Feuer

Text zum Thema Allzu Menschliches

von  bluedotexec

Tja, und so klingt dein Tag aus. Mit alkoholfreiem Bier, quasi seelisch geschädigt, mit rötlich brennender Sonne, deren Feuer du von hier aus siehst, von hier, wo du liegst. Im Gras. Mehr oder minder, eher auf deiner Insel im Grasmeer, auf einem roten VW-Bus, die Augen auf das Ziel gerichtet, nach oben, wo die Flammenträne scheinbar unter Wasser, hinter azurblauen Schleiern, vor sich hin glüht. Der Flaschenhals wird warm, und deine Finger streicheln sanft an ihrer Rundung entlang bis nach oben zu ihrer feuchten Öffnung und...
jetzt verlieren wir den Faden.
Dein Arm wird taub, und du sehnst dich nach genau diesem Gefühl in deinem ganzen Körper, du sehnst dich nach dem Verlust jeglichen Gefühls in dem Instrument, mit dem du deine Umwelt kontaktieren kannst. Du verlangst nach diesem Gefühl oder besser: Diesem Ungefühl, aber trotzdem nimmst du den Arm unter deinem Kopf weg und du siehst wieder zu der roten heißen Wonne, die dort oben/unten brennt.
Dieses Bild ist so wunderschön. Du siehst dich selbst von fern, du entschwebst dem Auto und der Decke und dem Flaschenbier, und du sitzt vierzig Meter entfernt im kniehohen Gras und siehst gegen das crimson-rote Blut der Sonne dich selbst. Du siehst eine Gestalt auf einem Auto, du siehst im Vordergrund nur Gras, und du genießt das ganze. Du wirst das ganze.
Und plötzlich hörst du Musik. Sie dringt zu dir durch wie ein 30-mm-Geschoss durch Reispapier. Es ist "Magic Carpet Ride" von Steppenwolf. Nein, es ist "Dermitder" von Farin Urlaub. Falsch, es ist "Hooligan Reggae" von den Offenders.
Und du versetzt dir selbst eine imaginäre Ohrfeige. Es ist scheißegal, was es ist. Du springst vom Auto, du wirfst die Flasche ins Gras, und du tanzt, setzt Fuß um Fuß vor Fuß nach Fuß, wippst mit den Absätzen, schiebst die Hüfte hin und her - es folgt die zweite Ohrfeige für den Versuch, es optisch darzustellen. Es ist scheißegal, wie du aussiehst. Es ist egal, ob du gut tanzt oder schlecht, es ist egal, was du tanzt, es ist sogar egal, ob du den Click, den Takt, hast oder nicht. Es ist nicht entscheidend, was oder wie du tanzt, mit wem, zu was, es gibt nur eins: Es gibt dich. Du tanzt, du stehst da und du tanzt, und was auch immer du tust, wenn du dabei tanzt, ist es das richtige. Also tanz! Was immer du tust, tanz, denn die Sonne spielt deine Musik, und aus deren Takt wirst du niemals fallen. Tanz' dein Leben, dann füllt es sich von selbst mit Musik.
Und dann fahr' nach Hause, es ist spät.

Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren

Kommentare zu diesem Text

cannam (35)
(29.07.09)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Dieter_Rotmund (01.10.19)
Keine Ahnung, um was es hier gehen soll. Der Text hat kein Zentrum.

 bluedotexec meinte dazu am 01.10.19:
Jo, da hab ich noch getrunken. War ne wilde Zeit damals.
Möchtest Du einen Kommentar abgeben?
Diesen Text kommentieren
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram