Leergeformeltes

Glosse zum Thema Sinn/ Sinnlosigkeit

von  loslosch

Neque enim magna et excedentia solitum ac vulgarem modum crebro gignuntur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; De constantia sapientis - Von der inneren Festigkeit des Philosophen). Großes und das gewohnte und gemeine Maß Überragendes wird nicht häufig hervorgebracht.

Sätze dieses Kalibers waren und sind beliebt. Sie klingen klug, klüger jedenfalls als Omas Wandsprüche. Das gewohnte und gemeine Maß zielt auf das regelmäßig und häufig Auftretende. Was davon nach oben abweicht, also überragend ist, tritt - mit logischer, tautologischer Stringenz - nicht häufig, schlicht: selten auf. Diese leicht bekömmliche, wohlverpackte Leerformel teilt dem genervten Leser blumig mit: Nach der Lektüre bist du so schlau wie vorher.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (05.10.13)
Der Franzose sagt dazu wohl "daily routine"...
Auf der anderen Seite: Wenn das Große alles andere nicht augenscheinlich überragt, wird es gern übersehen. Weshalb ja auch nicht selten "Knall-Bum-Peng" für etwas Großes gehalten wird.

Aber wie sagt man so schön: Die Henne ist ein kluges Tier. Sie gackert erst, nachdem das Ei gelegt ist - und außerdem weiß sie bestimmt, ob da was 'Großes' gekommen ist...

 loslosch meinte dazu am 05.10.13:
aber mal ehrlich, wenn man diese stelle von seneca (und manch andere) liest, geht das runter wie honig. eine kritische lesehaltung (wie viel informationsgehalt?) gilt es zu pflegen.
Graeculus (69)
(05.10.13)
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 loslosch antwortete darauf am 05.10.13:
mich wundert, dass cicero, 100 jahre früher, wesentlich seltener sprechblasen produzierte. ein "meister" des banalen ist quintilian, ein anerkannter rhetoriklehrer.
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