Die einsamen Stimmen

Kurzgeschichte zum Thema Psychologische Phänomene

von  Saira

In einem digitalen Literaturforum existieren die Protagonisten „Alle“ und „Jeder“ – zwei Stimmen in einer Person, die sich für die unangefochtenen Meinungsführer der Autorenwelt halten. In ihrer einsamen Welt, umgeben von eigener Arroganz, sind sie frustriert und überzeugt, dass nur ihre Ansichten von Bedeutung sind. Alles, was nicht ihren selbstauferlegten Standards entspricht, wird als minderwertig abgetan.

 

„Ich weiß, was gute Literatur ist! Nur meine Meinung zählt!“, behauptet „Alle". „Ja, genau! Alles andere ist irrelevant! Wir sind die wahren Kritiker!“, erwidert „Jeder“ in einem ähnlichen Tonfall. Diese ständige Selbstbestätigung verstärkt ihre Isolation, denn sie hören nicht auf die Stimmen anderer und leben in einem Echo ihrer eigenen Überheblichkeit.

 

In dieser eigentlich interessanten Umgebung des Literaturforums, in dem viele talentierte Autoren schreiben und sich austauschen, gibt es auch „Klug“, einen besonnenen und leidenschaftlichen Schriftsteller, der es liebt, Texte mit Tiefsinn zu verfassen. Doch „Alle“ und „Jeder“ lassen ihm keine Ruhe. Sie kritisieren ihn unermüdlich: „Du bist unfähig, Klug! Deine Texte sind wertlos! Du hast nicht einmal das Recht, in unserem erlesenen Literaturforum zu schreiben!“

 

Trotz der ständigen Angriffe bleibt Klug standhaft und lässt sich nicht entmutigen. Während „Alle“ und „Jeder“ in ihrer selbstgefälligen Blase gefangen sind und sich für die wahren Kritiker halten, sind sie in Wirklichkeit nur zwei Stimmen in einer einsamen, hybriden Person.

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (01.11.24, 14:13)
Hallo Saira, also da hast du dir ja einen ordentlichen Eintopf ausgesucht. Ich darf daran erinnern, hinzufügen, oder was immer das passende Wort für selbstständig(  falls es sowas überhaupt gibt) denkende Leser ist, dass vieles aus simpler Nachahmung entstanden ist und seit dem doch erwähnenswerten Erfolg von Marcel RR, der damit ganze Literatursendungen zum Schaudern und Lachen brachte, sehr viele diesen "Geist", eigentlich ist es ja ein "Denkansatz", geradezu abgöttisch kopierten, ohne die dort vorhandene Belesenheit und detailgenaue Auseinandersetzung mit dem zu besprechenden Sujet, auch nur ansatzweise zu performen. 
Zu dieser klapprigen Vorgehensweise gesellt sich in einem Literaturforum dann das Taube Ohr der wiederholten Streitgespräche. Und eh man sich versieht hat man 4 selbsternannte "Bremer Stadtmusikanten" die einen Heidenlärm ( die indigenen Völker mögen mir dieses schreckliche christliche Wort verzeihen) vor nichts als einer Pappattrappe machen, und dann damit zu Boden knallen.

 Saira meinte dazu am 01.11.24 um 18:43:
Moin Dance,
 
dein Kommentar ist tatsächlich etwas chaotisch, aber nachvollziehbar!
 
Es gibt Autoren, die dazu neigen, Ideen und Stile anderer zu imitieren, anstatt eigene, originelle Ansätze zu entwickeln. Diese Tendenz zur Nachahmung spiegelt sich in den Charakteren „Alle“ und „Jeder“ wider, die in ihrer Arroganz gefangen sind und sich weigern, neue Perspektiven zuzulassen.
 
Interessant ist auch dein Verweis auf Marcel Reich-Ranicki. Als einer der einflussreichsten Literaturkritiker seiner Zeit prägte er die öffentliche Wahrnehmung von Literatur durch seine scharfsinnigen Analysen und oft provokanten Meinungen. Es zeigt sich, dass einige wenige dominierende Stimmen die Trends prägen, was die Überheblichkeit von „Alle“ und „Jeder“ unterstreicht. Sie halten sich für die Maßstäbe der Literatur. Diese einseitige Sichtweise führt zu einer verengten Wahrnehmung, die den kreativen Austausch behindert.
 
Die von dir benannten wiederholten Streitgespräche und die „tauben Ohren“ in den Diskussionen verdeutlichen die Unproduktivität der Gespräche im Forum. Die Unfähigkeit von „Alle“ und „Jeder“, auf Klugs Perspektive einzugehen, zeigt, wie ihre Selbstgefälligkeit den Dialog erstickt.
 
Deine Metapher der „Bremer Stadtmusikanten“ empfinde ich als besonders aufschlussreich. Sie verdeutlicht, dass die selbsternannten Kritiker zwar laut und präsent sind, jedoch wenig Substanz bieten. Ihr Geschrei mag viel Lärm machen, doch die Schwäche ihrer Argumente offenbart die Fragilität ihrer Position.
 
Danke und liebe Grüße
Saira

Antwort geändert am 01.11.2024 um 18:43 Uhr

 eiskimo (01.11.24, 14:52)
Alle Welt wird merken  .... und Jeder kann es dann bestätigen: Ein kluger Text!
Kompliment an Saira!
Eiskimo

 Saira antwortete darauf am 01.11.24 um 18:44:
Danke Eiskimo für deine Wertung, die mich freut.

Liebe Grüße
Saira

 EkkehartMittelberg (02.11.24, 00:38)
Hallo Sigi,

wenn alle und jeder geschwafelt haben, meldet sich Klug und alle Verständigen verstehen.

Liebe Grüße
Ekki

 Saira schrieb daraufhin am 02.11.24 um 09:25:
Hallo Ekki,
 
es ist ermutigend zu sehen, dass Klug trotz der ständigen Angriffe von „Alle“ und „Jeder“ standhaft bleibt. Er zeigt, wie wichtig es ist, authentisch zu bleiben und die eigene Stimme zu verteidigen.
 
Liebe Grüße,
Sigi

 ran (02.11.24, 03:02)
Doch „Alle“ und „Jeder“ lassen ihm keine Ruhe. Sie kritisieren ihn unermüdlich

Ist  denn keiner da, der den bedauernswerten klug unterstützt und der Blase des alle und jeder etwas entgegen setzt?

 Saira äußerte darauf am 02.11.24 um 09:26:
Jeder hat seine eigene Stimme, auch Klug.

 ran ergänzte dazu am 02.11.24 um 10:36:
Das ist doch selbstverständlich. Wenn er nun von einer alle-und- jeder-Blase unermüdlich kritisiert wird, ist eine Stimme leicht zu überstimmen, egal ob sie klug oder dumm heißt.

 plotzn (02.11.24, 07:41)
Servus Sigi,

wenn Klug seinem Namen Ehre macht, dann ignoriert er die Hybris der hybriden Person. Meist entlarven solche sich von selbst...

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 02.11.24 um 09:27:
Servus Stefan,
 
die beiden Stimmen haben sich bereits entlarvt.
 
Ich denke, Klugs Standhaftigkeit könnte als Beispiel für andere dienen, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Er beweist, dass wahre Literatur und Kreativität nicht von der Meinung einer kleinen, selbsternannten Elite abhängen.
 
Liebe Grüße
Sigi

 Mondscheinsonate (02.11.24, 08:32)
Meiner Ansicht nach gibt es immer zwei Seiten. Würde also Klug Mobber endlich einmal ignorieren, käme es irgendwann zur Stille. Das ist keine Befürwortung, sondern eine Feststellung. Ich bin längst davon abgegangen nur eine Seite zu betrachten. Gerade erst habe ich einem Unternehmer geraten, Mobber zu ignorieren, komplett. Er hält sich daran und sie sind weniger geworden. Dass zwei-drei hartgesottene Hater bleiben werden, sagte ich auch, die bleiben immer, weil die kein eigenes Leben haben und ihren Frust auslassen müssen, aber besser drei als dreihundert. Wer in der Öffentlichkeit steht, muss mit sowas rechnen. So ist der Mensch. Und auch, dass Stiefellecker im Endeffekt dann auch nicht einspringen, wenn gemobbt wird, ist auch so ein reizendes Phänomen. 
Es ist sehr lobenswert, was Du geschrieben hast, nur schürt es noch mehr. Somit... ignorieren lautet das Zauberwort.

 Saira meinte dazu am 02.11.24 um 09:28:
Liebe Cori,
 
ich schätze deine Perspektive und die Idee, dass Ignorieren eine Strategie sein kann, um Mobber zu entmutigen. Allerdings möchte ich zu bedenken geben, dass es für viele Betroffene nicht so einfach ist, wie es klingt. Mobbing kann tiefgreifende emotionale und psychologische Auswirkungen haben, die es schwierig machen, einfach darüber hinwegzusehen.
 
Nicht jeder hat die gleiche Stärke oder die gleichen Ressourcen, um mit den ständigen Angriffen umzugehen. Für manche kann das Ignorieren der Mobber sogar das Gefühl verstärken, isoliert und machtlos zu sein. Es ist wichtig, die individuellen Erfahrungen und Reaktionen der Betroffenen zu berücksichtigen.
 
Darüber hinaus kann das Ignorieren von Mobbern in manchen Fällen auch dazu führen, dass das Verhalten nicht ausreichend adressiert wird. Es ist entscheidend, dass wir als Gemeinschaft zusammenstehen und ein Umfeld schaffen, in dem Mobbing nicht toleriert wird.
 
Liebe Grüße
Sigi

 Mondscheinsonate meinte dazu am 02.11.24 um 10:45:
MIR erzählst du nichts Neues. Dennoch gebe ich zu bedenken, dass es aber "Opfer" gibt, die jegliche Aufmerksamkeit provozieren und auch genießen. Und bitte nicht nein meinen.

 Saira meinte dazu am 02.11.24 um 15:17:
Stimmt, Cori. Das sind die Menschen, die um Aufmerksamkeit heischen. Sie finden sich schnell in der Opferrolle, die Mitgefühl erzeugt. Dann gibt es noch diejenigen, die das Provozieren der Opferrolle manipulativ einsetzen, um von ihrem eigenen Fehlverhalten abzulenken …
 
Zu beiden Menschentypen gehört ‚Klug‘ nicht.

 Teo (02.11.24, 10:20)
Meine liebe Sigi,
sich selbst treu bleiben...das zeichnet einen Menschen aus. Schwach werden darf man, aber dann mit Anstand.
Macht nachdenklich, dein Geschichtchen.
Gruß aus der Stadt der standhalten Träumer.
Teo

 Saira meinte dazu am 02.11.24 um 15:18:
Lieber Drops,
 
wenn wir den eigenen Werten treu bleiben und danach handeln, sind wir authentisch und haben den Mut, unsere Meinung zu äußern, auch wenn sie damit der Mehrheit widersprechen würde. Das bedeutet aber auch, zu sich selbst ehrlich zu sein und Fehler eingestehen zu können.
 
Liebe Grüße zurück zu dir in die Stadt der standhaften Träumer!
Sigi
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