Aus der Armutsforschung

Erörterung zum Thema Wirtschaft

von  loslosch

Causa paupertatis plerisque probitas est (Curtius Rufus, ~1. Jh. n. Chr.; Historiae Alexandri Magni [Geschichten aus der Zeit von Alexander dem Großen]). Rechtschaffenheit ist für die meisten die Ursache der Armut.

Diese staubtrockene Erkenntnis ist also zweitausend Jahre alt, mindestens. Heute, nach den Erfahrungen der Finanzkrise 2008 bis 2010, darf man ergänzen: Rechtschaffenheit und Vertrauensseligkeit. Manches durch jahrzehntelanges fleißiges Sparen inzwischen leidlich betuchte Mütterchen, nicht mehr im Vollbesitz seiner Verstandeskräfte, ließ sich vom Bankberater über den Tisch ziehen. Die Bankvorstände selbst mit ihren Vorgaben für solche "Beratungs"-Gespräche wurden derweil reicher und reicher, hielten sich im Crashfall an der Abfindungssumme schadlos.

Ist Armut offensichtlich geworden, zeugt sie ihre Kinder. Der Kredit nachsuchende Verarmende bekommt sog. Kreditrestlaufversicherungen aufgebrummt, die den effektiven Jahreszins von z. B. 12% leicht auf das Doppelte, also 24%, hochschnellen lassen. Risiken wollen eben gut abgefedert sein. Die Armut kommt von der Powertee.


Anmerkung von loslosch:

Siehe unter Wiki die Begriffe Konsumentenkreditversicherung und Restschuldversicherung.

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Kommentare zu diesem Text


 Elén (15.08.10)
Ich denke, dass der kleine debile Mittelstand und die Unterschicht gegenwärtug kaum Alternativen hat. Die Armut ist organisiert, sie ist das System struktureller Gealt, deren Herrscher am Ende dieser sogenannten unsichtbaren Hand des freien Marktes sitzen. Es gibt einige ganz kompetente Wirtschaftsethiker, die erkannt haben auf welchen Flecken man sich stellen muss, um diese Hand sichtbar zu machen um zu erkennen, wo der Körper zu dieser Hand sich befindet.

Die Armut ist kein Schicksal. Sie ist gezüchtet. - Was weiß der Analphabet über den Inhalt der Menschenrechte?

Wir befinden uns meiner Meinung nach nicht in der Wirtschaftskrise, wir befinden uns in einer Zeit des ethischen Dilemmas. Läßt man den Verhungernden verhungern, so ist es eine Gewissensfrage, gibt man ihm zu essen und er kommt zu Kraft, so muss man den Zorn und die vernichtende Empörung fürchten.

lg

 loslosch meinte dazu am 15.08.10:
... Die Armut ist organisiert ... Da steckt zu wenig Analyse drin. Man könnte sagen: Die Armut schält sich aus den systemischen Gegebenheiten fast naturgesetzlich heraus. Die Bayern wollen den erziehenden Müttern eine Art Kindergeld fürs häusliche Erziehen draufzahlen. Schwachsinn pur und versteckte Förderung der bäuerlichen Struktur. Steckt man jedoch das Geld gleich in den Ausbau der Kindergärten, fördert man die Kinder der Randständigen und der Ausländer um so mehr. Armut beginnt beim Bildungsmangel.

Von einem Vermieter hörte ich, dass sein freundlicher eingedeutschter Mieter mangels Kohle den abenteuerlichen Kredit der Sparkasse (!!) zu 12 plus 12% aufnahm. Dabei hatte er nur eine vorübergehende Durststrecke von 3 Monaten zu überbrücken. Der Vermieter soll in dieser Notsituation seine Miete dauerhaft (!) um 15% gesenkt haben, um dann zu erkennen, dass diese Entlastung für die Dauer von 48 Monaten faktisch von der Sparkasse abgeschöpft wurde. Haha. Lothar

 Elén antwortete darauf am 15.08.10:
Zit.: Die Armut schält sich aus den systemischen Gegebenheiten fast naturgesetzlich heraus.

Erklär mir das, bitte.

lg

 loslosch schrieb daraufhin am 15.08.10:
Tja, beim Googlen fast verzettelt. Schwierig, die Quelle genau zu verorten. Die Soziologen sagen: Soziale Gesetze erklären die unbeabsichtigten [LuJa schreibt in einem vermeintlichen Wortspiel in der Mittwochskolumne "unbeabsichtlichen", hähä] Folgen absichtsgeleiteten menschlichen Handelns. Bei Eurem berühmten Ernst Topitsch (Wien) könnte ich es vor langen Jahren gelesen haben. Mir liegt Schwafeln nicht, und so hatte ich Horst Seehofer angepinkelt: Der will die bayerische Landbevölkerung als Stimmvieh haben und merkt nicht, dass er - vermutlich ungewollt - die Bildungsarmut sog. bildungsferner Schichten perpetuiert. So, das musste jetzt mal sein. Lo
(Antwort korrigiert am 15.08.2010)
elvis1951 (59)
(15.08.10)
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 loslosch äußerte darauf am 15.08.10:
Wirtschaftsfalle? Stimmt. Die lat. Sprüche hast Du zu schnell aus dem Ärmel geschüttelt, Klaus. Lothar
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