Altes Wissen ohne Wirkung

Glosse zum Thema Wirtschaft

von  loslosch

Est scelus immensum, si dives fallit egentem (aus dem Mittelalter; Quelle unbekannt). Es ist ein gewaltiges Verbrechen, wenn der Reiche den Armen täuscht.

Was im Mittelalter angeprangert wurde, genau das geschah in der weltweiten Finanzkrise 2007/ 08/ 09. Vor allem US-Banken, auch ausländische Tochterfirmen waren beteiligt, bastelten Geschäftsmodelle mit atemberaubenden Renditeversprechen, selbstverständlich ohne Obligo, und dienten im Rausch steigender Immobilienpreise den von der Gier angesteckten Armen Kredite an, ohne Rücksicht auf Beleihungsgrenzen. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten wurden Jahresgehälter zu Monatsgehältern umdeklariert und suggerierten nach außen Sicherheit, die die Gläubiger-Bank grob fahrlässig in den Wind schrieb. Als die Spekulationsblase platzte, verloren die Armen, die sich reich gewähnt hatten, Haus und Hof; doch die Banken (nicht alle; siehe Lehman Brothers) wurden vom Staat, besser: dem Steuerzahler, gerettet. Geschäftmodell: Too big to fail. Zu groß, um pleite zu gehen. Oder: Wenn der in selbstverschuldete Not geratene Reiche den Staat erpresst.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (02.02.16)
Und das alles mit Sinn, aber ohne Verstand ...

 loslosch meinte dazu am 02.02.16:
ja, zielgerichtet und nicht zu ende gedacht.
Festil (59) antwortete darauf am 03.02.16:
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swetlana (51)
(02.02.16)
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 loslosch schrieb daraufhin am 02.02.16:
das scheint allgemein menschlich, aber bei den reichen hat es die übelsten folgen.

 Didi.Costaire (02.02.16)
Im Kapitalismus verschieben sich die Koordinaten. Das Kapital steht über der Moral.
Trotzdem gut, daran zu erinnern.
Beste Grüße, Dirk

 loslosch äußerte darauf am 02.02.16:
erst kommt das fressen ... älter als brecht, schon bei juvenal, ansatzweise bei plautus im 2./3. jh. v. chr.

 niemand (02.02.16)
So ist das überall, der mittelständische Betrieb, welcher vielleicht auch noch auf Umwelt, Mitarbeiter etc. achtet, sich streckt um über die Runden zu kommen, geht pleite, weil der Staat doch lieber Groß- und Multibetrieben fortdauernd unter die goldenen Ärmchen greift. Multikonzerne, selber fast Nie-Steuerzahler, werden auf Kosten des kleinen Steuerzahlers saniert. Tja, aber der Kleine wählt sich seine Henker selber. Wenn vom Kapitalistentisch ab und an ein Krümmelchen abfällt, dankt er untertänigst. Und hat er sein Autochen und seine Fußballjahreskarte und sein Grillgerät, dann geht die Welt für ihn nicht aus den Angeln. LG Irene

 loslosch ergänzte dazu am 02.02.16:
kurz: die fußballjahreskarte scheint für die meisten ein echter tranquillizer zu sein. schon wieder juvenal: panem et circenses. brot und spiele. die röm. oberschicht wusste, wie man die misera plebs bei laune hält. lo
(Antwort korrigiert am 02.02.2016)
Graeculus (69)
(02.02.16)
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 loslosch meinte dazu am 02.02.16:
two twos to toulouse ...
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