Alle 539 Texte von BeBa

kirchturmglocken - / sie läuten in der sprache / meiner kindheit /

Sonntagmittag, Ende November. Ich schaue aus dem Fenster in den Regen. Bin gerade aufgestanden. Zum Frühstück: Milchkaffee mit trockenem Croissant vom Vortag. Seit dem Auszug von Susi im letzten Monat ist bei mir nicht mehr viel los. Ich lebe...

sie sieht ihn kommen / steht in der letzten s-bahn / die türen schließen /

liebe ist sagst du und schweigst

wenn ich mein fenster öffne quietscht tram neun um die ecke die turmuhr schlägt zwölf und ein kind schreit zu mittag eine notarztsirene verspricht eilige hoffnung dann wird’s endlich grün und alle autos geben elektrogas von irgendwo ruft...

mai 2020 - die schaukel spielt mit dem wind

Es ist dunkel. Irgendwo klingelt und blinkt ein Telefon. Ich taste mich vor und gehe ran. Jemand fragt nach einem Malte, den ich nicht kenne. Also rufe ich „Malte!“, aber außer mir scheint niemand anwesend zu sein. „Lassen Sie mal“, sagt...

still das meerden neubeginn am horizontatmet sie tief ein /

Manchmal träume ich von einer Telefonzelle. Eine dieser alten mit Tür, und darin nur ich. Werfe zwanzig Pfennig in den Schlitz, drücke die Tasten und du nimmst ab. Auf der Ablage zwei Stapel zu dreißig Pfennig, die ich rechtzeitig nachlege....

dieser blick als sie hochkommt aus der metro

ich sage zu janek / lass gut sein / doch er wäre nicht janek / wenn er auf mich hören würde / bestellt weiter pints / weil er das wort pints so toll findet / und bei jeder order grinst er blöd / als ich auf’m Klo bin / ist er wohl raus...

Die Zeit ist abgelaufen, jetzt ist Schluss. finito. Sie haben mir eine Frist bis zum Ende des Tages gesetzt. Und nun höre ich durch das offene Fenster, wie die Turmuhr Mitternacht schlägt. / Es ist unerträglich heiß hier oben und von draußen...

ich kehre heim und / schaue hoch / das fenster steht weit offen / jemand spielt / auf deinem klavier /

sie trägt klamotten / vom wühltisch / dicke pullover / im sommer und / um ihre mageren schultern hängt / eine tasche aus krokodillederimitat / mit ihren pumps vom letzten jahr / klappt es immer noch nicht / und da wo sie lebt / ist es gestern...

klappernde wohnungstüren / und damenschuhe / im treppenhaus / von irgendwo wie immer / bis heute abend / wie immer unbeantwortet / draußen wird es hell / und ich zieh mir die decke / über den tag /

Sie wohnt drei Stockwerke unter mir. Im Erdgeschoss. Ich treffe sie regelmäßig. Morgens um sieben an der Bushaltestelle. Manchmal begegnen wir uns auch schon im Treppenhaus: Wenn ich herunterkomme und sie just in diesem Moment ihre Wohnung...

morgensirgendwasklingeltich nehme nicht ab unddas handy ist sowieso auses ist wohl mein weckerder mir sagen willwer und woich eigentlich bin /

zwischen ihnen die letzte nacht / frische brötchen und die / morgenzeitung / schweigen reichlich für / den ganzen tag / und ein kaktus / auf der fensterbank / vertrocknet /

Noch einmal lese ich die Nachrichten, die in den letzten Tagen von dir gekommen sind. Paris hast du verlassen und bist jetzt auf dem Weg an die Côte d’Azur. Du fühlst dich wohl und reist nicht mehr solo, seit du Claire getroffen hast. Sie...

irgendwo eintelefon und ihmist es egalnach all demwhiskeywartet er nur nochauf ihren anruf /

aus dem nachbarhaus / das schreien einer frau / verhallt im nichts /

Den Tag des Umzugs habe ich mir freigenommen, konnte es bis zum Schluss nicht glauben. Aus dem Fenster, zweiter Stock und exzellenter Überblick, beobachte ich, wie die Möbelpacker aus dem LKW steigen. Um sicherzugehen, laufe ich nach unten bis...

Meine Nachbarin hatte mich gebeten, für die Dauer ihrer Abwesenheit Pflanzen und Katze zu versorgen. Eine Anweisung zum korrekten Gießen fand ich dann als Zettel auf dem Wohnzimmertisch. Auch die Katze wurde dort erwähnt: zwei Mal am Tag...

heute kam dein brief / du bleibst noch was / dort unten in der sonne / das weiß ich schon längst / von deiner freundin / die jetzt bei mir wohnt /

still ist es geworden und dunkel um uns herum doch unsere hände finden sich immer noch

Kraut und Rüben in dieser Nacht! Alles geht durcheinander. Jeder macht, was er will. Gerade noch zahlte ich in der Habana Bar den letzten Mojito, jetzt sitzt jemand im Vollmondschein auf der Motorhaube meines Chevy und grinst. „He,...

wir nachtschwärmer und / das grölen in den / engen gassen / ich / liebe dich und / diese stille in prag /

um halb drei / mischt sie sich / unter die gestalten / die ziellos wie sie / durch die nacht torkeln / keiner kennt den anderen / und wenn der tag dämmert / wird auch sie sich immer fremder /

schritte vor meiner tür ein schlüssel will nicht ins schloss genuschelte worte ich stehe schon auf dann findet der nachbar doch die eigene wohnung

nachts / stellt sie es ans fenster / das foto von ihm /

nachts / an den schaufenstern / entlang / all die puppenblicke /

vor unserem dateder vollmond versteckt sichhinter den wolken /

jetzt nachts slalom / zwischen straßenlaternen / der müll ist schon abgefahren / von irgendwo ruft es / in diese stille / und ich bin / auch so einer / der gar nicht gemeint ist /

ich rufe in den nebel - höre meine schritte

heiliger abend in den armen der amme ein neues leben

neujahrskonzertdie erste geige spieltwieder mal für sie /

der neurentner stöhnt -auf dem kalender heutewieder alles frei /

verpasstmanche momentezum beispielals wir unsauf der rolltreppebegegnendu dir lächelnddurchs haarstreichst undich vergessemich umzudrehenwegen dir /

Noch einmal Meer Seit drei Stunden fährt er durch die Nacht. Mitten im Herbst. Vorher hat er seine Tochter Sarah angerufen, die zurzeit für ein Auslandsjahr in New York ist. „Jetzt in dieser Jahreszeit? Bist du verrückt?“, hat sie gefragt....

wir hatten eine gute zeit / in dieser geilen bar / als wir rauskamen / ertrank das laternenlicht / in den straßenpfützen / du sagtest november / und ich dachte scheiße /

Im Schneegestöber allein ein schwarzer Hut © Bernd Balder

rekordsommerschluss / die kraniche trompeten / den novemberblues /

kalter wind / fräst sich durch / die kleidung / der letzte bus geht / in 10 minuten / ich schließe meine augen / für einen sommertag / und für dein lächeln /

ohne ziel dem flieger am himmel folgen

mein großvater - von ihm blieb mir die brille und das buch dazu

was soll ich sagen / mein verstorbener vater sitzt / auf meiner parkbank /

party!hörte er und begannzu sterben /

nach der party / jeder geht mit sich selbst / durch die nacht /

vitello tonnato und / dazu ihre blicke / vom tisch gegenüber /

Wenn die Pflegekraft morgens kommt, kleidet sie ihn nach der Körperwäsche an, bereitet ihm das Frühstück, stellt ihn mit seinem Rollstuhl ans Fenster und zieht die Gardine zurück.Dann steht sie für ein paar Extraminuten neben ihm. Still...