeln können, ist sehr anregend.
 
Es freut mich zu lesen, dass du das Potenzial in der Struktur siehst – das motiviert mich, weiter an meinem Stil zu arbeiten und die Sprache klarer und direkter zu gestalten. Ich werde deine Anregungen auf jeden Fall im Hinterkopf behalten und versuchen, sie in meine zukünftigen Arbeiten einfließen zu lassen.
 
LG
Saira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.11.24 um 14:03:
Hallo Isensee,
auch mir gefällt es, dass du Alternativen vorschlägst. Aber sie müssen auch metrisch passen.
LG
Ekki

 Saira meinte dazu am 04.11.24 um 18:59:
 @Isensee
 
Ekki spricht etwas an, was ich in meiner Antwort an dich nur gedacht habe. Es war mir heute wichtig, deine konstruktive Analyse meines Gedichts zu würdigen, insbesondere nachdem ich leider schon mehrere destruktive Bewertungen deinerseits zu Texten anderer Autoren hier im KV gelesen habe.

 TassoTuwas (04.11.24, 11:42)
Liebe Sigi,
ein überzeugender Blick in den Nachthimmel.

Wenn du errätst was ich kommende Nacht auf dem Balkon machen werde, hast du einen Wunsch frei. 
Gute Nacht, ich geh schon mal vorschlafen  :) !
Herzliche Grüße
TT

Kommentar geändert am 04.11.2024 um 14:07 Uhr

 Saira meinte dazu am 04.11.24 um 14:15:
Lieber Tasso,
 
es freut mich, dass dich der Blick in den Nachthimmel überzeugt hat.
 
Was du auf dem Balkon machen wirst? Vielleicht wirst du die Sterne beobachten oder einfach die Ruhe der Nacht genießen? Ich hoffe, du hast einen wundervollen Abend und viele inspirierende Gedanken.
 
Ob ich wohl richtig geraten habe? :)
 
Herzliche Grüße,
Sigi

 Teo (04.11.24, 14:19)
Hi Sigi,
Ein wortstarkes Gedicht!
Lass dich nicht auf das Geschmiere von unserem Grundschulabgänger ein. Ich wüsste nicht, was da noch zu verbessern wäre. Wenn ich mir hier seinen getexteten Müll ansehe, erübrigen sich ernsthafte Antworten.
Gut gemacht.
Lieben Gruß 
Teo

 Saira meinte dazu am 04.11.24 um 14:32:
Moin Teo,
 
du bist für mich ein Vorbild der Dichtkunst und daher hat deine Wertung zu meinem Gedicht Gewicht :)
 
Danke!
 
Liebe Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (04.11.24, 14:39)
Liebe Sigi,

das schöne Nachtgemälde schärft die Sinne. Der gesagt hat, dass bei Nacht alle Katzen grau seien, war farbenblind.
Herzliche Grüße
Ekki

 Saira meinte dazu am 04.11.24 um 18:50:
Lieber Ekki,
 
ich freue mich sehr, dass du die Sinnlichkeit und die Farbenpracht der Nacht so wahrnimmst.
 
Danke und herzliche Grüße
Sigi
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