1968 Paula (1)

Kurzgeschichte zum Thema Vergangenheit

von  Hartmut

ist dann doch noch mitgefahren. Vor einer Woche hat sie die beiden auf einer Geburtstagsparty kennengelernt. Ralf und Stefan sind Tauch – und Studienfreunde und sprachen nur über die kommende Tauchreise auf Sardinien. Eine neue Tauchbasis hätte im Süden aufgemacht und lockt mit roten Edelkorallen und Muränen. Nach der Prüfung in Maschinenelemente sollte es losgehen. Sie saß da und hörte zu. Und dann hat Stefan sie gefragt, ob sie nicht Lust hätte mitzufahren. Nach der Prüfung rief Ralf an und sagte, er würde sich auch freuen. „Vielleicht“, gab sie als Antwort, „aber nicht bei mir klingeln. Wenn ich mitfahre, stehe ich unten. Wann wollt ihr los?“ Sie fahren abends los, machen hinter dem Gotthard eine längere Pause, rollen die Schlafsäcke auf einem Parkplatz aus. Ebenso auf der Nachtfähre von Genua nach Sardinien. Sie liegt zwischen den beiden auf Deck, sagt gute Nacht, aber ihre beiden Nachbarn hören es nicht, Sturm ist aufgekommen. Drei Wochen später werden sie mit dem gleichen Schiff wieder zurückfahren und sie wird wieder zwischen den beiden liegen und wieder gute Nacht wünschen. Mit beiden hat sie dann geschlafen.
Paula kann italienisch!
Massimo, der Inhaber einer Pizzeria direkt am Strand, eher eine große Bambushütte mit Pizzaofen, wo gegen Abend die Ratten huschen, vermittelt ihnen einen kleinen Bungalow, der Ende September auch bezahlbar ist. Die Unterkunft hat nur zwei Zimmer, ein kleines Schlafzimmer mit Doppelbett, sonst nichts und eine Küche mit Wohnraum, die die beiden Freunde beziehen. Am ersten Abend gehen sie in der Pizzeria essen. Paula steht vom Tisch auf, geht zum Pizzabäcker und beginnt ein Gespräch mit ihm. Die beiden schauen sich verwundert an.
Paula spricht italienisch.
Schon am nächsten Tag gehen die beiden schnorcheln und sind begeistert. Natürlich, das Mittelmeer ist fischarm, aber die Sicht ist fantastisch. Sie freuen sich auf die kommenden Tauch - Abenteuer. Paula liest in einem roten Buch von Karl Marx, „Das Elend der Philosophie“. Stefan kommt und sagt: „Und so was studierst Du? Du solltest mal mit uns schnorcheln gehen. „Ich bin wasserscheu, übrigens Marx ist hier wieder einmal ein richtiger Egozentriker, Eigentum ist Diebstahl! Ich meine natürlich nicht Deinen Polo, sondern die Quandts und die anderen, allesamt Diebe. Proudhon hat Recht, eine Philosophie des Elends. Ach lassen wir das, Ihr Techniker kapiert das nicht. Ich koche heute Abend – cuorere le donne in Italia, basta!
Paula flirtet mit dem Pizzabäcker und schläft mit Ralf.
Die Tage verbringen die jungen Männer mit Tauchen und die Abende mit Paula, unten am Strand. Einmal bringen sie Fische mit, die sie geschossen haben und bitten den Koch sie zuzubereiten. Paula sieht das blutige Loch, dass die Harpune gerissen hat und verzichtet. Sie geht zum Pizzabäcker, schaut ihm zu, spricht, lacht und flirtet, so dass die beiden eifersüchtig werden. Ralf hat die letzte Prüfung nicht bestanden, die SMS gibt den Termin für die mündliche Prüfung an, sie müssen ein Ticket für die Rückfahrt buchen. Stefan fährt nach Cagliari und die beiden sind allein auf der Dachterrasse und schweigen. Paula, die neben ihn sitzt, berührt ihn und sagt: „Komm, lass uns nach unten gehen.“
Paula hat die Wahl.
Auf der Rückfahrt machen sie in Luzern eine Pause. Die beiden Männer meinen, hier eine preiswerte Schweizer Taucheruhr kaufen zu können. „ Männerspielzeug“ kommentiert Paula den Wunsch und setzt sich in ein Cafe`. Da gehen sie, Ralf der eher Schweigsame, groß, verlässlich, der vor jedem Tauchgang seine Ausrüstung genau prüft, daneben Stefan, kleiner, schöne Augen, eloquent, fantasievoll. Er ist in ihr Zimmer gekommen mit einer Edelkoralle, die er aus 40 Metern Tiefe mitgebracht hat, als Ralf für ein paar Stunden weg war.
Jetzt kommen sie zurück und sehen traurig aus. Nett sind die beiden, findet sie. Wieder zu Hause, wird sie einem sagen müssen, dass sie sich für seinen Freund entschieden hat.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(26.08.18)
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 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.08.18:
Und gibt es wirklich einen Ort namens "Calgari"?

Gerne gelesen, aber stellenweise sehr hastig erzählt. Gehst Du bei [autor=Sätzer]Sätzer[/autor] in die Schule?
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