Warum es heutzutage sinnvoller ist, aus seinem kleinen Ich Abfall für alle zu machen, als zu dichten oder sogenannte Weisheiten zu präsentieren

Aufruf zum Thema Literatur

von  toltec-head

Leute, lasst das Dichten.

Ich will auch keine Weisheiten mehr in Form von Aphorismen lesen.

Es wäre für alle sehr viel interessanter, wenn jeder einfach nur noch genau das aufschriebe, was ihm heute passiert ist. Wenn alle nur noch aus ihrem kleinen Ich Abfall für alle machten. Leute, die ihr kleines Ich mittels Dichtung oder der Verbreitung sogenannter Weisheiten zu einem großen Ich aufplustern, gehen gar nicht mehr. Vielleicht ging so etwas in der Vergangenheit. Aber heutzutage wirkt so etwas einfach nur noch lächerlich.

Um zu dichten oder Weisheiten zu sammeln, braucht man Erfahrungen. Es macht aber heute keiner mehr irgendwelche Erfahrungen. Die einzige Erfahrung, die man heute noch macht, ist, dass man keine Erfahrungen mehr macht. Das einzig Mitteilenswerte ist daher wie es von Tag zu Tag dazu kommt, dass man lebt und doch keine Erfahrungen mehr macht.

Alle sollten daher aus ihrem kleinen erfahrungslosen Ich einfach Abfall für alle machen. Das mag keine Literatur sein, aber doch ist es die einzige Literatur, die noch möglich ist. Und bitte nicht schummeln. Wir wollen die ganze Scheiße. Von Tag zu Tag. Von Stunde zu Stunde. Keine Idealisierungen, keine Weisheiten, keine Hinzudichtungen, keinerlei Aufplusterungen, das kleine Ich ganz nackt. Wie hast du´s geschafft in der nächsten Sekunde zu überleben und nicht vor Scham in den Boden zu versinken? Leser, bitte schreib mir das. Deine Dichtungen und Weisheiten kannst du ja immer noch deinen Kindern zeigen.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (28.10.13)
Voyeur!

 Lluviagata (28.10.13)
Pöh!
Das tue ich ja schon bei Gesichtsbuch.

 loslosch (28.10.13)
dieser text ist mit merkel abgestimmt. die NSA hätte das nachsehen ...

 toltec-head meinte dazu am 28.10.13:
Wohlmöglich geht bei dir nur der Plumpssack um?
Graeculus (69)
(28.10.13)
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 loslosch antwortete darauf am 28.10.13:
ich habe die vorlage zunächst als gelungene satire gelesen. womöglich hab ich unrecht und graeculus liegt richtig. da steht man hilflos visavis, würde tucholsky sagen.

 toltec-head schrieb daraufhin am 28.10.13:
Persönliche Ansichten in Apho oder anderer Form interessieren mich auch nicht. Aber das Tagebuch von Graeculus und Lo täte mich schon interessieren. Ihr beiden versteckt euch immer hinter euren Weisheiten. Auch Los frotzelnder Ton ist in diesen Zeiten oft nur schwer erträglich.

Povera et nuda vai philosophia.

Listen to words of truth!

(Antwort korrigiert am 28.10.2013)
(Antwort korrigiert am 28.10.2013)
Zweifler (62)
(28.10.13)
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janna (66)
(28.10.13)
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 toltec-head äußerte darauf am 28.10.13:
In meinem Denn-Bioladen hat gerade eine Fleischertheke aufgemacht :(
P. Rofan (44)
(28.10.13)
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Graeculus (69) ergänzte dazu am 28.10.13:
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 toltec-head meinte dazu am 28.10.13:
Und doch würde man gerne mehr über die Person Aron Manfeld wissen, über ihre ganz konkreten Ängste und Nöte, wie sie den Alltag bewältigt und so. Auch von Thomas Mann sind heute eigentlich nur noch die Tagebücher interessant.
P. Rofan (44) meinte dazu am 28.10.13:
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 toltec-head meinte dazu am 28.10.13:
Wann publizierst du hier dein Tagebuch, Dicker?
Graeculus (69) meinte dazu am 28.10.13:
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P. Rofan (44) meinte dazu am 28.10.13:
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MarieM (55) meinte dazu am 28.10.13:
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 EkkehartMittelberg (28.10.13)
Für den Fall, dass dieser Aufruf nicht satirisch gemeint ist: Enzensberger hatte im Kursbuch 15 von 1968 den Tod der Literatur zur Diskussion gestellt. Das war konsequenter als diese mickrige Abfall-Literatur für die Schlüsselloch-Neugier.

 Dieter Wal meinte dazu am 28.10.13:
:)

 toltec-head meinte dazu am 28.10.13:
Naja, ich hab natürlich auch meine Gewährsmänner. Seit Enzensberger hat sich doch auch einiges getan. Hier ein Vortrag und eine Diskussion mit Rainald Götz aus dem letzten Jahr in Berlin. Götz hat selbst mal ein Tagebuch als Blog geführt eben mit dem Titel "Abfall für alle". Er verweist in seinem Vortrag unter anderem auch auf das Blog-Tagebuch, das Wolfgang Herrendorf bis zu seinem Tod schrieb. Vielleicht gehe ich auf den Götz-Vortrag noch einmal die Tage in Form eines Tweets ein.

http://www.youtube.com/watch?v=i1cAk_RoAeQ

Zum Thema Voyeurismus sei gesagt, dass dem echten Voyeur ein ungeschminktes Tagebuch natürlich schnell zu langweilig wird. Ein Voyeur ist jemand, der nämlich nie die ganze Wahrheit sehen will.
(Antwort korrigiert am 28.10.2013)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 29.10.13:
Wenn ein Tagebuchi m Hinblick auf Veröffentlichung geschrieben wird, ist es prizipiell gleichrangige Literatur neben anderen Textsorten.
Aber des einen bin ich sicher: Egal, wie die Poduktionsverhältnisse sich zukünftig entwickeln, im Überbau der Literatur werden Epos, Drama und Lyrik (Reihenfolge beliebig) die Grundpfeiler der Literatur bleiben.

 LotharAtzert (30.12.13)
" Es macht aber heute keiner mehr irgendwelche Erfahrungen. "
Dem stimme ich prinzipiell zu. Aber "keiner" bedeutet auch: du selbst kannst diese Aussage garnicht machen, da du ja auch nicht über die Erfahrung verfügen kannst, die nötig wäre.
Verfügst du aber doch über die Erfahrung, ist deine Aussage falsch.
Gut, du könntest natürlich die Erfahrung früher gemacht haben, denn es macht ja "heute" keiner mehr irgendwelche Erfahrungen. ...

Der Fehler liegt darin, daß du einfach nicht für alle sprechen kannst. Was Erfahrung und was, diese ersetzend, bloße Information ist - darüber möchte ich reden - aber als unerfahren Geltender ist es nicht mehr möglich, Gehör zu finden.

Im Übrigen finde ich Größenangaben bezüglich des Egos immer amüsant: "Das kleine Ich" - hier bitte ich dich um eine genauere Größenangabe - etwa im Zentimeterbereich oder größer/kleiner etc.?

Ich wage es kaum noch, ob seiner Konventionalität, mit einem ehrlich gemeinten Gruß zu schließen.
Schade
Lothar

 toltec-head meinte dazu am 30.12.13:
Ich schreibe hier keinen Tractatus sondern aus dem Bauch heraus und irgendwie kann man kV natürlich schon als eine Erfahrung bezeichnen, aus der heraus man sich fragt, warum die Leute dichten und mystifizieren wo es nichts zu dichten und mystifizieren gibt . Auch kann ich besser für andere als für mich selbst schreiben, denn was ich schreibe entspringt der Beobachtung der anderen.
Abulie (45)
(30.12.13)
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 toltec-head meinte dazu am 30.12.13:
Du stellst hier doch laufend Aphos rein. Morpheus, Orion und Co. kannst du dir sparen, für so was sind Ekki und MeDeWi da.
Abulie (45) meinte dazu am 31.12.13:
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