Versackt im Fenn

Gedicht zum Thema Natur

von  GastIltis

Ich steig in meine Nebelschuhe
und wandere damit ins Fenn,
wenn ich es im November tue,
ja, die Betonung liegt auf wenn...

Wenn draußen kalter Nieselregen
mir kaum noch Luft zum Atmen lässt
und Baum und Strauch sich stumm bewegen,
ist selbst die Seele voll durchnässt.

Dann zieh ich meine Nebelschuhe
erst bis zum Knie, dann bis zum Hals,
und suche doch nur meine Ruhe,
um länger dort zu bleiben, falls...

Falls jemand kommt, bleib ich verschwunden,
bin Wolken, Regen, Nebel. – Denn...

denn sucht man mich nach zehn zwölf Stunden:
Ich bin total versackt im Fenn.





Anmerkung von GastIltis:

Empfohlen von: juttavon, millefiori, Stelzie, tueichler, TrekanBelluvitsh, Moja, AvaLiam, Al-Badri_Sigrun, EkkehartMittelberg, franky, plotzn, AZU20, AchterZwerg, TassoTuwas, Jo-W., Didi.Costaire, LottaManguetti, sensibelchen13.
Lieblingstext von: LottaManguetti, Jo-W., EkkehartMittelberg, Al-Badri_Sigrun.
Versackt!

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Kommentare zu diesem Text


 LottaManguetti (10.12.19)
Rund und schön. Den Kreis hast du perfekt geschlossen, lieber Gil! Dein Gedicht könnte ein Lied sein, eines voller Fantasie und Nebelbilder.
Wunderschön!
Woher nimmst du bloß ständig deine herrlichen Ideen?

Ehrfürchtig

Lotta

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Ach Lotta,
Schuld hat, wie so oft, Ekki. Mit seinem gestrigen Nebelgedicht hat er alte Wunden, alt ist relativ, meine Zeilen müsste ich im Herbst 2012 oder 2013 bei Vonni eingesetzt haben, aufgerissen. Nachdem ich so leichtsinnig war, ihm in meinem Kommentar eine Andeutung davon zu machen, habe ich ihm das Gedicht dann per PN zugesandt. Seine Bitte, es hier einzustellen, konnte ich schlecht abschlagen. Danke jedenfalls für deine Zeilen. Freut mich wirklich sehr.
Viele liebe Grüße sendet dir Gil.
Cora (29)
(10.12.19)
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 GastIltis antwortete darauf am 10.12.19:
Liebe Cora,
das stimmt. Und jedesmal, wenn ich mit dem Begriff zutun habe, lese ich zur Sicherheit noch etwas darüber nach.
Erstaunlich ist, dass er in und um Berlin, ähnlich ist es dort mit Ausdrücken wie Rhin oder Luch, recht häufig vorkommt. Danke auch für deine optimistische Feststellung unten. Sie wird weiterhelfen.
Herzlich Gil.
Cora (29) schrieb daraufhin am 10.12.19:
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 GastIltis äußerte darauf am 10.12.19:
Liebe Cora: Werder steckt im Abstiegssumpf. Passt wie die Faust aufs Auge. Nein, Werder ist mehr eine Insel im Fluss, andererseits gibt es noch Werder (Havel) - ein Hauch von Toscana mitten in Brandenburg, das ich leider nicht kenne, dagegen ein Werder bei Lübz, wo wir u.a. als Studenten Kartoffeln verlesen haben. Nun such dir aus. Aber der Fläming könnte als Gegenteil herhalten, als Beispiel. Gil.
Cora (29) ergänzte dazu am 10.12.19:
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 Didi.Costaire (10.12.19)
Ich bin kein großer Fan vom Fenn,
denn so'n Morast kennt keine Ecken.
Da kann auch Gutes ohne Wenn
und Aber einfach mal verrecken.

Nun hoffe ich, dass dein Gedicht
noch lang auf dieser Seite steht
und keinVerlag, der gut ist, nicht
in Zwanzigzwanzig untergeht.

Beste Grüße, Dirk

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Das hoff ich auch. Denn käm das Ende,
von dem und andrem Intressanten,
käm zwar das Ende vom Gelände,
dann stünden hier die Spekulanten,

um neben unsren Markenzeichen
die ganze Welt an sich zu reißen.
Drum merke: Sie gehn über Leichen.
Kurzum: Die Welt wäre zum Schreien!

Danke Dirk. Für die Zeilen und liebe Grüße zurück. Gil.
Cora (29) meinte dazu am 10.12.19:
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Jo-W. (83)
(10.12.19)
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 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Lieber Jo,
ich war ja nur zwei Jahre aktiv in der LE, ganz genau zwei Jahre, sie waren ereignisreich und für mich als Foren-Neuling interessant. Aber es stimmt, das beste sind die guten Freunde, die man bewahren konnte, und die auch dann zu einem hielten, wenn man mal Fehler machte. Gerade habe ich die Termine in meinen 2020er Kalender übertragen. Und da habe ich den Namen Wolfgang Voelzke, der am 3.1.2013 verstorben ist, entdeckt, der damals für mich zu den ganz Lieben unserer Zunft zählte. Leider ist mir der Nick entfallen, aber die Erinnerung bleibt. Manchmal auch in trauriger Form.
Danke, Freund und LG von Gil.

 TassoTuwas (10.12.19)
Hallo Gil, augenblicklich nebelt es ja aller heftigst, und das nicht nur draußen. Das ist ja auch lustig, wenn der nebelunerprobte Leser am Anfang der Zeile das Ende nicht erkennen kann, da muss man halt durch. Dein Nebel, ich sack es gern, wallt natürlich besonders dick, darum versack ich mir, darin herum zu stochern.
Ach ja, die Lyrikecke, Begleiter meiner Kindheit, aus dem Nebel taucht sie auf. Es greift zum Küstennebel und grüßt herzlich TT.

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Hallo,alter Freund,
nach der Meldung mit dem Küstennebel habe ich die erste Nebelkerze schon abgeschossen. Das alte Nebelhorn lasse ich gerade von einigen Familienangehörigen im Akkord auf Hochglanz polieren. Ich bin zuversichtlich, dass der Glanz erscheint, bevor der Nebel abzieht. Das ist schon eine Frage der Ästhetik, wenn du verstehst. Apropos Kindheit, du weißt hoffentlich, dass du die Würde, die dich samt deinem Purpurmantel umhüllt, ihren Ursprung in der LE hat und nicht in irgendeiner Nordkurve. Ansonsten, um unserer gemeinsamen Vergangenheit willen, ein freundliches:
Danke und zum Wohl. Herzlich Gil.

 AchterZwerg (10.12.19)
Hier wird eine typische Novemberstimmung erzeugt, die ich ebenfalls gern mag.
Als Berlinerin weiß ich natürlich was ein Fenn ist. Aber auch, wenn es ein wenig holpert, wie in deiner letzten Strophe.

Liebe Grüße
der8.

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Liebes Achtel, genau.
Das mit dem Holpern stimmt. Bedenke aber, wann ich den Text geschrieben habe, und wie unerfahren, sprich dumm ich damals war. Gut, viel hat sich nicht geändert. Aber vielleicht ginge es so:
Falls jemand kommt, bleib ich verschwunden,
bin Wolken, Regen, Nebel. – Denn,
denn sucht man mich nach zehn zwölf Stunden:
ich bin total versackt im Fenn.

Das Versacken will schließlich gekonnt sein.
Herzlich dankt und grüßt zurück Gil.
Cora (29) meinte dazu am 10.12.19:
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 AchterZwerg meinte dazu am 10.12.19:
Falls mich wer sucht, bleib ich verschwunden,
bin Wolken, Regen, Nebel. - Denn
bereits nach elf bis vierzehn Stunden
bin ich total versackt im Fenn.

?

In dieser Strophe gefällt mir übrigens der zweite Vers besonders gut. :)

Gruß
ein Achtel

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Liebes Achtel,
das ist natürlich eine gravierende Veränderung. Ich möchte schon so wenig wie möglich eingreifen. Was natürlich gar nicht geht, ist die Abhandlung der Stunden. Wenn man beachtet, dass im Fenn die Uhren anders gehen als außerhalb, käme es zu einem Zeitsprung, siehe auch Stefans Kommentar, dessen Folgen nicht vorhersehbar sind. Ich werde mir noch einmal meine und dann Stefans Variante durch den Kopf gehen lassen, vielleicht sollte ich mir vorher noch in einer hiesigen Niederung die Reste einer slawischen Burg aus dem 7.-9. Jahrhundert ansehen, um aus dem Umfeld die zeitgemäßen Schlüsse zu ziehen. Vielen Dank für den Hinweis und so weiter.
Liebe Grüße nochmals von Gil.

 GastIltis meinte dazu am 11.12.19:
Liebes Achtel,
ich habe mich nun entschieden. Siehe oben!
Warum so? Weil ich damit meiner Linie aus den vorherigen Strophen gefolgt bin. Danke noch einmal für den Tipp.
LG von Gil.

 AZU20 (10.12.19)
Wo ist denn das Fenn? Ich kenne nur das Venn in der Eifel. LG

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Danke Armin,
ich denke an das Ahlbecker Fenn, ein Kalkschwingmoor in Mecklenburg-Vorpommern. Da in der Nähe habe ich vier Wochen „gedient“. Genau in Karpin/Eggesin. Zu einer Zeit, als es noch Schnee gab, von der Kälte nicht zu reden.
Herzlich grüßt dich Gil.

 plotzn (10.12.19)
Lieber Gil,

versackt bin ich auch schon mal. Die Kneipe hieß aber nicht "Rotes Venn" (dort wohnt nur meine Schwägerin samt Familie). Hab nur noch nebulöse Erinnerung daran.
Eine Möglichkeit der Begradigung in Strophe vier (und für Zwerg acht, den Stolperstellen verhältnismäßig mehr aus der Bahn werfen):
vermisst man mich nach zehn zwölf Stunden.

Mich vermisste man damals schon nach fünf...

Liebe Grüße
Stefan
Cora (29) meinte dazu am 10.12.19:
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 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Ich merke, ihr habt Ahnung! Ich warte mal, was der 8. spricht. Bis dahin Gil.
Ergänzung: die Änderung steht und die Begründung habe ich als Antwort an den AchtenZwerg gesandt. Nochmals vielen Dank!

Antwort geändert am 11.12.2019 um 18:41 Uhr

 plotzn meinte dazu am 11.12.19:
G hoch 3: Gut gelöst, Gil!

 AchterZwerg meinte dazu am 12.12.19:
Ja, so isses gut! :)

Nur das "Ich" nach dem Doppelpunkt wäre besser gößer als
der grüßende8. ;-)
Agneta (62)
(10.12.19)
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 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Stimmt, Agneta, von den Kommentatoren die Mehrzahl. Du müsstest den Text doch eigentlich kennen, oder? Na, ist nicht so wesentlich. Gruß Gil.
Agneta (62) meinte dazu am 10.12.19:
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 EkkehartMittelberg (10.12.19)
Hallo Gil, manche mit hochfliegenden Plänen wären froh, wenn sie so gekonnt versacken würden. Aber dazu müssen sie erst einmal die Fantasie zu einer Metamorphose zu Wolken, Regen, Nebel entwickeln.
Herzliche Grüße
Ekki

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Lieber Ekki,
die Schuldfrage hatte ich ja oben bei Lotta schon klärend in den Raum gestellt. Dass du diese Metamorphose, zu der sich das Achtel auch bekannt hat, so explizit erwähnst, wundert mich nicht. Als ich die Zeile nach Jahren mal wieder las, hat sie mich selbst überrascht. Es ist so, wer über sich selbst lachen kann, darf auch mal überrascht sein. Und melancholische Texte sind ja eigentlich meine Welt. Danke nochmals für die Steilvorlage und deine wunderbaren Zeilen.
Herzlich grüßt dich Gil.
Al-Badri_Sigrun (61)
(10.12.19)
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 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Liebe Sigrun,
ich wage gar nicht zu fragen, wo du gesteckt hast. Offenbar war meine Verzweiflung so groß, dass ich im Fenn schon fast verschwunden wäre. Aber schön, deine erfrischenden Kommentare zu lesen. Nun muss ich wohl den Gang in die Niederungen zwecks Klärung der Hebung/Senkung in der einen Zeile aus Respekt zurückstellen. Danke auf jeden Fallfür die Rettung in höchster Not.
Liebe Grüße für heute Abend sendet und schöne Träume wünscht dir Gil.

 AvaLiam (10.12.19)
lieber Gil...

...langsam mache ich mir Sorgen um KV...

Zur Zeit ist alles ziemlich vernebelt hier.
Ich habe gar keine rechten Einblicke mehr, der Durchblick fehlt mir völlig und auch bei aller Vorsicht musste ich heute schon um Nachsicht bitten. Gut, nach einer gewissen Aufklärung seh ich wieder halbwegs klar - aber schöne Aussichten wären mir lieber.

herzliche Grüße - Ava

 GastIltis meinte dazu am 10.12.19:
Liebe Ava,
du musst dich nicht bei mir beschweren. Ekki hat diese Nebelflut gestern ausgelöst. Ich bewege mich nur, wenn auch tastend, in seinem Fahrwasser. Ekki als Fährmann? Er wird doch nicht. Vielleicht sollten wir schon mal ein Lichtlein vorbereiten. Was meinst du? Auf jeden Fall bin ich froh, dass du mich auf die Gefahren hinweist.
Herzlich grüßt dich, (noch entfernt mit deiner Stimme im Ohr), Gil.

 tueichler (11.12.19)
Ich kenn den Fenn und Du beschreibst sehr eindrücklich, wie es ist, dort zu wandern und sich in sich selbst und im Nebel oder Schnee oder der Landschaft zu verlieren. Stark!

😎

 GastIltis meinte dazu am 11.12.19:
Danke Tom,
Weihnachten werde ich auf Usedom verbringen. Geplant ist, am Heiligabend in Ahlbeck zu frühstücken. Vielleicht gelingt es mir, mich von meiner Begleitung loszueisen, um mich dorthin zu verlieren. Wenn du nach dem Fest nichts mehr von mir hörst, weißt du, wo ich stecke.
Herzlich grüßt dich Gil.

 millefiori (11.12.19)
Hallo Gil,
solche Nebelschuhe können ganz praktisch sein, glaube ich.
Gibts die auch für Schuhgeschäfte?
Dann könnte ich sie an unangenehme Kunden verkaufen und sie verschwinden lassen.

Grins.

Liebe Grüße
millefiori

 GastIltis meinte dazu am 12.12.19:
Ach du Liebe, das würdest du tun?
Nun, nach Arno Holz hat ein gewisser Yorimaschighe Nebulon Freudenthal nach seiner Emeritierung noch ein Fachgeschäft für Waren aller Art, auch Kolonialwaren, in Hamburg-Moorfleet eröffnet, in dem man jahreszeitlich angemessen auf Vorbestellung jede, die Betonung liegt auf jede, Art von Schuhen beziehen konnte, standortgemäß natürlich auch Nebelschuhe. Nach meiner Kenntnis wird das Geschäft numehr in sechster Generation weitergeführt und lebt hauptsächlich von der Stammkundschaft, neuerdings aber auch mehr und mehr vom Tourismus. Also, da bleiben wohl auch deine Wünsche nicht offen.
Danke und herzlich grüßt dich in alter Verbundenheit Gil.
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