Freistaat Zieflensberg

Auf der Gemarkung der Gemeinde Bad Herrenalb im Nordschwarzwald liegt er: der Freistaat Zieflensberg.

Es handelt sich um eine Gruppe von sechs Häusern, darunter ein Restaurant, genannt „Spechtschmiede“. Die Siedlung liegt im Tal am Fuße eines Berges, welchem sie ihren Namen verdankt.

Man kann auf der Terrasse des Restaurants sitzen und sehen, wie über die Straße durch den Ort nicht nur Katzen laufen, sondern auch Hühner und Enten, die ersichtlich streß- und angstfrei leben; einen Zaun kennen sie nicht, sie bleiben aus eigenem Interesse in ihrem Territorium. Neben der Straße verläuft ein Bach, dem durch Zulauf anderer Bäche eine größere Karriere unter dem Namen Alb bevorsteht, wovon er an dieser Stelle jedoch noch nichts ahnt.

Die Atmosphäre ist unvergleichlich friedlich. Eine Internet-Verbindung gibt es dort nicht, und so kann man auf Stunden vollständig vergessen, was sich an Schrecklichem auf der Welt ereignet. Das Schrecklichste in Zieflensberg ist die Existenz von Finanzamt und Steuerfahndung – aber selbst diesen Entitäten gelingt es, gänzlich unbedrohlich zu wirken:

Das Schlimme, es erscheint hier nur als Scherz.

Wenn auch über kein Internet, so verfügt der Ort doch über ein Rechenzentrum; dieses hat allerdings einen anderen Charakter, als man ihn erwarten würde:

Genau hinschauen, bitte. Und dann noch mit einem Rentner-Bänkle dicht daneben! Da kann man in aller Gemütsruhe über den Wandel der Zeiten meditieren.

Auch wenn all dies nach einem kleinen Paradies ausschaut, so muß man in der Spechtschmiede doch sein Essen (schwäbische und bayerische Küche) mit echtem Geld bezahlen. Daran würde auch – ich habe mich erkundigt – ein Antrag auf Einbürgerung nichts ändern. Und außerdem nehme ich stark an, daß Hühner und Enten nachts in einen Stall kommen, um nicht einem Fuchs zum Opfer zu fallen. Soviel Realitätssinn ist selbst in der Idylle unumgänglich.

Schauen Sie mal vorbei. Aber keinen Streit mitbringen, der paßt nicht zum Freistaat Zieflensberg.