Die Tiefen wollte er bezwingen,
vom Zug der Wellen fortgebannt,
um ferne Wasser zu durchdringen,
vom alten Ruf der See entbrannt.
Das Wasser zog ihm enge Kreise,
der Abgrund flüsterte von Macht
die Stille sprach auf ihre Weise,
wo kaltes Schweigen einsam wacht.
Ich stand am Rand und in starrer Nacht,
und sah sein Wüten wild und roh,
wie Gier nach Beute in ihm lacht,
bis selbst die Flut in Qualen floh.
Er knüpfte Netze um das Leben,
ließ Blutes Spur im dunklen Blau,
um sich der Gier ganz hinzugeben,
als Herr von Welle, Salz und Tau.
Er glaubte, alles sei ihm eigen,
was Tiefe je ihm schweigend bot,
doch sah ich Rot im Wasser steigen,
wo stumme Wesen trieben tot.
Ich sah, wie Schwämme sacht versanken,
Korallen bleich im stillen Grund,
wie Wale durch die Weiten schwanken,
aus wundem, altem Meeresmund.
Ich stand vor einem leeren Strande,
wo einst die reiche Flut sich bog,
sein Geist wie Staub im Niemandslande,
der lautlos in die Schatten zog.
Er wollte neu, die Nacht beenden,
dem Leben eine Richtung leih‘n,
die Gier aus seinen Adern wenden,
um sanft im Gleichgewicht zu sein.
Doch mehr war längst zerstört als heilte,
die Umkehr kam zu spät, zu schwer,
ich sah, wie seine Hoffnung eilte
verloren über graues Meer.
Nun steht er vor den schwarzen Tiefen,
kein Flimmern mehr im toten Spiel,
mein Blick streift Schatten, die dort schliefen,
verloren fern von Zeit und Ziel.
©Sigrun Al-Badri/ 2025