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Klassiker der Dichterbeschimpfung - heute: Catull, Carm. 14

Kritik zum Thema Literatur

von  toltec-head

Dichter beschimpfen Dichter - das ist im Zeitalter der Betulichkeit und der political correctness ein leider vom Aussterben betroffenes Genre. In memoriam Menschenkind und LudwigJanssen, die wegen "ungebührlichen Betragens" derzeit das edle Schicksal der Verbannung des echten Schriftstellers miteinander teilen, werde ich hier in loser Reihenfolge an Klassiker der Dichterbeschimpfung erinnern, um dem scheinheiligen, bildungbürgerlichen, sich jederzeit in schicklichem Betragen übendem Publikum, vor allem aber den scheinheiligen, bildungsbürgerlichen, stets schicklichen Dichterlingen ihre Ignoranz vor Augen zu führen.

Calvus schickt Catull ein Buch des von Catull so bezeichneten "litterator" Sulla. Mit "litterator" ist offenbar jemand gemeint, der zwar pedantisch Versfüße zählen kann, dessen Gedichte aber über keinerlei Witz oder Eleganz verfügen. Kurz: jemand, der nach Schema F dichtet, und dies mengenweise, Tag für Tag, ad nauseam. So etwas gab es also offenbar schon damals und veranlasst Catull zu dem Ausruf:

Di magni, horribilem et sacrum libellum!

Große Götter, welch schauderhaftes und verwünschtes Werk!

Quem tu scilicet ad tuum Catullum
misti, continuo ut die periret,
Saturnalibus, optimo dierum!

Das Du Deinem Catull geschickt hast, dass er
Noch am selben Tag dahinsterbe,
Ausgerechnet am Saturnalienfest!

Non non hoc tibi, false, sic abibit.

Nein, dass lass ich Dir Heuchler nicht durchgehen.

Nam si luxerit ad librariorum
curram scrinia, Caesios, Aquinos,
Suffenum, omnia colligam venena.

Gleich wenn der Tag erwacht, lauf ich in die Geschäfte,
Kauf für Dich den Suffenus, den Aquinus
Und den Caesius, das ganze Gift-Kolleg.

Ac te his suppliciis remunerabor.

Mit diesen Foltern werde ich Dein Geschenk entgelten.

Vos hinc interea valete abite
illuc, unde malum pedem attulistis,
saecli incommoda, pessimi poetae.

Doch ihr – fort und weg mit euch, woher ihr
Auf euren Hinkfüßen gekommen seid,
Plage des Jahrhunderts, erbärmliche Dichterlinge.

Man beachte, dass hier durchaus ad personam gesprochen wird. Caesios, Aquinos und Suffenum, das ganze Giftkolleg, es wird genau benannt. Die erbärmlichen Dichterlinge der Jetztzeit meinen jedoch, wenn man ihre Namen bzw. Masken nenne, dann sei dies keine Dichtung mehr sondern eine Beleidigung. Di magni! Heuchlerischer geht´s nimmer. Aber, horcht! Auf tritt der pedantische Net-Litterator, die Plage des Jahrhunderts und brüllt: "Zählt eure Füße, zählt eure Füße!"

Werd ich nun auch verbannt, oh Cäsar?

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(02.01.13)
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Dieter Wal (58) meinte dazu am 02.01.13:
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Dieter Wal (58) antwortete darauf am 02.01.13:
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 toltec-head schrieb daraufhin am 02.01.13:
Ist das eigentlich ein Ridgeback? Kann man daraus Steak machen?
parkfüralteprofs (57) äußerte darauf am 05.01.13:
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 toltec-head ergänzte dazu am 05.01.13:
Hund müsst man sein. Die riechen nur so schlecht. Eigentlich mag ich ja Katzen. Wenn man lange bei Männern hinschaut, sieht man eigentlich immer einen Hund. Und riechen tun sie auch eigentlich immer schlecht. Schade, dass Frauen so nervig sind :(
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 05.01.13:
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 toltec-head meinte dazu am 06.01.13:
Meyer kennt hier eh niemand.

Schreib doch mal, was über Leute, die sich zu Hunden abrichten lassen möchten. Kürzlich schreibt mich einer mit Namen Ridgeback an: "Darf ich Dein Hund sein?". Wie steht das Grundgesetz hierzu?

Goldene Mitte. Stichwort, das mir zu den Stoikern einfällt. Nie zu viel. Enthaltsamkeit. Oder Sex. Also etwa so: Freitags immer Dampfbad. Rest der Woche Philosophie. Hat was.
Dieter Wal (58)
(02.01.13)
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 toltec-head meinte dazu am 02.01.13:
Im Dampfbad greift Seneca nach mir hab ich mir mal als Arbeitstitel notiert :)
fdöobsah (54)
(24.03.13)
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