Eine neue Aufgabe

Erzählung zum Thema Lebensweg

von  Bluebird

Insgesamt war ich dann aber froh, dass die Zeit in Verden nun vorbei war. Ich blieb noch zwei Tage, half beim Zeltabbau und kehrte dann nach Bremen zurück.
    Es folgte noch ein abschließendes Gespräch mit Pastor G.,  in dem  wir noch einmal die ganze Zeit durchgingen. Bei mir entstand der Eindruck, dass ich von ihm - trotz gewisser berechtigter Abstriche - eine ordentliche Beurteilung für die Bibelschule erhalten würde. Ich selber hätte mir eine 2- oder 3+ gegeben.
    Aber nun galt es nach vorne zu blicken. Es folgten zwei Wochen Kurzurlaub bei Hubert in St. Tönis und dann kehrte ich nach Bremen zurück, um dort ein einjähriges sozialpädagogisches Anerkennungsjahr in einer christlichen Einrichtung anzufangen. Was mir gleichzeitig auch als zweites Bibelschuljahr angerechnet werden sollte.
    Bislang war mehr oder weniger alles nach Plan verlaufen, und ich zweifelte in keiner Weise daran, dass ich auch das vor mir liegende Jahr gut bewältigen würde.

Ich bezog also am 1. September 1988 ein kleines Zimmer in "Der Heimstätte am Grambker See" und begann im Bereich Betreutes Wohnen chronisch psychisch Kranker zu arbeiten. Wobei ich zugeben muss, dass ich auf solch ein Elend nicht wirklich vorbereitet war. In meiner bisherigen Welt hatte ich solche schwer vom Leben gezeichnete Menschen noch nicht erlebt.
      Nichtsdestotrotz mochte ich sie von Anfang an, vielleicht weil sie so ganz offensichtlich zu den „Verlieren“ gehörten und sich auch erst gar nicht bemühten, einem etwas vorzuspielen.
      Obwohl es eine freikirchliche Einrichtung war, arbeiteten hier gläubige und nichtgläubige Menschen, was durchaus gelegentlich zu gewissen Spannungen führte. Hinzu kam, dass es gewisse Hardliner gab, die zu fordern und zu fördern versuchten, und eine andere Fraktion, die mehr ein Laissez faire bevorzugten.
  Ich tendierte erst zu den Hardlinern, bin dann aber zum Laissez faire übergegangen. Man kann halt niemanden zu seinem „Glück“ zwingen! Und chronisch psychisch Kranke schon mal gar nicht! Wobei gewisse einfache Grundregeln natürlich eingehalten werden müssen, aber so etwas ist ja eh klar.

Als ich mich nach ein paar Tagen gerade an die Arbeit zu gewöhnen begann, trat ein überraschendes Ereignis ein, was mich zusätzlich sehr in Beschlag nehmen sollte. Tom, ein frisch bekehrter Drogenabhängiger, zog bei mir im Zimmer ein.


Anmerkung von Bluebird:

Ort und Zeit: Bremen 1988

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