Leider durfte ich nicht nach Burgund

Bericht zum Thema Zufall

von  eiskimo

Natürlich war ich sofort auf Carsten Sebastian Henn angesprungen. Denn Schauplatz seines kulinarischen Krimis „Die letzte Reifung“ ist Burgund, diese so geschichtsträchtige Region im schönsten Teil Frankreichs!

Und welch ein Klappentext! Der lud mich ein, zusammen mit Professor Adalbert Bietigheim – Inhaber von Deutschlands einzigem Lehrstuhl für Kulinaristik! - tatsächlich durch „la douce France“ zu radeln, um mit ihm dort die besten Käsereien aufzusuchen. Das fixte mich natürlich an, diese Dégustation von Blauschimmel, Conté und vor allem einen mit Marc de Bourgogne versetzten Epoisses.

Als passioniertem Radfahrer und Krimi-Fan freute ich mich lukullisch auf diese unverhoffte Wieder-Begegnung mit Burgund. Und es störte mich auch gar nicht, dass mir mein kulinarischer Reiseleiter in der Fromagerie Poincaré erst einmal eine böse Überraschung kredenzte: Die Käserin lag dort tot im Reifekeller, und in ihrem Rücken stak ein Messer.

Olala! Ich schloss den Klappentext, um mich im eigentlichen Krimi mit auf die Jagd nach dem Mörder zu machen.

Doch da erlebte ich als startbereiter Leser nun selber eine Überraschung. Im Inneren des Einbands befand sich nicht „Die letzte Reifung“, sondern Nurrudin Farah mit „Duniyas Graben“. Schauplatz dieses aus dem Englischen übersetzten Schinkens: Mogadischu!

Wenn ich gerade sagte „Schinken“, dann war das natürlich die Enttäuschung über meinen entgangenen Käse, von den edlen Pinot Noirs und Nuits Saint Georges ganz zu schweigen.

Was habe ich getan? Ich habe den falsch ausgewiesenen  „Schinken“ zurückgestellt in jenen öffentlichen Bücherschrank, aus dem ich ihn am Tag davor „blind“ entliehen hatte. Und ich fand diese ganze Mogelpackung sogar dann ein bisschen witzig.

Denn war es nicht wieder eine Bestätigung für alle Bücherratten, dass man als Leser doch immer wieder überrascht wird?




Anmerkung von eiskimo:

Was fand ich in "Duniyas Graben", vorn als Anmerkung? Noch eine Überraschung:
"Die Übersetzung aus dem Englischen wurde mit Mitteln des Auswärtigen Amtes unterstützt durch die Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika e.V."

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Kommentare zu diesem Text


 AchterZwerg (20.12.24, 07:03)
Ha, ha! :D

Das Allerwitzigste ist hier die Anmerkung, gepaart mit der freudigen Überraschung über die vielfältigen Tätigkeitsfelder des Auswärtigen Amtes- Und überleg dir mal deren Einzugsbereich!

Und ja, auch ich habe mit den öffentlichen Bücherschränken schon unliebsame Erfahrungen gemacht, gerade auch was völlig unverständliche Unterstreichungen angeht ... 8-)

 eiskimo meinte dazu am 21.12.24 um 14:18:
Das hatte ich auch noch nicht gewusst, dass es bei uns staatliche Mittel gab zur Förderung von ausländischer  Literatur. Welcher Literatur? Oder welcher nicht? Wer waren die Zensoren?
Das Buch war übrigens 1993 verlegt worden. 

LG
Eiskimo

 Klemm (20.12.24, 15:26)
"Don't judge a book by its cover" ;)

Ich bin auch ein großer Fan der Bourgogne, insbesondere der Hügellandschaft! Unlängst fiel mir auf, dass sie der des Burgenlandes ähnelt. Liegt es jetzt am Wein oder an der Namensähnlichkeit?

 eiskimo antwortete darauf am 21.12.24 um 14:21:
Gutes Motto, dass Du da voranstellst. Ab jetzt kann ich konkret was damit anfangen.
Der Wein prägt natürlich den "look" einer Landschaft. Ich kenne Leute, die in Australien immer nach Margarete River fahren, auch, weil das dort dem Burgundischen ähnelt.
cu
Eiskimo
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