"Generation Merkel"

Gedankengedicht zum Thema Generationen

von  EkkehartMittelberg

Wir arbeiten für unsere Zukunft,
ehrgeizig, jeder für sich.
Unsere Solidarität gilt dem Wohlstand,
für Idealismus haben wir keine Zeit.

Manche bezeichnen uns als unkritisch,
doch wer bestimmt die Messlatte der Kriterien?
Wir halten nichts von Ideologien,
dafür haben wir Pragmatiker keinen Sinn.

Wir gelten auch als unpolitisch.
Das muss stimmen, denn
der Nachwuchs etablierter Parteien ist dürftig.
Die Politik überlassen wir anderen Karrieristen.

Unser Denken ist der Überbau und vielleicht
spiegelt es die Produktionsverhältnisse unserer Zeit
genauer als das der Generationen vor uns.

© Ekkehart Mittelberg, November 2014


Anmerkung von EkkehartMittelberg:

Dieses Gedankengedicht wurde inspiriert durch den Leitartikel des SPIEGEL „Generation Merkel“ in DER SPIEGEL Nr.46/10.11.2014

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 DerHerrSchädel (14.11.14)
Der Glaube an das Machbare ist die Religion der Gegenwart, gepredigt von denen, die keine Veränderungen wollen. Die Glauben, dass die Märkte frei und dereguliert bleiben sollen, oder einfach nicht mehr an Veränderungen glauben.

Aber die Ideologie der vermeintlichen Alternativlosigkeit wurde auch schon von Schröder gepredigt und ist das Resultat jahrzehntelanger neoliberaler Propaganda, die Anpassung und karrieregeilen Opportunismus als Selbstverwirklichung propagierte.

Das Bild ist nur allzu wahr und trist, aber ich weiß nicht, ob ich von einer "Generation Merkel" sprechen würde.


Herzliche Grüße

DerHerrSchädel

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Merci, Herr Schädel, diese Bezeichnungen für Generationen hinken ja alle und können nur als Denkanstöße akzeptiert werden. Aber für diesen Zweck sind sie wegen ihrer bewussten begrifflichen Unschärfe geeignet.

Herzliche Grüße
Ekki
AbrakadabrA (45) antwortete darauf am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 DerHerrSchädel schrieb daraufhin am 14.11.14:
Wieso denn gegen Wohlstand? Niemand hat etwas gegen Wohlstand. Was der Autor hier kritisiert ist das unkritische, nicht hinterfragende Karrieredenken. Solcherlei wurde schon von Marcuse kritisiert. Natürlich wünschen sich Staat und Konzerne solche Bürger, die sie ungestört wirtschaften lassen, aber einer Gesellschaft tut so etwas nicht gut, egal unter welchen ideologischen Prämissen.

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 15.11.14:
@ AbrakadabrA: Ach, Zauberlehrling, warum denke ich nur immer, dass du unter permanentem Liebesentzug leidest, wenn du hier und anderswo durch durch die Kommentarspalten torkelst.^^

 TrekanBelluvitsh (14.11.14)
(...)für Idealismus haben wir keine Zeit.
Übersetzung: Für eigenes Denken haben wir keine Zeit. (Und so lange man das sagt, braucht man nicht zu beweisen, dass man überhaupt denken kann...
(...)doch wer bestimmt die Messlatte der Kriterien?
Macht korrumpiert, darum muss sie kritisiert werden. das ist die Messlatte und wer das nicht erkennt, reißt sie. "Nur die dümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber."
(...)dafür haben wir Pragmatiker keinen Sinn.
Vorgeblicher Pragmatismus ist das Versteck der schlimmsten Ideologen.
(...)Die Politik überlassen wir anderen Karrieristen.
Anderen...[/b] Muss ich da mehr sagen?
Unser Denken ist der Überbau und vielleicht
spiegelt es die Produktionsverhältnisse unserer Zeit
Wenn Vierteljahresberichte Denken sind, ja, dann denkt die Generation Merkel.

Diese Interpretation ist alternativlos.
(Kommentar korrigiert am 14.11.2014)

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 14.11.14:
Das nenne ich einen Kommentar mit Röntgenblick und herrlich süffisantem Abschluss. Grazie
Graeculus (69)
(14.11.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Ein anregender Kommentar, wie immer. Vielen Dank.
Was Fehler angeht, darf man von der Generation Merkel wohl nicht so viel erwarten wie von der Namensgeberin.
Wenn die Enthüllung des"Stern" zutreffen sollte, wäre das eine "Granate".

 Jorge meinte dazu am 14.11.14:
Spannend, spannend, was in den Sternen steht.
Mir gefällt der Denkanstoß in diesem Gedankengedicht.
BellisParennis (49)
(14.11.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Danke, Carsten, ich denke gerade darüber nach, ob das die Generation Merkel nicht kalt lässt, wenn die persönliche Karriere stimmt.

LG
Ekki

 Rudolf (14.11.14)
Frau Merkel hat keine Kinder. Diese Generation ist die letzte.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Merci, Rudolf. Das wollen wir nicht hoffen. Auf eine unpolitische Generation folgt meistens wieder eine politische.

 susidie (14.11.14)
Leider kann ich deinem Gedicht hier nur zustimmen. Ob man es als Generation Merkel bezeichnet oder vielleicht Generation Bequemlichkeit ist da zweitrangig, außer dass ich denke, dass es weit vor Merkel begann. Erschreckend der Gedanke, welche Veränderungen es jemals gegeben hätte, wenn vorhergehende Generationen mit ähnlichem Gedankengut ausgestattet gewesen wären. Wer wenig macht, macht selten Fehler und erspart sich blaue Flecken. Und eingelullt in Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit lebt es sich nunmal leichter.
Doch noch jede "bubble" ist irgendwann geplatzt, früher oder später und irgendwann bleibt nicht mehr genügend Luft in der Blase für alle. Vielleicht werden dann die, die als erstes rauspurzeln, zu den Individualisten und Kämpfern, die wir so dringend brauchen.
Um bei der Literatur zu bleiben, "like the poet needs the pain".

Dein Gedicht passt mir gerade richtig in meine derzeitige Umgebung - Goa-nische Grüße, Namasté von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
"Und eingelullt in Bequemlichkeit und Selbstzufriedenheit lebt es sich nunmal leichter."
Grazie, Su. Das Interessante an dieser Generation ist, dass sie nur in politischer Hinsicht bequem und selbstzufrieden ist, alternativlos wie ihr Vorbild.
Wenn es sich um das eigene Vorwärtskommen handelt, ist sie durchaus ehrgeizig und erfinderisch.
Ich beneide dich um die Goa-nischen Grüße, die ich mit heim-nischen Grüßen beantworte. )

 AZU20 (14.11.14)
Habe den Spiegel auch gelesen. Mein Pessimismus hat zugenommen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Danke, Armin, wir sollten nicht zu pessimistisch sein. Denke mal daran, welche Windstille der 68er-Generation vorausgegangen ist.

LG
Ekki
Patroklos (36) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Patroklos (36)
(14.11.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Man kann meinen Text als Polemik lesen, aber nur als leise, die eine verbreitete Einschätzung referiert, nicht verschärft.

Du solltest dich fragen: Ist außerparlamentarische Opposition, weil sie einmal da war, als Mittel für diese Generation unbrauchbar geworden? Andererseits: Wer sich beim Marsch durch die Institutionen zum Arsch machen lässt, der darf sich nicht wundern, wenn er von Ärschen regiert wird.

Mein Gedicht stellt zunächst einmal Thesen auf. Man kann die Generation Merkel mit Antithesen gegen überzogene Kritik (meine ist es nicht und sie ist auch nicht furchtbar) in Schutz nehmen. Die beste ist, dass diese Generation nicht mehr durch das soziale Netz aufgefangen wird wie die Generationen vor ihr, dass sie also viel Geld verdienen muss, um für ihre Alterssicherung selbst sorgen zu können und das heißt: maximale Konzentration auf den Job.
Patroklos (36) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
"Du suchst dir eine Gruppe aus, "beleuchtest" sie, sprichst aber von einer ganzen Generation. Gängiger Fehler beim Beobachten gesellschaftlicher Phänomene.

- Sehr viele Leute haben gar keine Arbeit. Gehören die nicht dazu.
- Sehr viele Leute sorgen für ihr Alter, ohne sich beruflich zu verausgaben.
- Sehr viele Leute engagieren sich, nur nicht da, wo du es erwartest."

Das ist eine sachliche Antwort, auf die ich gerne eingehe:
- Generationsbezeichnungen, angefangen mit der "Skeptischen Generation" in der Nachkreigszeit, waren wegen der gewollten einprägsamen Kürze schon immer nicht mehr als ein Einstieg für eine notwendige differenzierende Auseinandersetzung.
- Es ist bedauerlich ungerecht, aber Menschen ohne Arbeit fanden dabei nie Berücksichtigung, zum Beispiel "Generation Golf". Ich denke, das hat zwei Gründe: Sie sind meistens zu deprimiert, um sich effekitv Gehör verschaffen zu können, oder aber: Die Massenmedien berichten lieber über den sensationellen Missbrauch von Harz IV als über unverschuldete Arbeitslosigkeit.
- Ich glaube kaum, dass sich Menschen, die sich beruflich nicht verausgaben, heute noch ausreichend für ihr Alter vorsorgen können.
- Du hast Recht, es gibt auch in der Generation Merkel sinnvolles gesellschaftliches Engegement, über das zu wenig berichtet wird. Aber ich behaupte, dass es für die Mehrheit dieser Generation nicht so typisch ist wie die ehrgeizige Verfolgung beruflicher Ziele.
Patroklos (36) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Dein Argument mit den beiderseits nicht vorgelegten Zahlen ist stichhaltig. Ich räume gerne ein, dass den Generationsbezeichnungen etwas Spekulatives eigen ist. Deshalb kann ich auch verstehen, dass sie jemand generell ablehnt.
Ich lasse mal deine anderen Argumente stehen, bis auf eines: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es den meisten 68ern um Politik ging.
Das schließt jedoch nicht aus, dass eine Minderheit mit der Rebellion bewusst Karriere gemacht hat.
Patroklos (36) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Metulskie (32)
(14.11.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Ach Metulskie, als agent provocateur bist du (damals noch Menschenkind) schon einmal gescheitert. Weißt du noch: Metulskie ist der langweiligste Autor bei kV.

"Manche bezeichnen uns als unkritisch,
Sowas kann man doch in einem Gedicht nicht bringen."

Kann man nicht? Kann man doch. wie du siehst. Tz,tz,tz. was scheint da für eine reaktionäre Auffassung von Politischer Lyrik durch.

" "der Nachwuchs etablierter Parteien ist dürftig.
Die Politik überlassen wir anderen Karrieristen"
Was du manchmal für einen Müll schreibst."

Tja, Metulski, du liest zu oft deine eigenen Sachen, sodass du Müll unfehlbar erkennst.^^

Mein Tipp: Schreib über deine Erlebnisse mit der Abfuhr. ))
(Antwort korrigiert am 14.11.2014)
Metulskie (32) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.
Metulskie (32) meinte dazu am 14.11.14:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.11.14:
^_^

 Regina (14.11.14)
Meine Erfahrung mit der neuen Generation ist, dass sie der 68er und der Hippiegeneration eine eher bürgerliche Alternative entgegensetzen wollen, sich aber im altkonservativen Milieu der Nachkriegs-Großelterngeneration auch nicht finden. Aber auch der Wohlstand erscheint nicht mehr so selbstverständlich. Die dezenten Kostüme und Entscheidungen werden deshalb mit viel größerer Verunsicherung getragen als einst Blumenhosen und Fransenjacken.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Danke, Regina, auf den Punkt getroffen.
(Antwort korrigiert am 14.11.2014)

 Didi.Costaire (14.11.14)
Mutig, sich in jüngere Generationen hineinzuversetzen. Aber weitgehend sehe ich es genauso, wobei ich Frau Merkel in dem Zusammenhang keine große Bedeutung beimesse.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 14.11.14:
Wenn man logisch an die Sache herangeht, Dirk, dann kann Frau Merkel nicht eine so große Bedeutung für die Generation Merkel haben, wie sie ihr zugeschrieben wird, weil diese angeblich unpolitische Generation die Kanzlerin gar nicht so oft im Visier haben wird, dass sie eine bewusste Vorbildfunktion hat.
Andererseits muss man bedenken, dass diese jungen Leute seit ihrer politischen Bewusstwerdung nie eine andere Kanzlerin kennengelernt haben, sodass zum Beispiel deren Pragmatismus, deren Scheu, sich zu leitenden Werten zu bekennen und die damit einhergehende Ideologie-Abstinenz vielleicht doch auf sie abfärben, mehr oder weniger bewusst.
In einem Punkte bin ich mir sicher: Die Behauptung der Kanzlerin in der politischen Männergesellschaft erscheint den Frauen der Generation Merkel als vorbildlich.
Danke und liebe Grüße
Ekki
wa Bash (47)
(14.11.14)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 15.11.14:
Vielen Dank, wa Bash, ein erfrischender Kommentar.

 TassoTuwas (16.11.14)
Jawohl Ekki,
Solidargemeinschaft hat wohl noch nie richtig funktioniert, die Konsumgesellschaft ist erfolgreicher.
Lobbyisten weisen den Weg und Wachstum ist das goldene Kalb.
(K)ein Ende abzusehen??
Herzliiche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.11.14:
Merci, Tasso, dein Kommentar trifft es mal wieder.
Ein Ende brächte wohl nur eine gravierende Wirtschaftskrise. Aber die wünscht kaum jemand ernsthaft.

Herzliche Grüße
Ekki

 moonlighting (19.11.14)
Generation Merkel,
hauptsache in die eigene Tasche......

LG
Moon

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 19.11.14:
Vielen Dank, Moonlight. Diese Generationsbezeichnungen sind Etiketten, die selbstverständlich nur für eine Mehrheit zutreffen.

LG
Ekki
Jack (36)
(18.01.19)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 18.01.19:
Danke, Jack, das freut mich.

 harzgebirgler (23.10.21)
frau merkel ging jetzt ab und die cdu unter -
die kommende 'ampel' treibt's sicher bunter.

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 23.10.21:
Merci, Henning,
bald werden wir merkeln,
wie die Nachfolger werkeln.

LG
Ekki
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram