Gurru ... gurru ...

Kurzprosa zum Thema Beobachtungen

von  niemand



Wie unterwürfig es doch gockelt, dieses Tauben-Männchen auf dem Dach gegenüber. Begleitet von einem gurrenden Laut, bewegt es seinen Kopf fortdauernd rauf und runter. Wirkt wie ein Diener seiner Angebeteten, ein Jasager, denke ich, dabei geht es ihm doch nur darum an sein natürliches Ziel zu gelangen. Doch Fräulein Taube scheint heute ziemlich ungnädig. Vielleicht ist sie auch nur berechnend und sträubt sich zum Schein, weil ihr solch Verhalten behagt. Lass ihn doch betteln! Ja, so lange wie möglich. Der muss doch erst mal beweisen, dass er meiner würdig sein könnte. Ist doch schön, wenn die Männlichkeit so kriecherisch um einen buhlt. Derweil er immer weiter köpfelt und sich wie im Kreise dreht, springt das Weibchen eine Dachziegel höher, als wollte sie ihn aus einer anderen Perspektive besehen. Vielleicht macht sie sich auch lustig über ihn und es schmeichelt nur ihrer Eitelkeit, dass er so ausdauernd den Deppen macht. Weiß man es? Nein, man vermutet. Das kommt nicht von ungefähr, denn das Verhalten des balzenden Wesens, namens Taube, weist eine große Ähnlichkeit mit dem Balzen einer menschlichen, männlichen Person. Natürlich sind die äußeren Anzeichen anders. Das Tauben-Fräulein wirkt ziemlich schlicht, fast brav in ihrem grauen, an ein Internat erinnernden Kleid. Eigentlich ist sie hässlicher als das Männchen. Die hat ein Glück und muss sich nicht derart aufputzen wie das menschliche Weibchen, denke ich. Wenn es also um Schönheit ginge, müsste sie eigentlich um ihn herum springen. Dem Täuberich scheint Schönheit wohl egal zu sein, der will nur an sein Ziel. Oder er findet sie schön so wie sie ist. Grau.Ich werde es wohl nicht erfahren, es sei denn ich lerne noch die Tauben-Sprache, die Bedeutung des Gurrens. Ach, jetzt kommt sie ihm näher. Eine Dachziegel runter. Sieh mal einer an, sie schnäbeln.So richtig Schnabel an Schnabel. Jetzt hat er es wohl geschafft! Doch das Täubchen breitet ihre Flügel aus und haut ab. Einfach so. Wie bei den Menschen, denke ich, erst anmachen und dann verduften. Jetzt steht er da, der Depp. Das Drehen ist ihm wohl vergangen und auch das Abnicken findet nicht mehr statt. Ist ja auch keine mehr da, wofür es sich lohnen könnte.



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