Konformation

Gedankengedicht zum Thema Allzu Menschliches

von  Isaban

Die Mädchen strecken ihre blanken Beine
durch Schuhe, die auf hohen Sohlen stehn,
die Röcke wippen knapp, wie um die Scheine,
die sie gekostet haben zu verwehn.

Versteckt sind die Gesichter unter Farben,
wie Leiber unter Uniformengrau,
die Lider tragen Schwarz, die Augen starben,
die Haare blühen blond und rabenblau.

So stelzen sie die Limbecker hinunter,
sind Waren, die durch Warenhäuser gehn,
in Schuhgeschäften werden sie recht munter,
eins hab ich aus Versehen lächeln sehn.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (42)
(25.05.11)
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Schön, wenn sich das Bild überträgt.
Hab Dank für deine Rückmeldung, John.

Liebe Grüße,

Sabine

 Bergmann (25.05.11)
Das ist sehr schön gelungen mit den leisen Untertönen, die immer lauter werden. LG, Uli

 Isaban antwortete darauf am 25.05.11:
Danke schön, Uli!

Liebe Grüße,

Sabine

 styraxx (25.05.11)
Da frage ich mich, ob dies nur ein Phase ist, die vorübergeht, oder zelebrieren die Mädchen bereits jetzt schon ein Konsumverhalten, das auch später als selbstverständlich erachtet wird? Leute wie Klum leisten hier Vorschub und spielen dem Markt in die Hand.
Es wird viel Wert auf Äußeres gelegt, was partiell auch mit Identitätssuche aber weniger mit Findung zu tun haben mag. Das Thema ist direkt aus dem Leben gegriffen, was diesem Gedicht Gegenwärtigkeit und Präsenz verleiht. LG

 Isaban schrieb daraufhin am 25.05.11:
Diese Suche nach der eigenen Identität hab es schon immer, lieber Cornel, bei den einen sehr, bei den anderen etwas weniger ausgeprägt, heute nehmen halt die diversen Medien verstärkt Einfluss auf Modeerscheinungen/Uniformen, Selbstverständnis/Selbstbild und Auftreten in der Öffentlichkeit. Ganz egal, wie (und wie sehr) sich die Kinder von der vorhergehenden Generation abgrenzen (wollen), ab und zu vergisst fast jeder mal seine Rolle. ;)

Liebe Grüße,

Sabine

 Irma (25.05.11)
Dein Gedicht hat mich in doppelter Hinsicht schmunzeln lassen! )

Zum einen habe ich doch glatt erstmal "Konfirmation" gelesen, weil meine Gedanken noch bei der gerade erhaltenen Einladung zu einer solchen fest hingen. Hat ein paar Zeilen gebraucht, bis sich mein Erstaunen entgrübelt hat...

Zum anderen habe ich gestern mit meiner knapp Dreizehnjährigen tatsächlich geschlagene zweieinhalb Stunden im Schuhgeschäft verbracht, um dann mit drei Paaren für sie (und keinem für mich!) den Laden wieder zu verlassen. Nun ja, immerhin waren es wirkliche "Schnäppchen". )

Keine leichte Zeit, diese "Pupatät". Weder für die Kinder, noch für die Eltern. - Aber erstklassig von Dir in Szene gesetzt!
LG BirmchenIrmchen
(Kommentar korrigiert am 25.05.2011)

 Isaban äußerte darauf am 25.05.11:
Hab herzlichen Dank für deine Rückmeldung, BirmchenIrmchen.
Freut mich sehr.

Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 (25.05.11)
Mein Gott, wie wahr. War gerade mit meiner Frau in Wien und sah das alles, ohne es so in Worte fassen zu können. Aber an den Absätzen arbeite ich. LG
holzköpfchen (29) ergänzte dazu am 25.05.11:
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
@ Armin:

Ich glaube nicht, dass es nur an Frau Klumm und dem TV-Konsum liegt, lieber Armin, wir haben uns ja damals auch eine Rolle/Uniform gesucht und uns von unseren Eltern mit den Schlaghosen und Hippieklamotten abgesetzt. Aber spätestens, wenn einem die neuen Abnabelungsuniformen so krass ins Auge stechen, weiß man, dass die Generationen mal wieder einen Sprung gemacht haben. ;)

Liebe Grüße,

Sabine

 AZU20 meinte dazu am 25.05.11:
Ich habe als Beispiel vor allem die hohen superdünnen Absätze bewundert und die Mädchen dann nur noch bedauert, als ich sie unbeholfen auf dem Pflaster herumeiern sah. Natürlich hat jede Zeit ihre Mode, aber tragbar sollte es wohl bleiben. LG
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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 AZU20 meinte dazu am 25.05.11:
Dein Vergleich hinkt. LG
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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holzköpfchen (29)
(25.05.11)
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Hallo Holzköpfchen,

wirklich spannende Interpretationsansätze! Ist schon irre, welche Assoziationen da durch die Verse hervorgerufen werden können. Vielleicht bietet der Titel ja auch noch eine Blickrichtung.

Liebe Grüße,

S.
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
In welche Richtung genau zielen die anderen Kommentare deiner Meinung nach, liebes Holzköpfchen?
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Liebes Holzköpfchen,

niemand will dir deine Sicht nehmen. Das Schöne an Lyrik ist, dass jeder einen Text auf die ganz eigene Weise interpretieren kann. Nun können die Interpretationen der Einzelnen natürlich sehr nah an den Intentionen der Autoren liegen - oder aber auch nicht; beides ist vollkommen ok. Man sollte dabei lediglich nicht vergessen, dass jede Interpretation die persönlichen Assoziationen des Interpretierenden spiegelt, die auf seinen ganz eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen basieren - nicht etwa auf denen des Autoren.
Jack (33) meinte dazu am 25.05.11:
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Ich finde spannend, welche Assoziationen durch meinen Text ausgelöst werden. Warum sollte ich Holzköpfchens Sicht und Interpretation denn auseinander nehmen, meinen Text rechtfertigen oder meine Intentionen verkünden und somit den Interpretationsspielraum der anderen einschränken, lieber Jack? Gedichte muss man nicht erklären, sie dürfen für sich selbst sprechen. Interpretationen sind eine sehr subjektive Angelegenheit. Holzköpfchens entspricht nicht der meinen, was aber nichts weiter bedeutet, als dass wir unterschiedliche Sichtweisen haben. Da muss nicht widersprochen, nichts widerlegt werden.

LG, Sabine
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Die eigenen Gedichte zu erklären ist (um mal Lala zu zitieren, der das damals wunderbar auf den Punkt gebracht hat) wie Witze erklären. Ich traue meinen Lesern zu, dass sie ihre eigene Interpretation finden, liebes Holzköpfchen. Und genau diese Möglichkeit möchte ich ihnen lassen.
holzköpfchen (29) meinte dazu am 25.05.11:
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 Momo meinte dazu am 25.05.11:
@Isaban

Ich will hier nicht auf einen fahrenden Zug aufspringen, ist ja sowieso mittlerweile zum Erliegen gekommen, aber ich möchte dir dennoch kurz meine Sichtweise auf das Gedicht (ich las es schon heute Morgen) mitteilen, denn genau wie Holzköpfchen fehlte auch mir Menschlichkeit, Humor, ein kleines Augenzwinkern zwischen den Zeilen. Es wirkte auf mich so unbarmherzig:

„die Lider tragen schwarz, die Augen starben,

sind Waren, die durch Warenhäuser gehn,“

Interpretationen sind den Lesern vorbehalten, die beurteilen, wie ein Text auf sie wirkt (und warum). Ob das jetzt der Absicht des Autors entspricht oder nicht.

„Man sollte dabei lediglich nicht vergessen, dass jede Interpretation die persönlichen Assoziationen des Interpretierenden spiegelt, die auf seinen ganz eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen basieren - nicht etwa auf denen des Autoren.“

Ein Autor muss und kann auch gar nicht sein Gedicht interpretieren, er weiß, was er schrieb und warum er es (so) schrieb, jedenfalls meistens.

Liebe Grüße, M.

 poena (25.05.11)
das mag ich. hatte mit staunendem interesse die bilder zu den mädels im kopf zerlegt und beim letzten satz dann so richtig grinsen müssen.
isabanische ironie vom feinsten. :o)
liebundgruß, s

 Isaban meinte dazu am 25.05.11:
Ist es nicht herrlich, wenn sie ihre Rolle mal kurz vergessen? :D
Ich grüß dich.

S.
Gruszka (62)
(04.06.11)
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