Über die Ankunft des Hernan Cortez und eine erkennbare göttliche Vorsehung

Essay zum Thema Schicksal

von  Bluebird

Illustration zum Text
(von Bluebird)

Diese Vorsehung, lieber Theotimus, dehnt sich also auf alles aus, herrscht über alles … .
  Es gibt zwar unvorhergesehene und unvermutete Ereignisse, jedoch sind sie nur für uns unvorhergesehen und unvermutet, nicht aber für Gott, der  sie vorhergesehen und zum Wohle der Allgemeinheit bestimmt hat.
    Dies zufälligen Ereignisse entstehen durch das Zusammentreffen mehrerer Ursachen, die keine natürliche Verbindung untereinander haben, sondern jede für sich ihre besonderen Wirkungen hervorbringen. Sobald diese nun zusammentreffen, ergibt sich daraus eine  ungewöhnliche Gesamtwirkung, die wir ebensowenig voraussehen konnten, wie das Zusammentreffen der Ursachen  (Franz von Sales) 1

Eine sehr treffende Illustrierung dieses Gedankengangs scheint mir der Eroberungsfeldzug des Hernan Cortez zu sein.
  Gemäß eines alten indianischen Mythos hatte ein weißer Gott, ein gerechter Herrscher der Tolteken, im 10. Jahrhundert,  im Jahre Eins Rohr sein Volk verlassen und war mit den anderen weißen Göttern in Schwanenbooten über das Meer davongesegelt.
    Aber dereinst würde er wieder zurückkehren, das Herrschende Reich vernichten und seinen verwaisten Thron wieder einnehmen. Und die Rückkehr würde auch wieder in einem Jahre Eins Rohr geschehen. Genauer gesagt am Tage Neun Winde. Diesen Termin hatten die aztekischen Weisen ausgerechnet.
 
So brach unter den Azteken alle 52 Jahre eine gewisse Unruhe aus. Denn der aztekische Kalender richtete sich nach dem Lauf der Gestirne und hatte einen 52 Jahre – Rhythmus. Mit Eins Rohr begann alle 52 Jahre ein solcher neuer Zyklus. Und jedes Mal wenn Eins Rohr und Neun Winde nahte,  stieg  die Spannung und Furcht unter den Azteken. Wie froh waren sie, wenn wieder so ein Termin verstrichen war und sie sich weitere 52 Jahre keine Sorgen machen mussten
    Als Cortez am 22. April 1519 mit seinen Mannen mexikanischen Boden betrat, hatte er nicht die geringste Ahnung, dass dies genau der Tag Neun Winde im Jahre Eins Rohr war.
    Aztekische Späher, die diese Landung beobachtet hatten,  begaben sich im Laufschritt sich in die Hauptstadt und berichteten ihrem Herrscher Montezuma, dass der weiße Gott zurückgekehrt sei. Was bei dem aztekischen Herrscher das helle Entsetzen auslöste, denn er kannte selbstverständlich die entsprechende Weissagung und befürchtete nun den Untergang seines Reiches.
    Dieses Zusammentreffen von Weissagung und Ankunft des Cortez ist natürlich nicht der einzige Grund gewesen, wieso das aztekische Großreich untergegangen ist. Aber es hat maßgeblich dazu beigetragen, denn dieser Umstand ließ Montezuma zögern und zaudern. Anstatt dem Feind entschlossen entgegenzutreten und zu bekämpfen, wie er es ansonsten getan hätte, versuchte er die weißen Götter zu besänftigen. Ein fataler Fehler! Der dann letztlich auch tatsächlich zum entscheidenden Faktor für den Untergang des aztekischen Reiches wurde
 
Gedankenimpuls:
Wird an diesem Beispiel nicht überdeutlich, dass die Weltgeschichte ganz offensichtlich nicht einem blinden Zufall, sondern einer göttlichen Vorsehung unterliegt?


Anmerkung von Bluebird:


1 2000 Jahre Christentum, S. 542

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (05.07.21)
menschliche Willkür und falsch gedeutete prophetische Bilder und Gier, die sich zu helfen weiß.
sehr göttlich, Birdy, oder soll ich dich jetzt "Rohr eins" nennen, lach.
Wie sagte das Werner, voll krass.
2000 Jahre davon sind mehr als ausreichend.
Ich wünsche mir manchmal, wir würden aus der Geschichte lernen, du nicht?
Immer wieder die gleiche Abzocke und Plünderei, im Namen des "absolut Guten". Von den "schicksalshaften Nebeneffekten" ganz zu schweigen, brachten die Spanier nicht Pocken mit.

Kommentar geändert am 05.07.2021 um 10:36 Uhr

 FRP (05.07.21)
Wenn der Verbrecher Cortez und seine tumben, gierigen Mordgesellen "göttliche Vorsehung" sind, dann nenne ich Gott von nun an Teufel.

 LotharAtzert (05.07.21)
Also das verschlägt einem wirklich die Sprache.

Wenn du mal was von einem toltekischen Verwirklicher lesen möchtest, dann lies Carlos Castanedas Begegnungen mit Don Juan und nicht diese mörderischen Hetzschriften.

Und erspar uns den Pizarro.

 Dieter Wal meinte dazu am 05.07.21:
An LotharAtzert

Bin völlig bei dir.

Herr Lothar, vergib ihm, denn Beautiful Bluebird fehlt in erheblichem Maß kognitive Empathie. Das ist bei so gut wie allen mehr oder weniger hochfunktionalen Asperger- (und sonstigen Formen von) Autisten so. Mit oder ohne Diagnosen. Er versteht leider 0%, welche emotionalen Wasserstoffbomben er in Lesern auslöst. Er kann es sich überhaupt nicht wirklichkeitsnah vorstellen, wie andere Menschen ticken. Er irrt sich darin, seit er lebt, durchaus tragisch. Und er kann überhaupt nichts dafür, Autist zu sein. Niemand kann etwas dafür. Doch gäbe es ohne Autisten auch keinerlei Wissenschaft oder Kultur.

Antwort geändert am 05.07.2021 um 20:03 Uhr

 loslosch (05.07.21)
mein gedankenimpuls, aus der feder von Albert Speer, der die reaktion Hitlers auf die nachricht von Roosefelts tod (am 12.4.1945) kommentiert:

Die Worte des Diktators hätten sich überstürzt: „Hier haben wir das große Wunder, das ich immer vorhergesagt habe. Wer hat nun Recht? Der Krieg ist nicht verloren. Lesen Sie! Roosevelt ist tot!“ Er habe sich gar nicht beruhigen können: „Endgültig glaubte er die Unfehlbarkeit der ihn beschützenden Vorsehung bewiesen.“

vermutlich sagte er "vorrrsehung".

 Graeculus (06.07.21)
Auch die Eroberung des persischen Großreiches durch Alexander den Großen ist "ganz überdeutlich und offensichtlich" einem göttlichen Wunder zu verdanken:
Als Alexander nach Pamphylien kam, stellte sich ihm die Route durch das Gebirge von Kilikien als ein Umweg dar[,] und er beschloss daher, über das Pamphylische Meer zu segeln, da er schnell auf Dareios treffen wollte.

Da wurde ihm plötzlich eine göttliche Wundererscheinung zuteil: In dem Augenblick, als er die Schiffe besteigen wollte, zog sich das Meer zurück, sodass dem Großteil der Schiffe das Wasser fehlte und sie feststeckten, Alexander aber mit seinem Heer das trocken gelegte Gelände durchziehen konnte.

Die Pamphylier aber verfolgten mit Staunen von den Bergen aus den seltsamen Vorgang und fürchteten, das Meer würde wieder zurückkehren und Alexander und sein Heer fortschwemmen. Das passierte allerdings nicht; denn Winde hielten die Flut mit aller Kraft zurück, bis Alexander mit seinen Leuten durchgezogen war.
(Codex Sabbaiticus 29, 2; in: Fragmente der Historiker – Die Alexanderhistoriker. Hrsg. v. Lennart Gilhaus. Stuttgart 2017, S. 342]

Kommentar geändert am 06.07.2021 um 15:00 Uhr
ich (54)
(06.07.21)
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