Wir können von dir nichts lernen - Teil 1

Absurdes Theaterstück zum Thema Unterdrückung

von  LotharAtzert

Die Rede war, wie so oft in letzter Zeit, vom subjektiven Empfinden, das ein Finden bei- und in sich selbst ist, nämlich ein Finden dessen, was das Subjekt hernach fürs Ausdrücken zur Verfügung hat, wiederum auf subjektive Weise und es läßt sich folgern: keine Empfindung – kein kreativer Ausdruck.
Daß das, was vom Leser bei sich gefunden werden kann, nicht vom Schreiber für ihn auffindbar ist, sollte eigentlich verstehbar sein. Daraus also könnte man lernen, bei sich selbst zu beginnen.

Ohne Empfundenes ist Eigenart nicht existent, wohl aber der Ausdruck Anderer als Information endlos reproduzierbar. Das was heute überall geschieht, ist Reproduzieren des Reproduzierten, in allen nur denkbaren Variationen und „wir“ loben uns im Kreis herum und „fühlen“ uns geborgen im ewig gleichen Tiefschlaf.

Dem Autor fortwährend mit der Keule des „Wir“ zu begegnen, ist ein beliebter Übergriff von seiten der Ideologen. Es soll glauben machen, ich stünde allein und das nenne ich perfide, da es keinen anderen Grund hat, als der Gefahr des Entbergens von Unliebsamem vorzubeugen. (Daß ich selbständig genug bin, um alleine zu stehen, ist ein anderes Thema) Was soll sie taugen, die Mehrheit in Zeiten, wo die Vereinsamung des Einzelnen fortschreitet? Noch schlimmer sind nur die, welche sich dem Mehrheitssprachrohr mit kopfnickender Beifallsbekundung anschließen, so daß es tatsächlich zum sozialen Schein-Wir kommt. Ein Wir freilich, das sich gemeinsam gegen das subjektive Empfinden der Empfindsamen stellt und durch Information ersetzt.

Die Frage, wo Empfundenes ursprünglich herkommt und was es mit dem Subjekt macht, stellt sich natürlicherweise auch nur wieder dem in sich Hineinhörenden, denn wie sollte einer, der ausschließlich nur guckt, was andere zum Thema sagen, auf die Idee kommen, das bei sich weder Gesuchte, noch Gefundene zu hinterfragen?

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Kommentare zu diesem Text


 AlmaMarieSchneider (13.11.21)
Hinter diesem "Wir" steht meistens ein großes "Ich". Oft ist es doch so, dass sich ein Ich dem Wir zuliebe auflösen muss.
Ein sehr nachdenklicher und auch oft selbst so empfundener Text.
LG
Alma Marie

 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.21:
Liebe AlmaMarie,
da hast du freilich in allem recht.
Ich möchte nur noch zwei Schritte weiter gehen und nachvollziehbar machend drauf hinweisen, daß die Menge der "Iche", also die Unselbständigen immer nach einem Führer aus der Misere sucht und wenn die Beschränkung zunimmt, folgt die Menge auch eher Ver-Führern. Der Schrank und das Einfache, ja gut ... Und wie im Großen, so im Kleinen:

Wenn ich bei Amazon was bestelle, muß ich doch wissen, daß ich den Bezos mit seinem milliardenverbratenden Weltraum-Unfug sponsere, während die Zahl der verhungernden Kinder weltweit wächst. Was nutzt ein Weltraumbahnhof, wenn wir alle auf der Erde verhungern?

Ich danke dir sehr

 DanceWith1Life (13.11.21)
Mit dem Einwand von AlmaMarie umzugehen und die richtige Antwort darauf zu finden ist notgedrungen subjektiv.
Ich überlege gerade was ich dazu schreiben würde.
Das "große unsichtbare Ich" im Hintergrund, das wäre eine Spur zu provokativ, ist doch die eigentliche Intension dieses Textes, auch wenn vielleicht nicht für jeden offensichtlich, um Welten "leiser".
Ich war einmal in meinem Leben bei einem Fußballspiel live im Stadion. Ich war ziemlich überrascht von der Wucht der "Empfindungswellen", zuerst wollte ich mich dagegen wehren, als ich es zuließ, bemerkte ich all die Nuancen eines "schlechten Spiels", davon hatte ich ziemlich schnell genug, zurück nach Hause, hier mitten im Stadion, die Empfindung, die Wahrnehmung der eigenen Existenz, aber natürlich, was sonst.

Kommentar geändert am 13.11.2021 um 12:20 Uhr

 LotharAtzert antwortete darauf am 13.11.21:
Einwand? Sie hat doch recht damit. Aber ich konnte mir denken, was du meinen könntest und habe es bei Alma ... mater hätt ich fast ... also habe versucht da schon drauf einzugehen.

Mit welchem Wetzgestein schärfst du eigentlich dein Brotmesser?

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 13.11.21:
gute Frage, ich werde darüber nachdenken, da Siegelbilder nicht winken können, ganz im Gegensatz zu den Gemälden in "HarryPotter", werde ich genau hinsehen müssen, was ja auch spannend sein kann.
erste Androidenantwort auf den Systemcheck "Wetzgestein", search
meaning of Alma mater.
 Wiki und die starke Mutter

Antwort geändert am 13.11.2021 um 13:26 Uhr

 LotharAtzert äußerte darauf am 13.11.21:
Jajajaja - der Bezos, der Musk und wie die alle heißen, die sind alle noch nicht richtig aus dem Mutteleib raus, deshalb zwingts die da raus in den Weltraum, woanders verhungern die Kinder, aber das Geschäft mit dem Teufel boomt.
Jetzt der Kaiserschnitt ... oh!

 DanceWith1Life ergänzte dazu am 13.11.21:
StarTrek "Der Aufstand"
Anmerkung für die Filmkritiker.

Leider wurde "Ätzel" durch Data ersetzt weil sich dessen Stuntman weigerte,... ach, habs vergessen, war auf jeden Fall ...

 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.21:
Das "leider" ehrt dich sehr. Ätzels letzte Worte vor der Hinrichtung gen Mokka sollen ja gewesen sein: "Lieber klatsche ich den Beifall in die Restmülltonne ..." - weiter kam er nicht mehr, sie haben ihm das Maul gestopft. Die Drahtmützensekte hat den Notstand ausgerufen.

 harzgebirgler (13.11.21)
beim selbst-in-die-augen-sich-schauen
befällt nur verblendete grauen.

beste grüße
henning

 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.21:
Ja, "mulmig" kann es werden, doch
der Mulm entweicht dann durch ein Loch..

beste Dankesgrüße retour

 DanceWith1Life meinte dazu am 13.11.21:
"Ein Wir freilich, das sich gemeinsam gegen das subjektive Empfinden der Empfindsamen stellt und durch Information ersetzt."

dieser wirklich bemerkenswerte satz stammt nicht etwa aus den "Heiligen Schriften der ewigen Martyrer in einem lichtjahre entfernten (planeten)system, nein er wurde heute, so ganz nebenbei hier auf KeinVerlag veröffentlicht.
ich warte mit der Lobeshymne auf den Autor noch auf seine Reaktion, lach
mit besonderen Dank an
David Gilmour (Pink Floyd)Us and Them
Stanley Kubrik 2001-Odysee im Weltraum, Clockwork Orange u.a.
Lothar Atzert Keinverlag Tibetischer Buddhismus, Rhythmenlehre, Astrologie Humor und Stille

diese küchenhilfe namens unterscheidung, weiß natürlich nicht, dass dieser prozess im eigenen inneren begann,

 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.21:
Hm.

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
Leider ist mein Computer kaputt.
Ein Zeichen aufzuhören?
Danke

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
Geht vielleicht doch wieder. Bin technisch doch nicht ganz so blöd, wie ich dachte,
Dance, vielen Dank für deine wärmenden Worte.

 Pearl (13.11.21)
Nach dem Terroranschlag in Wien im letzten Jahr war ich auf einer Gedenkveranstaltung der jüdischen- und muslimischen Hochschülerschaft. Als eine Sprecherin einen Sprechchor anleitete, hieß es u.a. in etwa "wir sind viele, du bist allein" (an den toten Terroristen gewandt). Mit einem unguten Gefühl sprach ich kleinlaut mit. Im Grunde birgt dieser Satz nämlich ein Grundproblem des Hasses. Denn oft werden solche Gewalttaten von jenen begangen, die ausgeschlossen werden. Im Grunde vertieft eine solche Einstellung den Hass noch viel mehr.

Guter, wohlüberlegter Text.

 LotharAtzert meinte dazu am 13.11.21:
O vielen Dank, jetzt "ring' ich um Fassung" - ja, das läßt sich auch von deinem Kommentar so sagen. Die Ideologen wissen gar nicht, was sie anrichten. Da werde ich als okkultistischer Hobbyastrologe verspottet und die Spötter tun mir so unendlich leid, ob des verursachenden Karmas.

Pass auf dich auf

 Pearl meinte dazu am 15.11.21:
Pass auch auf dich auf, in Zeiten wie diesen.

 AchterZwerg (13.11.21)
Lieber Lothar,

diesen Text unterschreibe ich gern und schwungvoll.
Im Kleinen finden sich solche Wir-Ansprachen (majestatis pluralis) gern bei Nachbarschaftskonflikten, in Foren etc, oder im "Großen", der Sprache der Politiker, wieder ("Wir haben immer schon gesagt" ...)
So funktioniert Unterdrückung in der Tat.

Basisdemokratische Grüße
der8.

Kommentar geändert am 13.11.2021 um 16:49 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
Vielen Dank, du liebe 8te.
Schau mal, was ich bei Irene noch geschrieben habe.

Grüß retour, auch wenn ich garnicht weiß, ob ich ein Demokrat bin. Der Aristokrat oder besser Geistesadel würde mir besser gefallen.

Lothar

Antwort geändert am 14.11.2021 um 14:00 Uhr

 niemand (13.11.21)
Was soll sie taugen, die Mehrheit in Zeiten, wo die Vereinsamung des Einzelnen fortschreitet?
Ist der von Dir oben genannte "Einzelne" nicht deshalb so vereinsamt, weil er sich und seine "Empfindungen" [die ja häufig gar nicht so einmalig und einzigartig sind] dermaßen hoch hält,
dass er jede kritische Einstellung seitens Anderer abschmettert?
Wer dermaßen von sich überzeugt ist, der verkraftet auch nichts
Anderes neben sich. Der will übrigens auch gar nicht aus seiner
Ich-Überhöhung heraus. Ein quasi Heraussteigen ist ja für diesen
so etwas wie Kapitulation der eigenen Person, ICH genannt.
LG Irene

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
Leider ist mein Computer kaputt.
Ein Zeichen aufzuhören?
Danke

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
In diesem Punkt irrst du, Irene. Das Empfinden ist ein Vorgang, der bei jedem Lebewesen gleich funktioniert, ähnlich der Verdauung oder dem Herzschlag. Nur was der Einzelne in sich finden kann und was er draus macht, ist verschieden. Manche (ungefähr 99%) ersetzen das Empfinden völlig durch das Fühlen, welches „sympathikoton“ von Vorstellungen, ja Zwangsneurosen verzerrt ist und sich nur auf die Außenwelt bezieht – hab ich so doch geschrieben. Dein Empfinden findet in sich das, was von deiner Bestimmung des Unbestimmten gefügt wird, insofern kommt es aus dem Außersubjektiven (Parasympathikus, Instinkt) und soll vom Subjekt ausgedrückt werden. Das ist auch nicht meine Vorstellung, sondern es ist wirklich so.
Es geht, und ich sage es mit allergrößtem Nachdruck, nicht um ein Wir, sondern ist nur für das einzelne Wesen so, das zu empfinden bereit ist. Das kann ja das Aufgestaute von soundsovielen Generationen sein, was da hochkommt. Nämlich dann, wenn die auch schon alles verdrängt und das Verdrängten nie zugelassen haben. Ist das Empfinden jedoch stark, so ist nicht nur der Ausdruck mächtig, sondern auch das Immunsystem gesund.
Aus dem Unbestimmten kommt etwas zum Ursprung, wird, in der bemessenen Zeit seiner Art gemäß bestimmt und zur Anweisung an die Form, die dann gefügt wird und eben dieses Gefüge kannst du in dir empfinden und zum Ausdruck bringen. Es ist also kein Gott, der bestimmt, sondern eben das, was dich ausmacht. Das ist empfindbar, wird dann zum Ausdruck und die Folgen, durch Freude und Leid, bewirken die Vernunft und alles, was damit verbunden ist.
Wenn man mir vorwirft, daß ich mich schwer verständlich ausdrücke, so liegt das auch daran, daß es kaum jemand bis heute überhaupt erkannt, bzw. artikuliert hat und wenn man da schon vorher wieder Häme über den Ausdrückenden gießt, (Okkultist, Hobbyastrologe, Spinner) statt mitzuhelfen, es in eine verstehbarere Form zu bringen, so ist das ignorant und arschlöchig.

Den Computer hab ich möglicherweise wieder reparieren können, sensationell!

Antwort geändert am 14.11.2021 um 14:04 Uhr

 Graeculus (13.11.21)
Wenn man die Welt so konsequent dualistisch einteilt in ich (plus Wolfgang Döbereiner und mein Lama-Lehrer) vs. ihr (Systemknechte, Offiziellen, Drahtmützenclique usw.), dann braucht man sich nicht zu wundern, daß einem gelegentlich einmal ein "wir" entgegenschallt. Was aber nach meiner Beobachtung eher ein vielstimmiges "ich" und damit etwas ganz anderes ist.
Aus Fehlern, die wir nicht bereit sind abzulegen, machen wir eine Tugend.
(François de La Rochefoucauld, Maxime CDXLII)

Und was die Empfindungen und persönlichen Erlebnisse angeht, so werden sie problematisch erst dann, sobald man sie missionarisch anderen als die Lösung aller essentiellen Probleme auftischt.
Eine Empfindung und auch ein Gedanke bekommen eine völlig andere Qualität, wenn sie (a) veröffentlicht und (b) für besser als die Empfindungen und Gedanken aller anderen auftreten.

 LotharAtzert meinte dazu am 14.11.21:
Leider ist mein Computer kaputt.
Ein Zeichen aufzuhören?
Danke

 LotharAtzert meinte dazu am 15.11.21:
Inzwischen behoben.
Da du meine Worte vorsätzlich nicht verstehen willst darfst, oder kannst, hier einfach nochmal den Kommentar dazu von Pearl:
"Nach dem Terroranschlag in Wien im letzten Jahr war ich auf einer Gedenkveranstaltung der jüdischen- und muslimischen Hochschülerschaft. Als eine Sprecherin einen Sprechchor anleitete, hieß es u.a. in etwa "wir sind viele, du bist allein" (an den toten Terroristen gewandt). Mit einem unguten Gefühl sprach ich kleinlaut mit. Im Grunde birgt dieser Satz nämlich ein Grundproblem des Hasses. Denn oft werden solche Gewalttaten von jenen begangen, die ausgeschlossen werden. Im Grunde vertieft eine solche Einstellung den Hass noch viel mehr."

 Graeculus meinte dazu am 15.11.21:
Und was hat dieser Terrorist mit dir zu tun?
Es gibt hier kein kollektives Wir gegen dich, das bildest du dir nur ein und steigerst so deine Bedeutung.
Es gibt lediglich einige Ichs, die deinen Stil nicht mögen.

 LotharAtzert meinte dazu am 15.11.21:
Das ist ja das Absonderliche deines Argumentierens: das hat gar nichts mit mir zu tun. Es geht doch darum, bei sich selbst zu empfinden und das hat Pearl in diesem Moment getan. Sie hat empfunden, daß es falsch war, da mitzumachen. Sowas kommt unmittelbar aus dem Unbewußten und will wahrgenommen werden.

Weiter oben bei Irene schrieb ich dazu: Das Empfinden ist ein Vorgang, der bei jedem Lebewesen gleich funktioniert, ähnlich der Verdauung oder dem Herzschlag. Ich heilige nicht "meine" Empfindungen, wie du anscheinend immer noch denkst. Es geht mir um die Folgen der Empfindungsarmut, die vor allem das Immunsystem schwächt.

 Terminator (17.11.21)
Die Wir-Keule wird besonders gern von atomisierten Massenmenschen geschwungen, die nichts an Persönlichkeit sind, und nur als Masse Gehör finden können. Auch in Internetforen.

 LotharAtzert meinte dazu am 17.11.21:
Ja. Die kleinen Tyrannen verhindern vieles von dem, was hilfreich sein könnte und tun es mit dem überheblichen Gefühl, richtig gehandelt zu haben.
Doch das macht uns Einzelne letztendlich stärker.
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