Alle 290 Kolumnenkommentare von Bergmann

31.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Falter und Fische - W-M. Lyrik (42)" von  Bergmann: "Lieber Werner, ich weiß, die Tiere fielen mir schon früher auf. Ja, die meisten sind schön (oder klingen schön). Mit Holger Benkel schrieb ich darüber nie. Benkel ist ja ein Lehrherr, was Tiere angeht. Er schrieb in den letzten Jahren so eine Art "Benkels metaphorisch-mythisches Tierleben". Die Insekten hat er gut erforscht, Bienen, Käfer, ... Hab ich mich mit der Frostfliege vertan? Kann sein. Die Frostfliege kommt bei Mao Zedong vor. Da habe ich sie gefunden und übersetzt. Fleißig war ich bei deinen Gedichten gar nicht. Die Tiersuche in 38 Gedichten geht schnell, wenn man die Gedichte kennt. Ich freue mich darüber, dass du eine leicht selbstironische Haltung einzunehmen in der Lage bist (auf den Hund gekommen, das Tier ...). Es ist ja tatsächlich so, dass auch tiefe Inhalte in der Poesie auch ihre spielerische Seite haben. Zuviel Zoo? - Ja, ein bisschen schon. Wenn die Satire kommt, die Parodie, auch in Form einer Rezension, dann ... ergeben sich zwei Antworten: Zuviel ist zuviel - und zweitens: Wenn man zur Parodie taugt, dann ist man irgendwie auf dem richtigen Weg. Was du zu den Oberlehrern sagst, na ja, ... ich habe mich auf kv nie so gesehen, nur meine Gegner sahen/sehen mich als Klischee. - Die Jungen auf kv sind mir nie doof gekommen, aber die um 40 zeigten sich oft total unerzogen und rüpelhaft, sie nennen sich Lala, Jack sonstwie und blasen ihren Minderwertigkeitskomplex auf wie ein Ozonloch. Herzlichst: Uli"

30.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Falter und Fische - W-M. Lyrik (42)" von  Bergmann: "Mittelbau: oben (Luft), Mitte (Land), unten (Wasser). Mit leicht ironischem Touch. Mittel-Ich wäre auch gegangen :-)"

16.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Figuren" von  Bergmann: "Kurzum: Ich stimme dir im Wesentlichen zu."

16.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Figuren" von  Bergmann: "Dieter R.: Thomas Bernhard schätze ich auch sehr! Dass so viele auf kv Thomas Mann ablehnen, verstehe ich nicht. Die große Bildung und die sehr geschliffene Sprache, vielleicht auch der soziale Status Thomas Manns - sind diese Aspekte Motive sozialen Neids? Oder vermag so mancher Leser nur ganz gegenwärtige Texte verstehen? FRP: Ja, Castorps Weg zu sich selbst (und zur Erkenntnis der für ihn maßgeblichen Realität) scheitert. Ich schrieb dazu an anderer Stelle: Als ich nach meiner Schülerzeit den Zauberberg noch einmal las, erkannte ich erst die ästhetische Struktur, die metaphorische Vernetzung. Ich wusste damals auch noch nicht viel von Thomas Manns Leben, nichts über seine Veranlagung. Als ich vor einigen Jahren den Zauberberg zum dritten oder vierten Mal las, wurde mir Castorp zum ersten Mal ganz ungeheuerlich. Ich meine seine Liebesunfähigkeit und seine Unfähigkeit, die Erkenntnis vom „Schnee“-Kapitel ins Leben umzusetzen. Außerdem ist mir heute die Zeit-Struktur des Romans klarer, während mich früher nur das Philosophieren über die Zeit interessiert hatte. Am besten gefällt mir heute - sprachlich - der Schluss des Romans, der so kalt und warm zugleich ist, kalt gegen den tumben Hans Castorp, der in den ersten Gefechten fällt, warm wegen des Liedes vom Lindenbaum und der im Schluss versteckten Humanität, die im „Schnee“-Kapitel explizit formuliert wird als Gebot: „Du sollst dem Tod keine Macht einräumen über deine Gedanken.“ Das sind fünf Seiten, die plötzlich aus dem „raunenden Imperfekt“ (TM) ins Präsens fallen. Es ertönt die Fanfare der Gegenwart. Der Erste Weltkrieg wird zur schlimmstmöglichen Wende für Hans Castorp und viele andere, wenn auch oft erst im Angesicht des Grauens an der Front. Der Autor beschreibt Castorps Sturmlauf in seinen Tod mit einem seltsam anteilnehmenden und zugleich frostig distanzierten „Wir“. Ich kenne keine härtere Kälte gegen eine Romanfigur, die uns alle mitmeint, als diese im letzten Kapitel. Sie reißt nicht nur Castorp aus dem Stumpfsinn, sondern auch den Leser, vielleicht gilt das erzählende Wir auch ihm. Das ist kein pluralis maiestatis, sondern ein richtendes, ein heimlich didaktisches Ich im Sinne des pars pro toto. Es beginnt die Erzählung vom Todeslauf Castorps mit einem aufrüttelnden Erschrecken: "Wo sind wir"? Was ist das? - Eine halbe Seite später die lapidare Antwort: „… es ist der Krieg.“ Der Erzähler nennt Castorp dann einen „gutmütigen Sünder … im schwergesogenen Mantel, mit Sturmgepäck“ und zieht das Fazit angesichts des 7-jährigen Dornröschenschlafs, aus dem keine Prinzessin ihn erettete: „… das war kein Lustwandel“. Jetzt wechseln Imperfekt und Präsens, die Zeit gerät durcheinander. Der Erzähler dokumentiert eine Weile später die Unsicherheit seiner Vorstellungen vom Kampf und das Unverständnis gegenüber dem Krieg und dem völlig unbedachten Hineinschlittern in den Tod, jedenfalls was Castorp angeht; er begreift sich wieder in einem eigenartigen Plural: „wir schauenden Schatten am Wege…“ Es folgt eine Anspielung auf den mediterranen Traum vom paradiesischen Glück im „Schnee“-Kapitel, das Castorp am Morgen nach seiner Erkenntnis-Odyssee im Schnee schon wieder vergessen hat. Und nun kommt - nach fast eintausend empathischen Seiten! - die entschiedenste Kälte, die ein Autor und Erzähler seiner Romanfigur widerfahren lässt: „Da ist unser Bekannter, da ist Hans Castorp!“ Der Erzähler, jetzt allwissend, sieht Hans Castorp blind in den Tod stürmen. „Was denn“, staunt der Erzähler, „er singt!“ Der Erzähler tut natürlich nur so. Das ist bittere Ironie gegen die Romanfigur. Sie wird verurteilt, im metaphorischen Netz eingefangen, denn nun folgt das Lied vom Lindenbaum: „Ich schnitt in seine Rinde / So manches liebe Wort - “ Schon fällt Castorp. Im Lied sind Liebe und Tod verbunden. Schubert hat das schöne Lied Wilhelm Müllers vertont. Der Leser singt mit Castorp die Verse mit. Der steht noch einmal auf, „bewußtlos singend: ‚Und sei-ne Zweige rau-uschten, / Als rie-fen sie mir zu-’. Der Erzähler verschweigt die folgenden Verse: Komm her zu mir, Geselle, / Hier findest du deine Ruh’! Ja, die Verse treffen es genau! Castorp war schon tot, bevor er starb. Er lebte ja kaum. Er sehnte sich nach Liebe, unfähig Liebe zu geben oder zu empfangen. Er sah in der Sehnsucht die größtmögliche Steigerung der Liebe. Er traute der Realität nicht, und so entging er ihr im Träumen, mitten im Leben, bis er fällt, sinnlos, keine wirkliche Idee steht hinter Castorp. Er ist der scheiternde Parzival. „Lebewohl, Hans Castorp, des Lebens treuherziges Sorgenkind! Deine Geschichte ist aus. … Wir haben sie erzählt um ihretwillen, nicht um deinethalben, denn du warst simpel … und wir verleugnen nicht die pädagogische Neigung, die wir in ihrem Verlaufe für dich gefaßt… Fahr wohl -“, ruft der Erzähler Castorp zu, denn der ist der Prototyp des tumben Deutschen, der sich in den Ersten Weltkrieg führen ließ, und später in den Zweiten, noch dümmer, noch viel weniger verführt. Ein von tragikomischen Zügen nicht freier Hermesweg in den Hades, das ist der Weg Castorps. Ein makabrer Totentanz ist der Krieg. Der Erzähler sagt noch kälter als bisher: „… das arge Tanzvergnügen, worein du gerissen bist, dauert noch manches Sündenjährchen, und wir möchten nicht hoch wetten, daß du davonkommst. Ehrlich gestanden, lassen wir ziemlich unbekümmert die Frage offen.“ Im Kapitel „Der große Stumpfsinn“ hat Castorp eine Ahnung vom Ende des faulen Friedens, er sieht für einen Moment die Gefahr vor sich, und er will dem Jüngsten Gericht, so nennt er es tatsächlich, entfliehen. Es gelang ihm nicht zur rechten Zeit, wie es uns allen nicht gelang - und vielleicht bald schon wieder nicht gelingen will. Der Erzähler wendet sich von Castorp endgültig ab und dem Leser seiner und unserer Gegenwart zu und formuliert die letzten Worte des Romans mit einer hoffenden, aber leider ganz offenen Frage: „Wird auch aus diesem Weltfest des Todes, auch aus der schlimmen Fieberbrunst, die rings den regnerischen Abendhimmel entzündet, einmal die Liebe steigen?“"

16.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Figuren" von  Bergmann: "Danke, mein Wertester, ich ändere die Formulierung mir und dir zuliebe."

02.01.15 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Gedanken zur Montage-Technik" von  Bergmann: "Ein überzeugender Aspekt!"

27.12.14 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Bloch und das Matterhorn" von  Bergmann: "Lala: Mach's vor - mit einem Selbstversuch, ich rate zu Titan."

26.12.14 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Bloch und das Matterhorn" von  Bergmann: "Die Ansichtskarte Ernst Blochs korrespondiert wahrscheinlich nicht zu seinem berühmten Aufsatz „Alpen ohne Photographie“ (1930), in: E. B., Literarische Aufsätze. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1978. Hier eij kleiner Auszug: „Kaum sieht man hier mit anderen Augen als denen von vorgestern. Das Gebirgswasser hat eine verabredete Farbe, sie kommt nicht von sich los. Die Tannen hängen aus dem neunzehnten Jahrhundert herein, aus tausend matten Bildern. Ansichtskarten decken eine Landschaft zu, indem sie sie unausrottbar abbilden. Es ist dieselbe Landschaft aus Wildwasser, steilen Matten, gezackten Alpen, die vor hundert Jahren noch Schrecken erregt hatte und seitdem aus den Kartengrüßen nicht herauskommt. Ja, sie hat gelitten wie keine andere, mit der Alm, auf der koa Sünd is, mit der Aussicht, die dem Jodelspießer alles lohnt. Und auch seitdem ist die Landschaft so schwer von der Tünche des Geschwätzes zu befreien, keine ist zuletzt so leicht photographierbar geworden und so schwer zu malen.“ In der Tat kommt im Essay auch das Matterhorn vor. Ein (eher ungewollter) Bezug ist natürlich automatisch da: Das Kartengrüßen und das Problem der Abbildbarkeit von Natur (oder eben von Wissenschaftsplanung)."

19.12.14 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Lesestatistik" von  Bergmann: "Mein Alter habe ich am Ende des Textes angegeben. (Das war 2010.) Meine Schüler habe ich nicht gezählt. Ich war 32 Jahre lang Lehrer, zuvor Verwaltungsangestellter in zwei Bundesministerien und in der Deutschen Forschungsgemeinschaft, davor Bundeswehr (Z2). Die Aufrechnung ist keine Klage, ich wurde gut bezahlt, sie ist eine nüchterne Feststellung."

12.12.14 - Kommentar zum Kolumnenbeitrag " Über-List" von  Bergmann: "Der letzte Satz meint: An die Willensfreiheit kann/muss man glauben, mehr geht nicht."

Diese Liste umfasst nur eigenständige Kolumnenkommentare von Bergmann. Threads, in denen sich Bergmann an der Diskussion zu Kolumnenkommentaren anderer Leser mit Antworten bzw. Beiträgen beteiligt hat, findest Du  hier.

 
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Bergmann hat übrigens nicht nur Kommentare zu Kolumnen geschrieben, sondern auch  einen Buchkommentar,  2 Kommentare zu Rezensionen,  4 Kommentare zu Textserien,  19 Kommentare zu Autoren,  86 Gästebucheinträge,  9 Kommentare zu Teamkolumnen und  1.878 Kommentare zu Texten verfasst.

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