Zeitdruck

Skizze zum Thema Bewusstsein

von  blauefrau

Wenn ich Zeit drucken könnte, würde ich Scheine mit 1 Billionen Jahre, 1000 Jahren, 100 Jahren, 10 Jahren, 1 Jahr, 1 Woche, 1 Tag drucken. Täglich würde ich die Scheine mischen und auf einen Tisch legen, mit den Zeiten nach unten. Dann würde ich einen Schein ziehen.
Wenn es der 1-Billionen-Schein wäre, würde ich mich räkeln, meinen Bademantel überwerfen und mich mit einer Kaffeetasse draussen in die Sonne setzen. Meine Briefe, besonders die von den Behörden, würde ich erst im nächsten Jahr beantworten. Damit wäre ich immer noch schnell. In zehn Jahren würde ich mich für einen Kurs in der Volkshochschule anmelden: Leben, schreiben, atmen. Mich würde die Autorin Doris Dörrie interessieren. Später, in 10, 20 Jahren, aber ob sie dann noch lebt?
Vor allem, was ist, wenn sie selbst einen Schein für einen Tag gedruckt hat: dann würde sie so schnell leben und lesen, dass es sich wie ein Ameisengewimmel in meinem Ohr anhört. Und bevor ich mit dem ersten Buchstaben meiner Biographie angefangen habe, legen Doris Dörries Nachfahren ihren Stift weg. Doris ist dann lange abgetreten. Gleich geschaltet bin ich mit einem 1-Billionen-Jahre - Schein nicht. Die anderen sind so schnell wie Kolibris an mir vorbei, so schnell kann ich gar nicht schauen.
Wie gehe ich vor, wenn ich einen 1-Tag - Schein aufgedeckt habe? Fahre ich dann am selben Tag noch nach Israel, schreibe ein Buch, scheffle Geld? Oder räkle ich mich, werfe meinen Bademantel über und setze mich in die Sonne?

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (14.10.20)
Gefällt mir gut, arbeitet aber an einzwei Stellen zu stark mit Frauen-Klischees.
Fisch (55)
(14.10.20)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 AvaLiam (17.10.20)
Was würdest du tun, wenn du den Joker ziehst, und dir selbst ein Limit setzen könntest?

Die Idee und auch der Titel gefallen mir sehr gut.
LG - Ava

 blauefrau meinte dazu am 17.10.20:
Danke für deinen Komm und das *

Ist das nicht alles eine Frage der Relation?
Sollten wir die Eintagsfliege befragen?

 FrankReich (17.10.20)
Wenn ich Zeit drucken könnte, dann würde ich mir alle Zeit der Welt lassen. 🙂
Ciao, Frank

 Thomas-Wiefelhaus (17.10.20)
Deine Sprache gefällt mir! Dein Text regt zu Nachdenken an. Nach dem Lesen stellt man sich unwillkürlich Fragen, Wie: wenn ich nur Schreibe-Zeit für EIN Buch hätte, welches wäre das? (Obwohl ich ja bereits über ein recht wichtiges Thema schreibe, gäbe es sicher noch wichtigere Themen!)
Neugierige Frage: Schreibst du tatsächlich eine Biographie? Über welche Person? (Dich?)

Hätte ich eine ähnliche Skizze verfasst, hätte ich die Zeitunterschiede wohl kleiner gestaltet, also realistischer.
(Für vielleicht genauere Erkenntnisse.)

Ich habe ein Buch von einer Bekannten, die es tatsächlich an einem Tag verfassst hat. Für mich wäre das wohl nichts, da würde ich schon lieber ein Hörspiel schreiben!

 blauefrau antwortete darauf am 17.10.20:
Hallo, Thomas,

danke für deinen Komm und die Empfehlung.
Ich schreibe unregelmäßig autobiografische Skizzen, z.B. den Text Tante Ro, den du unter diesem link findest: https://www.keinverlag.de/403564.text

Blaue Grüße im Herbst
die blauefrau

Antwort geändert am 17.10.2020 um 17:14 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram