Ist der Hang zum Bösen angeboren?

Essay zum Thema Gut und Böse

von  Bluebird

Denn das Gute, das ich will, übe ich nicht aus, sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.  Wenn ich aber das, was ich nicht will, ausübe, so vollbringe nicht mehr ich es, sondern die in mir wohnende Sünde 

In seinem Brief an die römische Gemeinde fasste der Apostel Paulus ein ganz „heißes Eisen“ an. Er beschäftigte sich mit dem Hang zum Bösen im Menschen und kam zu dem Schluss, dass der in ihm wohnt. Und ich denke, dass man Paulus nicht Unrecht tut wenn man sagt,dass er den Hang zum Bösen für angeboren hält.
    Das ist natürlich eine sehr steile These, insbesondere wenn man sieht, dass nach Paulus dieser Hang zum Bösen immer wieder über das gute Wollen des Menschen die Oberhand gewinnt und somit das „Sündigen“ vorprogrammiert ist.

Ich kann mir vorstellen, dass spätestens nach meinem letzten Satz einige Humanisten aufgebracht „die Messer wetzen“ – was allerdings Paulus nur bestätigen würde - Aber lassen wir doch besser einmal die moderne Forschung zu Wort kommen.

Im Jahre 1961 wurde in den USA ein psychologisches Experiment durchgeführt, was unter den Namen Milgram-Experiment dann weltweites Aufsehen erregte. Im Wesentlichen ging es dabei darum „die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen.“ (WP)

Konkret ging es darum, dass eine als „ Schüler“ agierende Person Wortpaare richtig zusammensetzen musste. Sobald dem der erste Fehler unterlief, hatte der Lehrer- die eigentliche Testperson – ihm zur Bestrafung einen leichten Stromschlag zu versetzen. Bei jedem neuen Fehler wurde die Voltzahl erhöht, bis schließlich eine tödliche Dosis verabreicht werden sollte.
    Wozu der Versuchsleiter bei Zögern des Lehres ausdrücklich aufforderte.

Natürlich war die ganze Versuchsanordnung ein Fake, denn es wurden keine wirklichen Stromstöße verabreicht, sondern dies der Testperson durch vorher abgesprochene Reaktionen des „Schülers“ (engagierte Schauspieler) vorgegauckelt:
Spannung Reaktion des „Schülers“
75 V       Grunzen
120 V       Schmerzensschreie
150 V         Er sagt, dass er an dem Experiment 
                        nicht mehr teilnehmen will
200 V         Schreie, „die das Blut in den Adern
                        gefrieren lassen
300 V       Er lehnt es ab, zu antworten.
über 330 V Stille

Das Ergebnis war eindeutig und erschreckend zugleich: "26 Personen gingen in diesem Fall bis zur maximalen Spannung von 450 Volt und nur 14 brachen vorher ab." (WP)  Das ein Versuchsleiter bei zwischenzeitlichem Zögern mit Sätzen wie: „Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen!“ oder „Sie haben keine Wahl, Sie müssen weitermachen!“ sie unter Druck gesetzt hatte, kann man hier höchstens als mildernde Umstände gelten lassen.  Der Beweis war erbracht. Der Mensch neigt zur Autoritätshörigkeit, selbst wenn er in Konflikt mit seinem Gewissen gerät. Paulus hätte genickt und vermutlich gesagt: "Das habe ich schon vorher gewusst!

Ähnliche Experimente hat es seitdem viele gegeben, unter anderem das Stanford-Prison-Experiment bekannt wurde:  hier
und zu so dramatischen Exzessen führte, so dass man das Experiment abbrechen musste, weil man schwere seelische und körperliche Schäden befürchtete.
    Hier wurde mehr oder weniger der Nachweis erbracht, dass Umständefast zwangsläufig böse und völlig irrationale Verhaltensweisen erzeugen.
  Natürlich ist das Alles kein wirklich letzter Beweis, dass der Hang zum Bösen angeboren ist. Aber es spricht doch Vieles dafür. Unter bestimmten Bedingungen und Umständen scheint sich das Böse Bahn zu brechen, selbst bei an sich eher gutartigen Menschen.

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(27.05.14)
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 Bluebird meinte dazu am 27.05.14:
Was denkst du?
Graeculus (69) antwortete darauf am 27.05.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 Bluebird schrieb daraufhin am 27.05.14:
Hat es vielleicht etwas mit einem Gewissen zu tun?
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