..., dass die Morde an den alten Damen der Stadt weitergingen, justament in der Döblinger Hauptstraße, die ziemlich lang ist, war zum Fürchten. Unaufgeklärt blieben sie noch ein weiteres Jahr, kein Zusammenhang war zu sehen, da schlug der "Wahnsinnige von Wien", so titulierten ihn alle Zeitungen, erneut zu, nämlich im nächsten Haus, diesmal im vierten Geschoss, im übernächsten im dritten und im überübernächsten im fünften. Es war zum Verzweifeln. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, aber es musste doch einen Grund geben, da, passierte der siebte und achte Mord, diese waren seltsam, denn beide waren zwar ebenfalls ein Haus weiter, kontinuierlich in der Reihenfolge, aber zwei im selben Haus, jeweils im zweiten Geschoss und einer im Erdgeschoss.
Es reichte, die ganze Döblinger Hauptstraße wurde zum Hochsicherheitstrakt, dies über Wochen. An jedem Haus postierte einer vom Sicherheitspersonal, dies bezahlten die Hauseigentümer und wurden vom Staat teilfinanziert. Jeder, der in ein Haus hineingehen wollte, wurde kontrolliert und aufgeschrieben. Sie begannen sich gegenseitig zu verdächtigen und zu misstrauen. Dies erweckte den Unmut der Straßenbewohner, denn sie fühlten sich wie im Gefängnis.
Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ging die Serie weiter, erst einmal, dann Monate später die nächste und eine nächste Frau. Die Häuser wurden abgearbeitet.
Bis, ja, bis Oberinspektor Lassinger im Musikverein war, den Philharmonikern zuhörte, die Augen schloss und dem Konzert lauschte, da überkam ihn eine Eingebung. Er sprang auf, drängte sich mitten in der Vorstellung durch die Sitzenden unter höflichen Entschuldigungen, lief hinaus auf die Straße, rief, fast schon euphorisch, seinen Kollegen Quapil an und schrie ins Telefon: "Bring mir sofort einen Komponisten auf's Revier, irgendeinen, einen guten!"
Am Revier angekommen, saß bereits ein unscheinbarer Mann, älteren Baujahrs, anscheinend ein guter Komponist, von hohem Rang, den der Kollege aus Hietzing abholen ließ.
Lassinger begrüßte ihn fast schon demütig, dies mit einer tiefen Verbeugung, schilderte ihm seinen Verdacht, und so gingen sie zum einem White Board, wo der Komponist Notenlinien und Noten eintrug.
Dann sah er kurz andächtig auf sein kleines Werk, war still und in sich gekehrt, drehte sich um und sagte: "Anscheinend komponiert hier jemand grausam. Zweifelsohne dillettantisch, aber es wird, wenn es so weiter geht, eine Melodie."