Römische Interpunktion

Glosse zum Thema Sprache/ Sprachen

von  loslosch

Ibis redibis numquam per bella periris (so angeblich das Orakel von Dodona im Nordwesten von Hellas, weit vor der Zeitenwende). Zwei Übersetzungsvarianten: Du wirst gehen, du wirst wiederkommen, niemals wirst du in Kriegen zu Tode kommen. Oder: Du wirst gehen, du wirst niemals wiederkommen, du wirst in Kriegen zu Tode kommen. Als sinngleiche Variante: Ibis redibis numquam in bello morieris.

Ein Kreuz mit der Interpunktion. Der Römer kannte weder Kleinbuchstaben noch Satzzeichen wie :(;,!?" usw., mit Ausnahme des mehrfunktionalen Punktes (punctum), und hatte es somit leichter. Aber nur beim Schreiben. Der arme Leser blieb sich selbst überlassen. Da sieht man, wie hilfreich und wichtig die Interpunktion ist. Hier als Beispiel aus der Muttersprache : "Ich habe einen Zorn auf Otto." Oder: "Ich habe einen Zorn. Auf, Otto!"

Wenn dann der kultivierte Römer noch zu allerlei verdrehter Wortstellung im Satzgefüge griff, wurde der Sinn immer schwerer herauslesbar. So darf man vermuten, dass sich das auf der Straße gesprochene Vulgärlatein schon im 1. Jh. n. Chr. stärker von der Schriftsprache entfernt hatte als heutige Jugendkultsprache von moderner Hochsprache. Gar nicht so gut, die alte Zeit.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (27.10.14)
Ja, fehlendes Punkt und Komma ist schon immer ein Vorteil für das Gesindel mit der Glaskugel gewesen...

 loslosch meinte dazu am 27.10.14:
erinnert mich an die pythia von remagen:

 buchela.

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 27.10.14:
Aufschreiben ist doch besser als in-die-Zukunft-gucken! :D

 loslosch schrieb daraufhin am 27.10.14:
zb autokennzeichen! den gleichen gedanken hatte ich beim nachlesen.
Graeculus (69)
(27.10.14)
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