Abstiegssorgen, oder spielen wir in der falschen Liga?

Gedanke zum Thema Bildung/ Wissen

von  eiskimo

Tun wir mal so, als sei das Gymnasium in Deutschland die höchste Spielklasse, also bildungsmäßig erste Bundesliga.
Die Schüler hätten sich den Sommer über fit gehalten. Sie hätten individuell weiter trainiert, um ihre Schwächen abzustellen. Manche wären vielleicht einmal losgezogen, um Näheres über ein anderes, spielstärkeres Gymnasium herauszufinden – aus Lust auf Mehr, aus echtem Ehrgeiz, weil sie einfach „brennen“.
Natürlich hätten ihre Eltern diesen Drang, sich weiter zu entwickeln, nach Kräften unterstützt. Die Art der Ferien, ihre Dauer und Gestaltung wären auf das „Gymnasium“, auf die so hoch geschätzte Laufbahn des Sprösslings ausgerichtet worden.
Der wäre jetzt pünktlich zur Stelle, würde motiviert bis hinter beide Ohren in die ersten Einsätze gehen, heiß darauf, es dem neuen Trainer, dem veränderten Kader, den Vereinsangehörigen zu zeigen. Gymnasium, sagt er sich, oberste Spielklasse, da gehörst du zu den Besten, und du sollst auf dem Platz Verantwortung übernehmen, ja, Vorbild sein -
  stopp! Das wird jetzt arg elitär. Wir wollen ja nicht übertreiben. So toll ist unsere oberste Spielklasse ja gar nicht. Sie ist zu aufgebläht, das Niveau sinkt. International hängt man uns schon ab.  Hungrige Talente, die an die Spitze drängen, die werden auf absehbare Zeit wohl aus dem Ausland kommen.

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Kommentare zu diesem Text


 Regina (24.08.19)
Bildungspolitik ist eine Frage der Weltanschauung und des Menschenbildes, und das hat ein weites Spektrum, reicht von humanistisch über technisch-naturwissenschaftlich bis hin zu sozialistisch. Die deutsche Pädagogik bringt m.E. Mittelmaß hervor, weil sie eher Schwache fördert oder mit durchzieht und die "Elite" sich selber überlässt. In Frankreich diskutiert man über die Abschaffung der Eliteschmiede ENA. Aus welchem Ausland deiner Meinung nach diese hungrigen Talente kommen sollen, weiß ich nicht. Seit längerer Zeit erwähnt man schon die Zuwanderung von Fachkräften nach D, aber sie kommen kaum. Wer Englisch spricht, hat die Option USA, besser bezahlt. Und so weit her ist es mit vielen ausländischen Bildungssystemen auch wieder nicht. LG Gin

 eiskimo meinte dazu am 24.08.19:
Ich sehe da nicht so sehr das Nationale, sondern eher die individuelle Disposition. Es hängt sehr viel vom familiären Umfeld ab. Aber Deine Sicht der deutschen Pädagogik als Rahmen, die teile ich voll und ganz.
Dankefür Deine ausfüphrliche Stellungnahme.
LG
Eiskimo

 Didi.Costaire (24.08.19)
Ob die Lactatwerte der Gymnasiasten zu Schulbeginn wirklich so gut sind oder ob sie doch eher durch Sonnenbrand und Lactose-Intoleranz auffallen, sei einmal dahingestellt. Ansonsten passt der Vergleich gut.

Sportliche Grüße, Dirk

 eiskimo antwortete darauf am 24.08.19:
Die Gymnasiasten, die ich kenne, haben weder ihre Sportklamotten bei noch wollen sie sich quälen - leider gehen ihre Trainer resigniert mit den Ansprüchen runter. Damit sieht es nach außen noch ein bisschen nach "Leistungssport" aus.
Dein Bild von den schulischen Lactatwertende gefällt mir gut. Leider würde es von den Helikopter-Eltern sofort torpediert ("mein Kind kann kein Blut sehen")
hau rein!
Eiskimo

 AchterZwerg (25.08.19)
leider gehen ihre Trainer resigniert mit den Ansprüchen runter. Damit sieht es nach außen noch ein bisschen nach "Leistungssport" aus.

Das ist eine Haltung, die sich in der Tat überall durchsetzt. Auch in Literaturforen - obwohl der eklatante Trainermangel dort kaum noch auszugleichen ist.
Ebenso wenig wie in den Schulen. Mittlerweile sind in Grundschulen Klassen mit weit über 30 Kindern die Regel.

Stocksaure Grüße
der8.
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