Der Blumenmann

Erzählung zum Thema Abrechnung

von  Lala

Vorwort

Es war nicht November, aber es war auch kein Sommer; es war nicht warm, nicht kalt, noch trocken oder feucht, als sie von ihm Abschied nahm. Der Tag fühlte sich geschmacksneutral an. Sie konnte nicht umhin, zu registrieren, dass alle anderen diesen Tag so lebten wie alle Tage: gewöhnlich. Das ums Eck einer in die Grube fuhr? Wen sollte das bekümmern? Das wäre nur dann, und auch nur vielleicht, ungewöhnlich gewesen, wenn sein Herz mitten am Tage auf der Straße und nicht im Schlaf entzwei gegangen wäre.

Nun war er fort. Endgültig. Nein, nicht fort gegangen sondern fortgeschickt, in eine Holzkiste gesteckt, vergraben und verbuddelt. Sie ahnte schon, als sie die letzte Hand der Wenigen am Grab geschüttelt hatte, dass sie nicht willens war, aufzuarbeiten oder Trauerarbeit zu leisten. Sie hatte in ihrem Leben gelernt, dass es vorrangig darauf ankam zu funktionieren. Die inneren Dämonen? Gingen keinen was an.

Nun waren nach seinem Tod die Monate ins Land gegangen, sie hatte ihre Pflicht erfüllt und sehr gut funktioniert. Sie sah nicht, dass sie noch verhärmter wirkte als zuvor und wenn sie jemand darauf aufmerksam gemacht hätte, dann hätte sie wohl auch nur den Kopf geschüttelt, weil sie so eine dusslige Feststellung für nicht der Rede wert gehalten hätte. Wie, so hätte sie gedacht, sollte es auch anders sein, wenn einem der Mann, Freund, Partner und Geliebter aus Jahrzehnten davonstirbt? Aber es machte sie auch keiner darauf aufmerksam. Sie musste sich nicht rechtfertigen. „Hauptsache, du gibst nicht nach und lässt dich nicht gehen; Hauptsache du gießt die Blumen, machst die Wäsche, wechselst Gardinen, putzt den Flur und pflegst dich anständig“, dass war ihr Mantra, das befahl sie sich selbst, wenn es zu still in den Zimmern ihrer Wohnung geworden war und die Dinge nur das waren was sie sind: stumm.


Inhaltsverzeichnis
  •  Kapitel 1: I. (1262 Worte)
  •  Kapitel 2: II. (561 Worte)
  •  Kapitel 3: III. (935 Worte)
  •  Kapitel 4: IV. (1165 Worte)
  •  Kapitel 5: V. (2169 Worte)
  •  Kapitel 6: VI. (2377 Worte)
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Kommentare zu diesem Text

Abrakadabra (41)
(19.11.10)
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 Lala meinte dazu am 23.11.10:
Hallo Abrakadabra,

es stimmt, dass sich knappen Darstellungen bzw. Beschreibungen bevorzuge. Nicht ganz so extrem wie Kurt aus der geschichte, aber dennoch knapp zu nennen. Hölzern? Hölzern ist schlecht auch wenn Du es mit Tucho verbindest. Aber Deine Kritik korrespondiert mit meiner generellen Unsicherheit ob Figuren glaubwürdig und Geschichte tragfähig ist. Vielleicht schaffe ich es beim nächsten mal Dich zu "packen".

Gruß
Lala
Manu (56)
(22.11.10)
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 Lala antwortete darauf am 23.11.10:
Hallo Manu,

und an dieser Stelle auch ein Dank an Isaban. Kurz schaffe ich eher selten, um so erfreulicher, dass es dir nicht zu lang geworden ist. Als Krimi hätte ich ihn nicht direkt eingeschätzt, aber doch ist es die Richtung, die am ehesten hinhaut.
Sollte ich ihn noch mal überarbeiten, sollte ich mehr in diese Richtung gehen. Jemand schrieb mir mal sinngemäß zu dieser Geschichte, ich hätte zuviel reingepackt bzw. es sei ihm nicht klar geworden, was für eine Art Geschichte er da liest bzw. worauf er sich einlassen soll und blieb ihm deswegen fremd.

Vielen Dank für's Feedback und Lesen.

Gruß
Lala
Lila_Regenflieg (56)
(28.11.10)
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 Lala schrieb daraufhin am 28.11.10:
Aber still klingt wie eine Triangel. Während das Wörtchen stumm kein Widerhall hat. Es ist stumpf. Daher ist es stumm und nicht still.
Lila_Regenflieg (56) äußerte darauf am 28.11.10:
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