Ring frei

Alltagsgedicht zum Thema Beobachtungen

von  Isaban

Und wenn die Boxer dann
einander samt Blessuren
umarmen, in die Arme sinken,

hat das mit Halt und Nähe
nichts zu tun, es ist nur
Waffenstillstand, Feuerpause,

Augen zu und Atem schöpfen,
Kurzurlaub von einer Welt,
in der die Hände Tacheles reden.

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Kommentare zu diesem Text


 Peer (24.03.09)
Hallo Isaban,
aktueller Bezug.:-)
Ja, das finde ich auch so mit das obskurste, was es gibt. Sich erst weichklopfen und dann Schönwetter vorspielen. Eine Kleinigkeit hätte ich, wie es aus meiner Sicht besser klänge:

Und wenn die Boxer dann
einander samt Blessuren
umarmend in die Arme sinken,

Ansonsten wie sonst auch gerne gelesen.
LG Peer
(Kommentar korrigiert am 24.03.2009)
(Kommentar korrigiert am 24.03.2009)

 Isaban meinte dazu am 24.03.09:
Ja, das Partizip wäre natürlich auch eine gute Möglichkeit, lieber Peer, auch eine, mit der ich geliebäugelt habe. Dann aber hat mir die Aufzählung - oder sagen wir mal - betonende Vertiefung dieses Vorganges besser gefallen. Ich denke noch einmal drüber nach. Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße,

Sabine
KeinB (29) antwortete darauf am 24.03.09:
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Steinwolke (65)
(24.03.09)
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 Isaban schrieb daraufhin am 24.03.09:
Diesen Anblick fand ich selber immer faszinierend, diese erschöpfte, fast zärtliche, irgendwie hilflos oder um Gnade bittend wirkende Geste, die im Ring, mitten in einem Kampf so seltsam und deplatziert erscheint.
Ich habe mich mit jemandem unterhalten, der selbst boxt und der hat mir erklärt, dass dieses "Umarmen" zwei recht logische Gründe hat. In dieser Haltung kann nämlich der Gegner keine Schläge platzieren, die wirklich schmerzhaft oder verletzend sein können - er kommt ganz schlicht mit seinen Fäusten nicht an die "wirksamen" Stellen heran - zum Anderen wird dabei der natürliche Instinkt ausgenutzt, der (fast) in jedem Menschen Hemmungen zum Zuschlagen auslöst, der so umarmt wird. Man schwächt also gewisserweise den Gegner, der sich dadurch erst wieder einen Moment lang "zum Kampf zusammenreißen/sammeln" muss, hat vielleicht sogar einen winzigen Vorteil dadurch, dass man selber durch die eigene Planung diesem "Reflex" ja entgegen steuern, also beim Loslösen eventuell sogar um einen Sekundenbruchteil schneller reagieren kann. Ganz klar geht es dabei auch um eigene Erschöpfung, um einen "Notgriff", um einige wenige Sekunden zu Atem (und den Schmerzen für einen Augenblick zu ent-)kommen. Daher: Kurzurlaub. Denn der Kampf, der Schmerz, die Auseinandersetzung bis aufs Blut geht ja weiter. Um Freundschaft, um echte Nähe, Halt oder Gnade suchen geht es diesem "in die Arme sinken" nicht - und jeder Ringrichter wird die "Umarmenden" sofort wieder trennen. Bizarr. Und dennoch.

Ich danke dir herzlich für deine Rückmeldung, Peter.

Liebe Grüße,

Sabine

 Ingmar äußerte darauf am 25.03.09:
schöne diskussion, die ihr da führt...

mir gefällt dein gedicht, sabine. es erinnert mich ein wenig an den wrestler-film, der gerade im kino läuft. die erste strophe holt mich sofort rein in diesen ring und in diesen augenblick, in die stille darin, die du im zentrum deines textes fokussierst. die zweite strophe verlässt das 'show' und wechselt zum 'tell': es wird erklärt, nicht mehr beschrieben. eigentlich mag ich das nicht gern lesen, ich lese ja eh selten sachbücher, aber hier störts mich nicht, katapultiert mich beim lesen lediglich aus dem ring und in die zuschauerreihen, in die perspektive, wo allerseits boxexperten und -expertinnen ihre meinungen kundtun. die dritte stophe aber fällt ab, ins grundlose: alles wurde schon gesagt, und besser gesagt zuvor; insbesondere 'Kurzurlaub von einer Welt, / in der die Hände Tacheles reden' ist ziemlich unglücklich formuliert und reicht bei weitem nicht mehr ran an alles, was 'waffenstillstand, feuerpause' evozierten. ich denke, die beiden letzten verse können (und müssen!) ersatzlos weg. wieviel stärker, wirkungsvoller es so trifft, dein gedicht, lies mal:

Und wenn die Boxer dann
einander samt Blessuren
umarmen, in die Arme sinken,

hat das mit Halt und Nähe
nichts zu tun, es ist nur
Waffenstillstand, Feuerpause,

Augen zu und Atem schöpfen.





-

herzliche grüsse,
ingmar

 Ingmar ergänzte dazu am 25.03.09:
ps.

ich denke gerade, dass es vielleicht meine männlcihe sichtweise ist, die deinen schluss nicht sehen möchte. ich denke, vielleicht sind die letzten verse die worte, die der weibliche blick findet?!

 DanceWith1Life (24.03.09)
tja, ich werde diesen Kommentar noch ein wenig ausarbeiten müssen...
(Kommentar korrigiert am 24.03.2009)

 Reliwette (24.03.09)
Dacor!
Champion werden
sich verewigen
alle fünf Weltmeistergürtel
in die Familie holen
für jede eingefangene "Hand"
fünf austeilen
und am Ende
noch bis fünf zählen können
klitsch...
ko!
Dr. Steelhammer
und Dr. Eisenfaust
haben in Sport promoviert
damals in der Ukraine

Ihre Gegner krabbeln
durch den Ring
suchen den (Not) Ausgang

Das Boxvolk tobt!
Man dankt dem Publikum
für die Unterstützung...

Damals bauten
die Pharaonen Pyramiden
heute wird man Bundeskanzler
oder Boxweltmeister
WBC
WBF
IBC
IBF
WBA
halleluja!

 Jorge meinte dazu am 22.09.09:
auch dacor!
Text und Kommentar sind eine gute Vorbereitung auf den Klitsch Ko Kampf am Wochenend.
LG Jorge

 AZU20 (24.03.09)
Gut beobachtet und in Worte gefasst. LG
Caterina (46)
(24.03.09)
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janna (60)
(24.03.09)
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 Jorge (24.03.09)
Ich hätte in ISABAN keine Boxexpertin vermutet.Die psychologische Deutung des liebevollen Klammerns findet auch meine Zustimmung. Ich halte mich übrigens für einen der größten Boxexperten des letzten Jahrzehnts. Weil ich in diesem Zeitraum keinen im Fernsehen übertragenen wichtigen Boxkampf versäumt habe.
Ring frei bis zur letzten Runde und atemlose Grüße von Jorge
Elvarryn (36)
(24.03.09)
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