Das goldene Kalb

Erzählung zum Thema Hoffnung/Hoffnungslosigkeit

von  Saira

In der Stadt der verlorenen Träume, da, wo das goldene Kalb regiert, feiern die Gierigen ihre Lust, die sie nie verlieren. Mit erstarrten Mienen, emotionslos und leer, streben sie nach Reichtum, nach mehr und nach mehr. Die Gläser klirren, das Lachen verhallt, in ihren Herzen ist es bitterkalt. Wie Marionetten tanzen sie, blind und verloren. Sie glauben, sie steuern, was die Mächtigen fordern.


Die satte Meute zieht an den Fäden, lässt sie glauben, sie könnten selbst leben und reden. Doch die Träume zerfallen, die Farben verblassen, die Welt um sie zerbricht, sie können’s nicht fassen.


„Helles bricht die neue Haut“, flüstert der Wind, „doch die Narben des Lebens, die bleiben.“

 

„Komm, träum mit mir“, sage ich zum Armen neben mir, „in eine Welt voller Glück, wo die Sorgen verschwinden, und wir tanzen einen Freudentanz. Ich habe nur die Reste, die vom Fest übriggeblieben sind, doch ehrlich und wahrhaftig, ich will mit dir teilen.“


In der Dunkelheit leuchtet ein Funke, ein Licht in der Nacht, es könnte das Licht der Hoffnung sein. In der Stadt der verlorenen Träume, wo das Licht und die Dunkelheit sich streiten, blenden die Reichen, während sich die Armen zusammenschließen, doch ihre Stimmen verhallen in der Stille der Gleichgültigkeit. Die Kluft wird größer, die Mauern sind hoch und dick; die einen leben im Überfluss, die andern im Schlick.


Doch während sie feiern, in ihrem goldenen Glanz, bleibt die Welt um sie herum in einem traurigen Kranz. So tanzen sie weiter, die Gierigen, die Blinden, in einer Welt, wo die Träume verschwinden.


Doch vielleicht, nur vielleicht, wird der Tag einmal kommen, wo das goldene Kalb fällt und die Menschheit summt: Ein Lied von der Freiheit, von Liebe und Licht, wo die Schatten verschwinden und die Hoffnung spricht.

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2024



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Kommentare zu diesem Text


 Teo (04.01.25, 22:51)
Tja Sigi,
ich weiß nicht so recht, wo wir zwei uns da einordnen sollen.
Wenn ich hier ab und an Kommentare lese, in welchem Elend wir hier Leben, dass alles den Bach runtergeht und ständig über die gewettert wird, die angeblich reich sind, dann möchte ich diesen armen Geister gerne beistehen.
Neid und Missgunst scheint hier über Maß vertreten.
Ich lese deine Erzählung mehr als Warnung.
An Freiheit, Licht und Liebe mangelt es mir nicht.
Wie dem auch sei....ein warnender Hinweis.
Es grüßt 
Teo

 Saira meinte dazu am 05.01.25 um 10:08:
Moin Teo,
 
ich möchte mit meiner Geschichte auf die Kluft zwischen denjenigen hinweisen, die im Überfluss leben, und denjenigen, die in Not sind.
 
Dir und mir geht es gut, aber wenn wir in andere Länder blicken, in denen die Not unerträglich groß ist und die Mächtigen oft von dieser Not profitieren, fühle ich Wut und Ohnmacht.

Die Industrieländer bereichern sich an der Dritten Welt, kaufen dort zu niedrigen Preisen ein, schicken ihren Elektroschrott und sonstigen Müll dorthin und vieles mehr. Die Menschen dort arbeiten für eine Handvoll Nahrung, Kinder müssen oft mitarbeiten und erkranken durch unseren Müll.

Liebe Grüße
Sigi

 
P.S.: Ich habe gelesen, dass in Deutschland in drei Kategorien der Armut unterschieden wird: in absolute, relative und gefühlte Armut. Arbeitslosigkeit und niedriges Einkommen gelten hierzulande als die häufigsten Auslöser für Armut. Insbesondere Alleinerziehende, Migranten und Rentner/innen sind gefährdet. Das dürfte in einem reichen Land wie Deutschland nicht geschehen. Hier ist die Politik gefordert.

 Teo antwortete darauf am 05.01.25 um 10:40:
Moin Sigi,
dass sich der Wohlstand früherer Jahre und natürlich heute auch auf dem Rücken von Drittländern gebildet hat, ist völlig richtig. Der Begriff Wohlstand ist bei uns nicht mehr flächendeckend zustimmend. Das hier Menschen herkommen um besser zu Leben, ist völlig in Ordnung. Nur müssen hier schon Menschen, auch die gesichert in Brot und Arbeit stehen, sich gehörig abstrampeln, um so etwas wie Wohlstand zu genießen. Du hast den Begriff Armut relativiert. Gut so. Ich habe da noch die konservative Einstellung, dass ein jeder da auch ein wenig in der Pflicht ist, sein Wohlergehen mitzugestalten.
Das vermisse ich, besonders bei einigen einheimischen Lebenskünstlern. Unser Staat kommt in eine Situation, in der sie bald nicht mehr die Welt retten kann.
Ansonsten passt dein Beitrag schon.
Angenehmen Sonntag
Teo

 Saira schrieb daraufhin am 05.01.25 um 12:43:
Danke Teo, für deine Ergänzung. Ich stimme dir zu, dass jeder Mensch, soweit er sich körperlich und geistig/ psychisch dazu in der Lage befindet, sein Bestes geben sollte, um nicht als Schmarotzer den Staat zu schröpfen! Es wird genau diese Leute aber immer geben, du wirst sie nicht bekehren können, fürchte ich. Schlimm ist es, wenn Menschen, trotz Fleiß oder weil sie nicht arbeiten können oder sich in Rente befinden, jeden Cent umdrehen müssen. Das ist traurig.

Wer kann schon die Welt retten? Wir können immer nur schauen, was wir in unserem Umfeld tun können.

Ich verurteile die Ausbeutung der armen Länder auf das Schwerste. Deutschland bildet da leider keine Ausnahme.

 AchterZwerg (05.01.25, 08:10)
In der Stadt der verlorenen Träume, wo das Licht und die Dunkelheit streiten, blenden die Reichen, während die Armen sich meiden.
Liebe Sigi,

hier möchte ich widersprechen, denn aus meiner Erfahrung meiden sich die Armen untereinander durchaus nicht. Dort gibt es häufig mehr Solidarität als unter den Wohlhabenden. 
Woran es eher mangelt, sind Empörung und Wut, die allein dazu befähigen, den etwa 240 Jahre alten Raubtier-Kapitalismus in eine humanere, gerechtere Gesellschaftsform zu verwandeln.

Herzliche Grüße
Heidrun

 Saira äußerte darauf am 05.01.25 um 09:28:
Liebe Heidrun,
 
ich danke dir für deinen wichtigen Hinweis! Du hast vollkommen recht, dass es unter den Armen oft eine starke Solidarität gibt.
 
Ich habe den Satz entsprechend angepasst: „In der Stadt der verlorenen Träume, wo das Licht und die Dunkelheit streiten, blenden die Reichen, während die Armen sich zusammenschließen, doch ihre Stimmen verhallen in der Stille der Gleichgültigkeit.“
 
Diese Änderung spiegelt nicht nur die Solidarität wider, sondern auch die Frustration über die fehlende Resonanz in der Gesellschaft.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 AchterZwerg ergänzte dazu am 05.01.25 um 15:38:
So klingt es rund und richtig! :) <3 :)

 Saira meinte dazu am 05.01.25 um 18:59:
:) <3 :)

 plotzn (05.01.25, 10:21)
Servus Sigi,

Du hast es als Erzählung eingestellt. Für mich ist es eine interessante Mischung aus Reimen und Prosa, die zum Thema passend etwas Balladenhaftes hat.

Glaubt man der Glücksforschung, macht Geld nur bis zu einem gewissen Grad glücklich. Wenn die Grundbedürfnisse gedeckt sind und man sich auch Urlaub oder etwas Schönes leisten kann (was leider bei viel zu vielen nicht zutrifft).

Darüber hinaus macht Geld nicht glücklicher. Das Problem ist nur, dass Superreiche wie Musk ihr Vermögen für mehr Macht nutzen und das macht sie zwar nicht glücklicher, aber viele andere unglücklicher...

Liebe Grüße
Stefan

 Saira meinte dazu am 05.01.25 um 13:37:
Servus Stefan,
 
ich habe tatsächlich überlegt, welches Genre am besten zu meinem Text passen würde. Für eine Ballade schien er mir nicht geeignet.
 
Ich finde es schrecklich, dass Macht und Reichtum oft auf Kosten anderer erlangt werden. Gerade ein Mensch wie Musk ist dafür ein Paradebeispiel. In meinen Augen ist er ein Riesenarschloch (sorry), der finanzielle und mediale Macht sowie Einfluss auf die rechte Politik hat.
 
Liebe Grüße,
Sigi

 TassoTuwas (05.01.25, 10:35)
Liebe Sigi,
das ist die Realität unserer Zeit.

Sie zu ändern ist unmöglich, denn, die es könnten, müssten sich beschränken, und den Abseitsstehenden hat man die Kraft und die Möglichkeiten dazu genommen.
Die wichtigste Frage ist, wie konnte es dazu gekommen?
Sie wird nicht gestellt.

Mit der Geburt betreten alle die gleiche Welt, aber nur für einen für einen Augenblick. 

Herzliche Grüße
TT

 Saira meinte dazu am 05.01.25 um 13:38:
Lieber Tasso,
 
deine Worte treffen den Kern der Sache. Die Realität, die du beschreibst, ist in der Tat bedrückend und macht traurig, aber auch wütend.
 
Wie es zu dieser Ungleichheit kommen konnte? Das liegt wohl an der Macht- und Geldgier des Menschen.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg (05.01.25, 13:58)
Hallo Sigi,

der Tanz um das goldene Kalb ist eine beklemmende Metapher für die ständig wachsende Ungleichheit in einer kapitalistischen Welt, die keine Alternativen mehr sehen will. Selbst der chinesische Kommunismus übersieht die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen. Auch in Deutschland verschließen viele die Augen vor der wachsenden sozialen Not Einzelner. Ein Beispiel: Ich stehe im Supermarkt an der Fleischtheke. Eine alte Frau möchte drei Scheiben von der billigsten Wurst haben. Darauf die Verkäuferin: "Darf es etwas mehr sein?" Die alte Frau antwortet: "Mehr kann ich mir leider nicht leisten."
Du legst wieder mal die Finger in eine klaffende Wunde.
Herzliche Grüße
Ekki

 Saira meinte dazu am 05.01.25 um 18:58:
Hallo Ekki,
 
dein Beispiel aus dem Supermarkt ist ein eindrückliches Bild für die Realität, mit der viele Menschen konfrontiert sind. Es ist traurig zu sehen, wie die Grundbedürfnisse von so vielen nicht mehr erfüllt werden können.
 
Danke für deinen Kommentar!
 
Herzliche Grüße
Sigi
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