Alle 2.529 Textkommentarantworten von Irma

17.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Einzeller: "Liebe Sabine, du bist anscheinend wie Sternenstaub in der Petrischale gelandet. Für mich sehr interessant, weil ich dachte, dass das Gedicht ganz klar nur in Bezug auf Folter und Misshandlung lesbar ist. Der „Einzeller“ ist schlicht und ergreifend ein Häftling in Einzel(l)haft, also jemand, dem Zell(en)teilung verwehrt wird. Habe letztens einen Beitrag über die schlimmen Verhältnisse in ausländischen Gefängnissen gesehen, wo Folter an der Tagesordnung ist. Man versucht dort mit allen Mitteln, die Leute zum Reden zu bringen: Schlafentzug, Isolation, brutalste Misshandlungen usw. Während in den Quartetten nur das Licht dauerhaft brennt und man den Gefangenen mit Fragen löchert, die auf den Magen schlagen, wird in den Terzetten schnell klar, dass die Schläge nicht nur übertragen gemeint sind (Spucken und Erbrechen, Knochen angebrochen). Und gequält wird nicht nur mit brennendem Lampenlicht und löchernden Fragen, sondern mit brennenden Zigaretten und spitzen Gegenständen (meine Haut verbrannt, zerstochen). Das „Zellteilung wird mir verwehrt“ könnte man neben der strengen Isolationshaft also auch noch in Richtung: Erholung und Heilung ist nicht möglich, weil fortwährend gefoltert wird. Man bricht / niemals ein Versprechen! Nicht (doppelte Verneinung im Vers) / mal ein Wort werd‘ ich je sagen. Egal wie sehr sich der Häftling auch geschworen hat, dichtzuhalten, mit solchen Mitteln bekommt man wohl jeden zum Reden. Wem die Knochen gebrochen werden, der wird irgendwann sein (gegenüber seinem Freund, Mittäter) gegebenes Versprechen brechen. Denn er ist ein gebrochener Mann. Und diesen Prozess des Gebrochen-Werdens habe ich versucht, durch die vielen Brüche in den Versen, die den Lesefluss immer wieder durchbrechen, zu verdeutlichen. So in der Art dachte ich mir das. Scheint aber nicht so geklappt zu haben. Schade. Auf jeden Fall vielen lieben Dank für deine ausführliche Beschäftigung mit meinem Sonett. Ganz liebe Grüße, Irma"

17.12.18 - Diskussionsbeitrag zum Text  Nimmerland von  Isaban: "Nun ja, Armin, ich finde, das hört sich nicht gut an, vielmehr ausgesprochen traurig. :-( Der Beginn der ersten Strophe klingt noch recht harmlos. Ein Kleinkind, das auf den Schultern getragen wird. Aber schon das „seit Jahren“ lässt aufhorchen. Der Kleine „kuschelt sich / ins Nest aus meinen Haaren“. Sofort kommt einem das Bild eines unreifen Vogel-Babies in den Sinn. „Fest hält er sich an Hals und Ohr“: Hier beginnt auch wieder alles ganz harmlos, um dann im zweiten Vers schwer zu werden: „leicht ist er nicht zu tragen“. Der Winzling ist kein frecher Pumuckl, der dem Meister Eder auf der Schulter hockt. Und „Nimmerland“ ist auch nicht „Lummerland“. Wie ein Eichhörnchen-Junges klammert sich der Kleine fest an seine Mutter. „Ich schweig ihm manchmal Lieder vor / und denk ihm leise Fragen.“ Es geht um eine Frühgeburt, eine Totgeburt. Eine Frau, die so etwas erleben musste, hat wahrlich schwer daran zu tragen. „Ich schweig ihm manchmal Lieder vor und denk ihm leise Fragen.“: Die Gedanken der Mutter kreisen um ihr totes Kind, es lebt in ihrem Kopf weiter. Die Terzette machen den Widerspruch deutlich zwischen dem anhaltenden Leiden und der Angst davor, genau auch noch dieses letzte, was geblieben ist, zu verlieren: Die Erinnerung. Wie während der Schwangerschaft, wo die Mutter bei ausbleibenden Kindsbewegungen voller Besorgnis ist, fürchtet sich die Mutter auch hier davor, nichts mehr vom Kind zu spüren. Verlustangst bei etwas, was bereits verloren ist. So wie sich der Kleine im fünften Vers an die Mutter klammert, so klammert sie sich an die letzten Erinnerungen an ihr Kind. Das „Verloren habe ich ihn nie.“ Erscheint widersprüchlich, weil sie das Kind natürlich verloren hat. Das Kind kam anscheinend so früh zur Welt, dass man kaum von Geburt sprechen kann. („Ich hab ihn nicht geboren.“). Aber das Wissen, dass sie es immer im Kopf behalten und in ihrem Herzen tragen wird, ist zugleich auch beruhigend und klingt wie eine Versicherung, eine Liebeserklärung an das Kind. Sie wird es eben nie verlieren. Das „Noch nie ritt er auf meinem Knie.“ klingt extrem traurig. Hier wird gegenübergestellt, wie alles hätte sein können. Zu dieser Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit passt auch ganz hervorragend der Wechsel zwischen dreihebigen und vierhebigen Versen, die dem Gedicht beim Lesen so etwas Wiegendes geben und das immerwährende Fehlen (der vierten Hebung) verdeutlichen. Traurig und berührend. LG Irma"

05.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Forelle blau: "Auch hier noch mal ein spätes, aber liebes Dankeschön, Lotta! Und "schlechterzogen" bin in diesem Falle ich. Ein dickes *sorry*! :-) Liebe Grüße in deinen Advent, Irma"

05.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vom Fleck weg: "So ist das im Tannenbaum-Wald. ;-) Danke für deine erneute Rückmeldung, einer Entschuldigung bedarf es nicht. :-)"

05.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Forelle blau: "Ja, solche Typen haben oft kein Selbstbewusstsein und gewinnen es nur, indem sie Macht über einen anderen, wehrlosen Menschen ausüben können. Einen sehr verspäteten Dank an euch zwei! :-) LG Irma"

05.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Forelle blau: "Liebe Sabine, ich sehe gerade, dass ich die Kommentare zu diesem Sonett nie gewürdigt habe (*schäm*). Und dabei hast dich so intensiv damit beschäftigt und so irre viel rausgeholt. Also noch einmal ein super verspätetes, aber sehr liebes Dankeschön an dich! :-) Ja, es geht hier um eine misshandelte Frau, die mittels einer neuen Identität versucht unterzutauchen. Aber so etwas ist gar nicht so einfach, weil fast jeder heutzutage Spuren hinterlässt. Auch und gerade im Netz ist das gefährlich. Ich fürchte, ihr Mann wird ihr auf den Fersen bleiben und sie früher oder später finden. In den letzten beiden Versen werden Tisch und Bett hart geteilt durch den Zeilensprung. Und den verkürzten letzten Vers ergänzt man unwillkürlich mit "still sein - wie ein Fisch". Das mit der Hebungsverschiebung von "äußerst" in V.5 ist mir gar nicht aufgefallen (peinlich). Bin mir im Nachhinein auch nicht sicher, ob mir das wirklich so gut gefällt, oder ob ich nicht lieber stattdessen "zwar sehr" schreiben sollte. Was meinst du? Für V.10/V.11 habe ich keine andere Lösung bzw. gefällt mir die Stelle so trotzdem ganz gut. Aufgegabelt zu werden ist ja, wenn man es wörtlich nimmt, eine schmerzhafte Sache (viele Einstiche). Also, nochmal danke und einen lieben, adventlichen Gruß zu dir, Irma :-)"

05.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Vom Fleck weg: "Hallo Fdö, vielen Dank für deinen Kommentar. Die Nonarime ist eine Variante der Stanze, aber diese Kategorie gibt es hier bei KV leider nicht. :-) Ja, also ich dachte mir, es ist doch schön, jemanden zur Seite zu haben, der, wenn andere sich auskotzen, alles kurzerhand wegputzt. ;-) Liebe Grüße zurück, Irma"

04.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Gebeten: "Vielleicht hat sie sich etwas zu viel und zu rein (Reime S.2) gewünscht? Da konnte der liebe Gott wohl nur ein Englein schicken. Dankeschön, lieber Stefan, für das "voll gelungen" und die Empfehlung. Denn bei diesem Gedicht ging es mir in erster Linie darum, dass es berühren soll. Ganz liebe Grüße zurück, Irma"

04.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Gebeten: "Das ist furchtbar. Da steht man nahezu hilflos daneben und vermag kaum zu trösten. Ich wünsche der betreffenden Mutter viel Kraft. Und vielleicht irgendwann auch wieder ein kleines Glück. Danke dir, Jorge, dass du diese Worte dagelassen hast. LG Irma"

04.12.18 - Kommentarantwort zum eigenen Text  Gebeten: "Ich habe versucht, das Gedicht in Aufbau und Wortwahl so zart (nur drei Hebungen) zu gestalten wie das Kindelein. Ich freue mich, wenn mir das gelungen ist. Ein ganz liebes Dankeschön an euch beide, auch für die Empfehlungen. :-) LG Irma"

Diese Liste umfasst nur von Irma abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Irma findest Du  hier.

 
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Irma hat übrigens nicht nur Kommentare zu Texten geschrieben, sondern auch  4 Antworten auf Kommentare zu Autoren und  75 Antworten auf Gästebucheinträge verfasst.

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