Überraschungsangriff

Sonett zum Thema Augenblick

von  Isaban

Das Dorf hält still. Die falbe Kuh,
die sich an die braunbunte schmiegt
und siebenhundert Kilo wiegt,
wagt schallgedämpft ein dumpfes Muh.

Der Schnee deckt rasch die Katze zu,
die starr im Straßengraben liegt.
Dem Vogel, der schwer flatternd fliegt,
schenkt er wohl morgen seine Ruh.

Der Bus, der um die Kurve biegt,
biegt nicht, er schliddert gradeaus.
Weil er die Kurve gar nicht kriegt,

reißt er zwei Leitplanken heraus,
dann rutscht er in ein Fachwerkhaus.
Kalt ist die Welt. Eiskalt besiegt.

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (16.12.17)
Ein schönes Sonett,
...auch weil es Durst auf einen Grog macht!
Liebe Grüße
TT

 Isaban meinte dazu am 16.12.17:
Jetzt, wo du's sagst...

Liebe Grüße

Sabine
rochusthal (71)
(16.12.17)
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 Isaban antwortete darauf am 17.12.17:
Nur ein Blinzeln im Schnee.
Herzlichen Dank für deine Rückmeldung, rochusthal!
Liebe Grüße

Sabine

 AZU20 (17.12.17)
Kein guter Augenblick, aber gut beschrieben. LG

 Isaban schrieb daraufhin am 13.01.18:
Merci!

 drmdswrt (17.12.17)
Und dann herrscht diese friedliche Stille. Herrlich!

 Isaban äußerte darauf am 13.01.18:
Ne?

 Dieter Wal (17.12.17)
Thematisch ähnelt es einer Unfallkurzreportage im TV, wie man sie eher in Boulevardmedien findet. Sie dienen dazu, Zuschauer zu binden. Kurze, "harte" Bildwechsel. Baudelaire wäre von diesem Sonett einer sehr späten Erbin seiner "Ästhetik des Hässlichen" vermutlich nicht allzu erbaut gewesen, weil diesem verglichen mit zB "Das Aaß" die Intensität eines plastisch vor Augen stehenden Bildes fehlt, in dem man immer weitere winzige Details zu erkennen meint. Bei ihm ist das zutiefst symbolistisch oder "magisch". Hier wird, wer den ganzen Band der Autorin kennt, ist nicht erstaunt, wie gut sie schreibt, eine kurze Episode erzählt. In Sonettform. Animalik, Technik, Leben, Tod, Industrie und Kapitalismus, leuchtende Augen und flackernder Tod, ich glaube, es ist ein verglichen mit vielen weiteren zeitgenössischen Sonetten originelles, zeitlos gültiges und spannend erzähltes Sonett, von denen es nicht allzu viele gibt. "Falb" stach mir ins Auge. Ich mag "alte" Sprache. Bitte nicht ändern!

 Isaban ergänzte dazu am 13.01.18:
Hallo Dieter,

wow, das ist ja mal ein Kommentar!

Mich erschreckt das Auftauchen großer Namen unter meinen Texten immer, insbesondere, wenn geerbt, verglichen oder geurteilt wird.

Meist dient sowas eher der belesenen Selbstdarstellung eines Kommentators oder hat entweder einen vor der Geburt in die Jahre gekommenen Verriss oder ein überdimensionales Lob zur Folge.

Mit ersterem und zweitem kann ich inzwischen recht gut, mit letzterem nur sehr schwer umgehen - denn ganz gleich, was ich darauf erwidere, es kann nur falsch ankommen.

Mich freut außerordentlich, dass du meine Texte schätzt und dass dir dieses Sonett gefällt. Ich mag Sprache, alte, neue und fremde. Keine Bange, das "falb" bleibt da, wo es ist.

Vielen Dank für deine Rückmeldung.

Liebe Grüße

Sabine

 Dieter Wal meinte dazu am 16.01.18:
Baudelaire ist ein Bademittel in Frankreich. Kein Mensch liest den dort.

Antwort geändert am 16.01.2018 um 20:11 Uhr
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