Wider die Bilderflut
Essay zum Thema Medien
von eiskimo
Anmerkung von eiskimo:
Schreiben und Fotografieren haben Vieles gemeinsam. Beim Schreiben benutzen wir Bilder, und gute Bilder wiederum erzählen Geschichten. Es lohnt sich, das zu vertiefen
Kommentare zu diesem Text
Marjanna (68)
(21.08.18)
(21.08.18)
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Ich stimme dir in allen Punkten zu, fürchte aber, dass gegen die Sucht des seriellen Fotografierens kein Kraur gewachsen ist.
LG
Ekki
LG
Ekki
Spontane Familienbilder, da muss man keine kün stlerischen Maßstäbe anlegen, das ist klar. Und mit der modernen Technik gelingen die ja auch. Aber auch da weiß ich von Kindern, die fast allergisch auf die permanent zugeschaltete "Linse" reagieren. Die würden mir mit "Weniger ist Mehr" wahrscheinlich zustimmen.
lG
eiskimo
lG
eiskimo
Beim Schreiben benutzen wir Bilder, und gute Bilder wiederum erzählen Geschichten.
müsste man jetzt fragen, ob Schreibende im Bilderbuch-Stadium,
sprich in der Kindheit, stehen geblieben sind?
Erwachsene Menschen brauchen keine, oder wenigstens nicht
immer und überall nur Bilder [hier kommt mir die absolut
komische und häufig gebrauchte Bezeichnung "Kopfkino" in den Sinn]. LG niemand
Bilder herabzustufen auf "Bilderbuch-Niveau" , gefällt mir nicht. Zum einen gibt es fantastische Bilderbücher, zum anderen sagen Bilder oft mehr als 1000 Worte (weil sie uns viel direkter und tiefer ansprechen) Und: Kopfkino kann auch super sein
lG
eiskimo
lG
eiskimo
Ich verstehe dein Bedürfnis hinter diesem Text. Allein, ich würde dir widersprechen. Es geht bei all den Fotos nicht um Kunst. Denn Kunst ist immer eine Reflexion auf das Leben, niemals das Leben selbst. Und selbst die meisten Knipswütigen würden kaum behaupten, dass es bei dem, was sie da veranstalten, um Kunst geht. Es würde mit ziemlicher Sicherheit das Wort "authentisch" fallen. Was ich ziemlich gekünstelt finde, aber das ist meine Meinung.
Aber worum geht es dann bei den Millionen von Gigabyte Daten? Dazu muss man nur mal einige Instagram-Konten besuchen. Schnell wird einem klar, dass ein Bild des Grand Canyon allein keinen Wert mehr zu haben scheint. Nein, die eigene Grinsrübe muss mit auf Bild, ein hingepinkeltes "I was here" in Megapixel.
So kann der Narzissmus sich ungehindert seine Bahn suchen. Alles erhält einen Mehrwert, wenn die eigenen Nase mit im Bild ist, ganz gleich ob es sich um die Rialto-Brücke in Venedig oder einen Autounfall auf der A2 handelt. Womöglich wird so der Narzissmus hoffähig, ganz gleich ob er in einem einzigen Individuum oder als Mob - umgangssprachlich: Gesellschaft - daherkommt. Alle denken nur an sich, nur ich, ich denk an mich.
Womöglich sind die Auswirkungen fatal. Womöglich ist es jedoch gut so. Denn auch wenn unsern Oppa behauptet, "datfrühajaalletbessagewesenwar", habe ich da meine Zweifel. Und das ist der Vorteil: Dieser latente Narzissmus bricht sich Bahn auf die Festplatten. Dabei ist der narzisstische Drang keine Erfindung der digitalen Fotografie. Die Menschheit wandelt sich, in der Tat, doch sie wandelt sich in einer für einen Menschen kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Psychologie der Menschen in der Antike anders funktionierte, wie unsere. Denn was tat man in jener Zeit (wenn man es sich leisten konnte)? Man lies Büsten und Bilder anfertigen, die nicht selten einen selbst zeigte.
Und das anstatt Idioten sich mit wirklich wichtigen Themen beschäftigen, fotografieren sie nun. Das ist gut so, das entspricht uns. Außerdem erzählen uns ja ständig Lebensberater, Gurus und selbsternannte Philosophen, dass jeder Mensch etwas besonderes ist. Natürlich ist das Unfug. Die Errungenschaften der Aufklären besagen nicht, dass jeder Mensch universelle Rechte hat, weil er etwas besonderes ist. Jeder Mensch hat universelle Rechte, unabhängig davon, ob er etwas besonderes ist. Daran kann man auch mal denken, wenn im Supermarkt mal wieder der Gaumen juckt und man "Können-se-mal-ne-zweite-Kasse-aufmachen" maulen will. Ist das eigene Leben wirklich so interessant, dass man etwas verpasst, wenn man zwei Minuten länger in der Schlage steht? Wohl kaum ...
Und es gibt noch eine weitere Annahme, die vermuten lässt, dass die Knipswut etwas mit Idiotie zu tun hat: Die Menschen tun es, weil sie es können.
Aber worum geht es dann bei den Millionen von Gigabyte Daten? Dazu muss man nur mal einige Instagram-Konten besuchen. Schnell wird einem klar, dass ein Bild des Grand Canyon allein keinen Wert mehr zu haben scheint. Nein, die eigene Grinsrübe muss mit auf Bild, ein hingepinkeltes "I was here" in Megapixel.
So kann der Narzissmus sich ungehindert seine Bahn suchen. Alles erhält einen Mehrwert, wenn die eigenen Nase mit im Bild ist, ganz gleich ob es sich um die Rialto-Brücke in Venedig oder einen Autounfall auf der A2 handelt. Womöglich wird so der Narzissmus hoffähig, ganz gleich ob er in einem einzigen Individuum oder als Mob - umgangssprachlich: Gesellschaft - daherkommt. Alle denken nur an sich, nur ich, ich denk an mich.
Womöglich sind die Auswirkungen fatal. Womöglich ist es jedoch gut so. Denn auch wenn unsern Oppa behauptet, "datfrühajaalletbessagewesenwar", habe ich da meine Zweifel. Und das ist der Vorteil: Dieser latente Narzissmus bricht sich Bahn auf die Festplatten. Dabei ist der narzisstische Drang keine Erfindung der digitalen Fotografie. Die Menschheit wandelt sich, in der Tat, doch sie wandelt sich in einer für einen Menschen kaum wahrnehmbaren Geschwindigkeit. Es gibt keinen Grund für die Annahme, dass die Psychologie der Menschen in der Antike anders funktionierte, wie unsere. Denn was tat man in jener Zeit (wenn man es sich leisten konnte)? Man lies Büsten und Bilder anfertigen, die nicht selten einen selbst zeigte.
Und das anstatt Idioten sich mit wirklich wichtigen Themen beschäftigen, fotografieren sie nun. Das ist gut so, das entspricht uns. Außerdem erzählen uns ja ständig Lebensberater, Gurus und selbsternannte Philosophen, dass jeder Mensch etwas besonderes ist. Natürlich ist das Unfug. Die Errungenschaften der Aufklären besagen nicht, dass jeder Mensch universelle Rechte hat, weil er etwas besonderes ist. Jeder Mensch hat universelle Rechte, unabhängig davon, ob er etwas besonderes ist. Daran kann man auch mal denken, wenn im Supermarkt mal wieder der Gaumen juckt und man "Können-se-mal-ne-zweite-Kasse-aufmachen" maulen will. Ist das eigene Leben wirklich so interessant, dass man etwas verpasst, wenn man zwei Minuten länger in der Schlage steht? Wohl kaum ...
Und es gibt noch eine weitere Annahme, die vermuten lässt, dass die Knipswut etwas mit Idiotie zu tun hat: Die Menschen tun es, weil sie es können.
Wauww... Da gibst Du mir ordentlich was zu denken. Muss es noch ein paar Mal lesen, weil ich ganz viel scharf Beobachtetes erkenne. Jedenfalls Danke für so viel menschliche Betrachtung. Du bist da ja ziemlich schonungslos....
vG
eiskimo
vG
eiskimo
Ich verweise auf Selbstbeschreibung auf meiner Autorenseite hier auf KV.