Die Schafe ... oder nochmal Jacques Brel

Songtext zum Thema Anpassung

von  eiskimo

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Tut mir Leid, Schäferin, verzeih, aber

Hammel kann ich nicht leiden

Egal ob grobe Schurwolle

Oder Chapeau melon

Ob sie nun auf dem Hügel fressen

Oder hastig in der Kantine

Vorwärts getrieben von flinken Hunden

Oder drohender Abmahnung

Tut mir Leid, Schäferin

Hammel kann ich nicht leiden

 

Tut mir Leid, Schäferin, verzeih, aber

Lämmer kann ich nicht leiden

Wie sie so brav buckeln

Egal in welcher Herde

Egal in welchem Stall

Egal in welchem Büro

Da wären mir doch Wölfe lieber

Oder selbst freche Spatzen

Tut mir Leid, Schäferin

Lämmer kann ich nicht leiden

 

Tut mir Leid, Schäferin, verzeih, aber

Schafe kann ich nicht leiden

Die lassen sich brav einsperren

und schon blöken sie „Ja“

Die lassen sich scheren

Und blöken schon wieder „Ja“

Die lassen sich sogar schlachten

Und blöken immer noch „Ja“

Tut mir Leid, Schäferin

Schafe kann ich nicht leiden

 

Tut mir Leid, Schäferin, verzeih, aber

Deine Herden kann ich nicht leiden

Die sehen nicht weiter

Als bis zum Rande des Pferchs

Gehen mal rückwärts, mal im Kreis, ja

Ertränken glatt in einem Glas Weihwasser

Und sobald ein bisschen Wind aufkommt

Ducken sie sich panisch weg.

Tut mir Leid, Schäferin

Solche Herden kann ich nicht leiden

 

Tut mir Leid, Schäferin, verzeih, aber

Selbst Schäfer kann ich nicht leiden.

Die Herren Schäfer, Schäferin

Die erzählen dir was

Die Herren Schäfer, Schäferin

Die machen dir was vor

Schäferin, pass auf

Sonst wirst du auch nur noch blöken

Jetzt verstehst du, Schäferin, vielleicht

Was ich da alles nicht leiden kann

 




Anmerkung von eiskimo:

Frei übersetzt nach dem Chanson „Les moutons“  von Jacques Brel, unveröffentlicht

Die Illustration ist schon seit ein paar Jahren zu sehen in Köln, dicht am Bahnhof Ehrenfeld, wo sehr viel Street Art einen Raum gefunden hat

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Kommentare zu diesem Text


 Graeculus (26.05.25, 15:42)
Der schöne schafsinnige Text und die Illustration passen gut zusammen.

Als durch eine katholische Kindheit Geschädigter sage ich: "Der Herr ist dein Hirte, und du bist ein Schaf."

 eiskimo meinte dazu am 26.05.25 um 17:10:
Ja, auch ich war einmal lammfromm. Dann habe ich aber sehr gute Leute angetroffen, die Christentum vorlebten, allerdings in der französischen Kirche. Und die ist weiß Gott eine andere als unsere Konkordats-verwöhnte.

 AchterZwerg (27.05.25, 06:39)
Wie immer: Ein aussagestarkes Bild.

Ja, so sind sie.
Ob Schaf, ob Mensch.
 
Es gelingt nur wenigen, die ganze Herde auf einmal zu mögen - in christlicher Nächsten- oder der allgemeinen Menschenliebe (Agapi).

Allenfalls als Nutzvieh.

 eiskimo antwortete darauf am 27.05.25 um 10:57:
Die ganze Herde mögen? Selbstlos und aus Menschenliebe? Solche Heilige sind rar.
Eher findet man die Sorte Putin, die ihre Herde bewusst blöd hält, um sie in Wahnsinnskriegen  zu verheizen.
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