Wie ist es, ein PSW zu sein?

Drama zum Thema Sex/ Sexualität

von  Graeculus

Kennen Sie den Perserteppich-Strudelwurm? Nicht? Das ist schade, denn dabei handelt es sich um ein faszinierendes Tier. Seinen Namen trägt es, weil es einerseits ein Wurm ist (ein flacher, breiter), andererseits ein sehr hübsches, buntes Muster auf dem Rücken trägt. In der Tat ganz wie ein Teppich, nur halt ein lebender Wurm. Sein Lebensraum ist das Meer.

 

Als ob sein schöner Rücken nicht schon genug wäre, hat dieser Wurm eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft: Er ist zweigeschlechtlich, genauer: jedes einzelne Individuum ist sowohl männlich als auch weiblich, produziert also Samen ebenso wie Eier. Das klingt praktisch, nämlich ganz so, als ob er/sie sich aussuchen dürfte, was er/sie in seinem/ihrem Liebesleben sein möchte. Freie Wahl der Rolle im Liebesspiel.

 

So steht es jedoch zum beiderseitigen – und auch meinem - Bedauern nicht. Treffen zwei Perserteppich-Strudelwürmer (im weiteren Verlauf des Dramas PSW genannt) aufeinander, so beginnen sie mit einem Kampf, zu dem die launische Natur den PSW zwecks Fortpflanzung verurteilt hat. Jeder versucht leidenschaftlich, bei dem Gegner, der zugleich Liebespartner ist, einen entscheidenden Stich anzubringen. Es geht darum, ob er durch den Stich (kurzes Vergnügen) seinen Samen loswird oder seine Eier befruchtet bekommt und (lange Mühe) austragen muß. Ein einziger Treffer, will sagen: Stich genügt, und schon ist der getroffene PSW besiegt, nämlich befruchtet. Sie kämpfen mit voller Hingabe.

 

Wer verliert, muß weiblich werden. Er mutiert dann zur Sie, nennt sich Frau PSW und trägt die Verantwortung für den Nachwuchs.

 

Ab dann geht es freilich um ein Problem, das auch bei uns bekannt ist.




Anmerkung von Graeculus:

Bezug: „Planet der Liebe“, Teil 2 (GB/USA 2021) am 21. Februar 2022 in der ARD.

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Kommentare zu diesem Text


 Thal (22.02.22, 00:16)
Lacher!😅

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 16:46:
So ist es gedacht. Falls man dann noch ein wenig darüber nachdenkt, z.B. darüber, wie kurios das manchmal ist mit den Geschlechtern und wie wichtig das zu sein scheint ... so ist auch das nicht gegen meine Intention.

 Tula (22.02.22, 00:43)
Hallo Graeculus
Was es alles gibt! - Man denkt ja sofort, dass das irgendwie Quatsch ist, aber nein - Pseudobiceros bedfordi - und gesegnet mit zwei Pimmelchen! 

LG
Tula


 Graeculus antwortete darauf am 22.02.22 um 16:48:
Kaum zu glauben, aber ich habe es in dem genannten Film gesehen. Wie ich merke, hast auch Du Dich gleich vergewissert. Es gibt dieses spannende Tier, und wir hatten noch nie von ihm gehört.

 AchterZwerg (22.02.22, 06:46)
Wer verliert, muß weiblich werden.
Das kommt mir irgendwie bekannt vor ... ;)
Browiak (67) schrieb daraufhin am 22.02.22 um 15:52:
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 Graeculus äußerte darauf am 22.02.22 um 16:58:
Das klingt unangenehm bekannt, ja. Allerdings habe ich im neuen Heft "Spektrum der Wissenschaft" (3/22) einen Artikel gelesen, demzufolge auch das betreffende X-Chromosom (wo wir das Y haben), etwas mickrig und keineswegs ein biologisches Glanzstück ist. So vermutet die Forschung, daß es verantwortlich ist für Autoimmun-Erkrankungen, von denen Frauen weit häufiger als Männer betroffen sind.

Dürfen wir insgesamt den Unterschied zwischen Frauen und Männern von Tragik überschattet nennen?
Daß sich die Natur bei der Gen-Mischung im Zuge der Fortpflanzung etwas gedacht hat, mag ja sein, aber die weitere Durchführung des Prinzips wirkt auf mich doch sehr improvisiert.

 TrekanBelluvitsh (22.02.22, 08:58)
Nun ja, erwähnens- und bemerkenswert - aus anthropozentrischer Sicht.

 Graeculus ergänzte dazu am 22.02.22 um 16:59:
Da empfinde ich nicht anthropozentrisch, sondern ganz und gar mitfühlend mit PSW.

 AlmaMarieSchneider (22.02.22, 10:04)
Ein interessantes Tier mit schöner Zeichnung. Leider hat er auch kein so tolles Leben. Der Verlierer hat sprichwörtlich den Schaden der kurzen Freude zu tragen und erholt sich davon oft nur unvollständig.

Danke für Deinen Beitrag Graeculus. 

Liebe Grüße
Alma Marie

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 17:01:
Auch Du hast das possierliche Tierchen erst jetzt kennengelernt, wie ich durch besagten Film?

Ich kann mir gut vorstellen, daß es bei diesen Kämpfen häufiger zu Verletzungen kommt - für die Besiegte häufiger als für den Sieger.

Danke auch von mir.
Graeculus alias Wolfgang

 EkkehartMittelberg (22.02.22, 11:42)
Hallo Graeculus, da kann man doch mal sehen wie fortgeschritten der homo sapiens ist, denn die PSW's kennen keine Emanzipation.

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 17:07:
Wir haben für die Emanzipation ja auch ein Weile gebraucht. Geben wir dem PSW noch ein paar Evolutionsschritte.

Von anderer Seite her weiß ich, daß bei Lebewesen mit strikter Monogamie die beiden Geschlechter physisch weitgehend gleich ausgestattet sind, bei solchen mit gelegentlicher 'Untreue' mäßige Vorteile auf Seiten der Männchen liegen und bei einer Harems-Tradition (mit häufigen Rivalenkämpfen) die Männchen regelmäßig sehr viel größer und stärker als die Weibchen sind.
Das ist ja evolutionsbiologisch gut zu erklären.

Sofort habe ich mich gefragt, von welchem physiologischen Typus wir Menschen denn sind. Der mittlere Typ, oder?

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 24.02.22 um 11:52:
ich stimme dir zu, hätte aber nichts dagegen, mit der Physis einer Harems-Tradition ausgestattet zu sein, Treue gelobend.  :)

 Graeculus meinte dazu am 25.02.22 um 00:03:
Wünschen kann man sich das ja. Ich fürchte nur, die Natur (oder wer immer soetwas einrichtet) nimmt keine Rücksicht darauf.
Erlöschen diese Bedürfnisse nicht allmählich in uns?

 Dieter_Rotmund (22.02.22, 16:45)
Wer den Hund kriegt?

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 16:51:
Diese Frage stellt sich doch bei der Scheidung, mein Teurer! Der PSW hingegen denkt erst gar nicht an Heirat (das tun die Seepferdchen, die ebenfalls in dem Film vorkamen), sondern der (!) Siegreiche überläßt die (!) Unterlegene ihrem Schicksal und macht sich vom Acker ... sofern man das im Meer sagen kann.
Adrian (47)
(22.02.22, 18:16)
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 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 23:30:
Man kann das nicht anders denn als Gewaltakt bezeichnen.
Die Recherche hat mir zum großen Teil der erwähnte Film abgenommen; die sprachliche Formulierung geht auf meine Kappe.

Sachen gibt's in der Natur!

 Bergmann (22.02.22, 21:33)
Erfrischend humorvoll - vor allem vor dem genderistischen Vordergrund (Vordergrund!) unserer Zeit.

 Graeculus meinte dazu am 22.02.22 um 23:31:
Zunächst: kaum zu glauben. Da schrieben sich die Skurrilitäten im Text beinahe von selbst.

 Teichhüpfer (09.03.22, 20:40)
Graeculus, die Schnecken können es am Besten, aber man kennt sich ja selbst nicht so gut

 Graeculus meinte dazu am 10.03.22 um 12:41:
Auch die Schnecken sind gut in sowas. Aber was mich selbst angeht, so kann ich Zweikämpfe darum, welchem Geschlecht ich angehören soll, ausschließen. Siehst Du das anders?

 Teichhüpfer meinte dazu am 10.03.22 um 14:02:
Der Schaden kann auch ganz andere Ursachen haben. Wir können uns damit auseinander setzen, aber erst seit Kurzem.

 Graeculus meinte dazu am 11.03.22 um 15:01:
Der Schaden kann auch andere Ursachen haben als Sex (sehen wir ja gerade in der Ukraine), aber oft geht der Streit in der Natur um Sex, um den 'richtigen' Partner.

 Teichhüpfer meinte dazu am 12.03.22 um 07:19:
Ja, in den Hilfestellungen liegen viele Fehler, und den Schaden hat meistens der Schwächere.

 Graeculus meinte dazu am 12.03.22 um 17:28:
Ich glaube, das ist sogar die Definition von "der Schwächere": der, der den Schaden hat (und zur Entschädigung für den Spott nicht zu sorgen braucht, also etwas obendrauf bekommt).

 Teichhüpfer meinte dazu am 12.03.22 um 20:52:
yo, das stimmt, Stärke ist etwas anderes.

 Graeculus meinte dazu am 12.03.22 um 21:40:
Ich weiß gar nichtmal so genau, was Stärke eigentlich ist. In der Natur wohl: möglichst viele Nachkommen zu produzieren, d.h. seine Gene zu verbreiten. Aber das ist ja ein sehr eng begrenzter Bereich.

 Teichhüpfer meinte dazu am 13.03.22 um 06:54:
In der Ruhe liegt die Kraft.

 Graeculus meinte dazu am 13.03.22 um 17:57:
Ja. Nur bei der letzten Ruhe nicht mehr - da ist es einfach geschafft. Möge es bei uns beiden noch eine Weile sein bis dahin.

 Teichhüpfer meinte dazu am 24.03.22 um 04:26:
Graeculus, ich habe meine Eltern bis in ihr Grab begleitet. Beide haben ein Baumbegräbnis.

 Graeculus meinte dazu am 24.03.22 um 15:34:
Kinder müssen ihre Eltern bis ans Grab begleiten - das ist besser als (wie im Krieg) umgekehrt.
Und das Baumbegräbnis ist eine gute Sache.
Agnete (66)
(13.03.22, 10:33)
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 Graeculus meinte dazu am 13.03.22 um 17:59:
Es bot sich mir förmlich an. Den Wurm gibt es aber tatsächlich. Auffallend: Normalerweise bedeutet Kampf um Sex in der Natur, daß der Sieger seine Gene weitergeben darf, der Verlierer eben nicht. Hier aber geben beide ihre Gene weiter. Der Verlust liegt lediglich darin, daß er zu einer Sie wird. Seltsam.

 Teichhüpfer meinte dazu am 14.03.22 um 21:03:
Ne, Du dafst dem Loser verzeihen R.I.P.

 Graeculus meinte dazu am 14.03.22 um 23:53:
Der Loserin, bitte.

 Teichhüpfer meinte dazu am 15.03.22 um 07:40:
Ach so, der Mensch, er und sie.

 Graeculus meinte dazu am 15.03.22 um 16:58:
... oder divers. Soviel Modernität muß schon sein.

 Teichhüpfer meinte dazu am 16.03.22 um 05:45:
Ich habe das aus Fachkreisen gehört, und bin der Meinung, ja. Alles Gute an deine Gesundheit.

 Graeculus meinte dazu am 16.03.22 um 14:17:
Aktuellegehen die Fachkreise von mindestens drei Geschlechtern aus.
Und auch Dir wünsche ich alles Gute für Deine Gesundheit, mein Lieber.

 Teichhüpfer meinte dazu am 16.03.22 um 18:26:
Auf Wiedersehen, Graeculus, die haben mich im Forum gesperrt, wegen Prince - Daddy Pop, ich bin weg.

 Graeculus meinte dazu am 16.03.22 um 18:29:
Um Himmelswillen! Bleib!

 Teichhüpfer meinte dazu am 17.03.22 um 05:31:
Ja, da muss muss ich mich Entschuldigen. Damals in der Kindheit bleibt diese Reaktion auf den Test meiner Freunde aus. Mir fehlte, wegen meinen Wettkämpfen, Training, und dem täglichen eine Stunde musikalische Übungen, der Einblick in die Situation meiner Freunde. Mein Vater war es, der mich zu Kreuze kriechen ließ. Ich war Böse im Recht, aber musste mich Entschuldigen.

 Graeculus meinte dazu am 17.03.22 um 15:55:
Aber Du bist nicht weg, wg. Sperrung im Forum, gelt?

 Teichhüpfer meinte dazu am 18.03.22 um 04:21:
Ne, aber meine Beiträge da im Forum sind alle gelöscht und ich gesperrt, wegen meinen Beitrag unter Suche im Forum Musik. Es kommt Jahrestreffen 2022, die Frage nach den Musikern. Ich bin selbst einer von denen. Mein zweites buch hat den Titel, Lyrik in Pop, und poste Prince - Daddy Pop.

 Graeculus meinte dazu am 18.03.22 um 22:33:
Im Forum gelöscht und gesperrt - ich verstehe. Das habe ich nicht mitbekommen, und den Grund kenne ich nicht.
Dann hast Du überlegt, ob Du Dich abmeldest? Hast Du aber zum Glück nicht getan. Ich freue mich immer, von Dir etwas zu lesen - über nunmehr schon etliche Jahre hinweg.

 Teichhüpfer meinte dazu am 19.03.22 um 04:43:
Die bekommen ihre Meinung nicht durch. So sehe ich das. Ich habe weniger Arbeit.

 Graeculus meinte dazu am 19.03.22 um 16:05:
So kann man das sehen. Und alles hat auch eine positive Seite. Du kannst den Schwerpunkt Deiner Arbeit, Deines aufwandes verlagern.

 Teichhüpfer meinte dazu am 20.03.22 um 06:29:
Ein Künstler arbeitet doch nicht, Graeculus.

 Graeculus meinte dazu am 20.03.22 um 14:25:
Das scheint mir doch so, lieber Teichhüpfer. Wie einmal jemand sagte: 10 % Inspiration und 90 % Transpiration.

 Teichhüpfer meinte dazu am 21.03.22 um 07:08:
Ja, aber das geht mehr in den Hochleistungssport.

 Graeculus meinte dazu am 21.03.22 um 13:01:
Das klingt nach Hochleistungssport, ja. Manche schreiben ihre Texte über ihre Gefühle spontan hin und lassen das dann so (das empfinde ich nicht als Arbeit); andere recherchieren erst und feilen dann lange daran herum usw. - das ist richtige Arbeit.
Oder die Menge, die ein Künstler produziert, ist so auffallend groß, daß er sich wenig Muße in seinem Leben nehmen kann.

Wie hältst Du es dabei?

 Teichhüpfer meinte dazu am 21.03.22 um 20:26:
100 % Leistung kann nicht jeder, aber man sagt, erst kommt der Totpunkt, danach läuft es Bestens, und dann kannst Du immer noch 10 % mehr. Also, in der Leistung geht es nach dem Zieldurchlauf mit langsamen Gehen weiter, damit der Körper runter kommt, und Du nicht tot umfällst.

Antwort geändert am 21.03.2022 um 20:27 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 21.03.22 um 22:27:
Das ist sehr vom Sport her gedacht, mit dem Du ja viel Erfahrung hast. Kann man das auf die Kunst, aufs Schreiben zum Beispiel, übertragen? Funktioniert der Geist so wie der Körper?

 Teichhüpfer meinte dazu am 22.03.22 um 07:20:
Ja, das ist ein Marathon mit vielen Hürden, und wenn du das Ziel durchläufst, stehen deine angeblichen Gönner und fragen, wieso bist Du denn noch nicht tot, mhm.

 Graeculus meinte dazu am 22.03.22 um 18:33:
Immerhin, der Läufer hat den Marathonmlauf begründet. Ist aber kilometermäßig ein Klacks im Vergleich zum Spartathlon.

 Teichhüpfer meinte dazu am 23.03.22 um 17:16:
Der Marathonläufer ist nach dem überreichen der Botschaft tot umgefallen.

 Graeculus meinte dazu am 23.03.22 um 22:41:
Das ist bewundernswert. Ich wäre schon nach fünf Kilometern tot. Spätestens.
Ich hoffe, Du bist ein besserer Läufer.
Lila (42)
(15.03.22, 00:19)
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 Graeculus meinte dazu am 15.03.22 um 17:00:
Die sind eine liebenswürdige und nicht weniger interessante Lebensform. Bei uns Menschen aber, so mein Eindruck, gilt eher die PSW-Version: Wer verliert, wird weiblich.
Lila (42) meinte dazu am 15.03.22 um 17:20:
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 Graeculus meinte dazu am 15.03.22 um 17:49:
Das sage ich als Historiker - mit Blick auf ca. 10000 Jahre des Patriarchats. Wenn Du im antiken Griechenland oder Rom geboren werden solltest, was würdest Du Dir da wünschen: als Mann oder als Frau?

Man kann das - als moderne, emanzipierte Frau - auch ironisch umdrehen, wie weiter oben AchterZwerg und Browiak es getan haben ... Frauen, soweit man den Angaben hier trauen darf.

 Graeculus meinte dazu am 15.03.22 um 17:51:
Wie auch immer - Seepferdchen und wir Menschen haben keine Wahl. Nur der Perserteppich-Strudelwurm kann es sich erkämpfen.
Ist es biologischer Zufall, daß dort der Sieger männlich wird?
Lila (42) meinte dazu am 16.03.22 um 17:36:
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 Graeculus meinte dazu am 17.03.22 um 16:12:
Der große Vorteil der Frauen bestand (besteht) darin, daß die Mutterschaft sicher ist, die Vaterschaft nicht (jedenfalls nicht ohne die - durch die Ehe - erzwungene Treue der Frau).
Wann die Männer kapiert haben, daß sie durch Sex an der Fortpflanzung beteiligt sind, also den Zusammenhang zwischen Sex und Schwangerschaft entdeckt haben, weiß ich nicht.
Die Aborigines Australiens sollen es, so habe ich einmal gelesen, nicht gewußt haben.
Andererseits ist der (instinktive) Kampf um Begattungsrechte ja auch bei unseren tierischen Vorläufern verbreitet, die davon sicher nichts wissen.

Wann setzte sich das Patriarchat durch? Schwer zu sagen. Archäologische Funde lassen oft keine Rückschlüsse auf die Sozialstruktur zu - jedenfalls nicht in der Steinzeit.
Kürzlich habe ich etwas über eine Entdeckung von Molekularbiologen/Paläogenetikern gelesen: Bereits in der Steinzeit (Mesolithikum, wenn ich das recht verstanden habe) läßt sich die Abstammung oft auf einheimische Männer und auswärtige Frauen zurückführen. Dafür kenne ich nur eine einzige Erklärung: Frauenraub.
Das paßt dazu, daß die Archäologie des Krieges nach neuen Forschungsergebnissen immer weiter zurückreicht, während ich früher angenommen habe, der Krieg sei eine Erfindung der Seßhaftigkeit, also des Neolithikums.

Möglicherweise haben die Männer schon sehr früh den Vorzug der Frauen durch den Umgang mit (nicht nur Jagd-)Waffen kompensiert ... oder mehr als kompensiert. (Das muß nicht in allen Gesellschaften so gewesen sein.)

Wie war die Gesellschaft der Ägypter strukturiert? Auffallend ist die Bevorzugung von Männern in der Erbfolge. Und dazu muß man - s.o. - die Treue der Frauen sicherstellen.
Vereinzelte Pharaoninnen gab es ja nur, wenn der männliche Thronfolger, etwa wegen Unmündigkeit, ausfiel.
Taina (39) meinte dazu am 17.03.22 um 16:19:
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 Graeculus meinte dazu am 17.03.22 um 16:35:
Das ist eine klare Entscheidung - für etwas und, wie ich meine, gegen etwas.

Der kriegserfahrene US-Autor Ambrose Bierce hat einmal gesagt: "Nichts auf der Welt kommt dem allmächtigen Gott so nahe wie ein kommandierender General während der Schlacht."

Das wäre dann eine exklusiv männliche Erfahrung, die den Frauen (soweit ich weiß, bis heute) abgeht: die Erfahrung extremer Macht. Eine Frau konnte weder die Erfahrung Alexanders noch Hannibals noch Caesars machen.

Und das ist dann sicher eine grundlegende Entscheidung: Zieht man es vor, Leben zu geben oder Leben zu nehmen?

Nichts von beidem ist leicht, und in einer antiken Komödie sagt eine Frau, sie wolle lieber dreimal in den Krieg ziehen, als noch einmal Mutter werden.

 Graeculus meinte dazu am 17.03.22 um 16:39:
Abgesehen davon, daß Männer nicht die Wahl haben, Mutter zu werden.
Taina (39) meinte dazu am 17.03.22 um 23:19:
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Lila (42) meinte dazu am 18.03.22 um 11:39:
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 Graeculus meinte dazu am 18.03.22 um 22:41:
An Taina:

Viele Männer haben die Erfahrung dieser Macht nicht, und ich kann Dir sagen, daß ich da auch nichts vermisse.
Aber irgendeine Bedeutung muß es wohl haben für manche Männer, sonst könnte ich es mir nicht erklären, warum die Geschichte der Menschheit auch eine Geschichte von Kriegen ist. Das erleben wir ja gerade wieder.

Die Empfindungen während der Schwangerschaft kenne ich naturgemäß nur aus Eindrücken von außen. Die Geburt selbst, das ist für mich das Eindrucksvollste, ist für beide Beteiligten eine echte Prüfung! Darauf bezog sich wohl auch die Lysistrate, als sie sagte: Lieber dreimal in den Krieg ziehen.
Das Erlebnis beim Stillen hat die Mutter meiner Kinder übrigens anders beschrieben als Du: Es sei, als ob die Kraft aus ihr ausgesogen werde und in einen anderen übergehe. Ich kann das nur wiedergeben.

Wie es um die Empfindungen eines Wurms bestellt ist, wissen wir letztlich nicht. Immerhin: Der PSW will nicht weiblich werden - erkämpft darum, es nicht zu werden.

 Graeculus meinte dazu am 18.03.22 um 22:58:
An Lila:

Den von Dir geschilderten archäologischen Befund kannte ich nicht. Wo ist das belegt? Kam das häufiger vor bei - so nehme ich an - Homo sapiens?
Deine Deutung ist etwas hypothetisch, aber eine naheliegende. Aus späteren literarischen Quellen kenne ich die Sehnsucht nach der Rückkehr in den Mutterschoß. Der Glaube, daß das tatsächlich stattfinde, überrascht mich etwas. Jetzt überlege ich, welches denn die ältesten Mythen sind, die wir kennen. Mir erscheint das Bild darin als nicht ganz einheitlich. Der Isis-Glaube ist doch im Neuen Reich populär geworden, oder?
Tendenziell kann es stimmen, daß das Bild der Frau immer negativer geworden ist.

Wie gesagt, ich wäre Dir dankbar für eine Quellenangabe, falls möglich.

Mit der Deutung einschlägiger Mythen habe ich mich vor etlichen Jahren einmal befaßt, so ab Johann Jakob Bachofen. Damals habe ich die Methode als umstritten wahrgenommen.

Was das Matriarchat angeht, so habe ich in Erinnerung, daß etwas in dieser Art nicht nachgewiesen ist, nirgends. Was es gab, z.B. bei den Irokesen, sind Gesellschaften, die matrilinear und matrilokal strukturiert waren. Ich erwähne den Unterschied, weil "Matriarchat" dem Wortsinn nach "Frauenherrschaft" bedeutet, also die genaue Umkehr des Patriarchats. Sollte es das geben, würde mich das sehr überraschen. Die Mosuo kenne ich nicht, aber was Du schreibst, klingt für mich eher nach einer anarchischen Gesellschaft, also ohne eigentliche Herrschaftsstrukturen, wie ich es von einem Matricharchat erwarten würde.

Interessantes Thema, das ich in den letzten Jahren etwas aus den Augen verloren habe.
Taina (39) meinte dazu am 18.03.22 um 22:58:
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 Graeculus meinte dazu am 18.03.22 um 23:24:
Ich habe mal eine befreundete Biologin danach gefragt. Das Seltsame besteht ja darin, daß Kämpfe um Sexualpartner in der Natur die Funktion haben, daß nur der Stärkere seine Gene weitergeben kann. Hier aber pflanzen sich Sieger und Besiegte gleichermaßen fort. Eine Sackgasse der Evolution, ein Halberror? Kann gut sein. Ich bin auf die Auskunft gespannt.
Taina (39) meinte dazu am 18.03.22 um 23:51:
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 Graeculus meinte dazu am 19.03.22 um 16:04:
Sehr oft ein Kampf zwischen Rivalen - bei afrikanischen Antilopen, so habe ich jetzt in "Spektrum der Wissenschaft gelesen", kämpfen sogar mehrere Weibchen um ein begehrtes Männchen.
Zwischen den eigentlichen Geschlechtspartnern gibt es sogar (gar nicht so selten) Vergewaltigungen.

Was ist das Igelkarussell? Das kenne ich nicht.

Sex ist kein bloßer Spaß!

Der PSW ist allerdings einmalig!
Taina (39) meinte dazu am 19.03.22 um 17:31:
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 Graeculus meinte dazu am 19.03.22 um 18:37:
Ach, danke, das wußte ich (mangels Garten) nicht.
Sex wegen Ermüdung.

 GastIltis (18.03.22, 14:46)
Hallo Graecu!

Wie ist es, ein PSW zu sein? PSW: Für mich ist ein PSW (aus beruflicher Sicht) ein Pumpspeicherwerk!
Zu deinem Text ist, glaube ich, ausreichend Stellung bezogen worden.
Wie es ist, ist schwer zu beantworten, da es ein Ding ist, zum Teil eben sehr gewaltig. Und den guten Zweck verfolgt, Energie zu speichern, um sie bei Bedarf nutzen zu können. Wie es funktioniert, ist einfach zu erklären. Man pumpt mit überschüssiger z.B. Nachtenergie sehr viel Wasser aus einem Unter- in ein Oberbecken, um es in Spitzenzeiten Elektroenergie über Turbinen erzeugen zu lassen, indem man die potentielle Energie nutzt. Die DDR hat große PSW gebaut, so z.B. in Markersbach mit 1050 MW. Das weltgrößte (Fengning) ist gerade in China in Betrieb gegangen und verfügt über eine Kapazität von 3600 MW. Die Ausrüstung kommt von der Firma Andritz Hydro, Österreich.
Was will ich damit sagen?
Man kann Kriege führen und die wirtschaftliche Weltmacht anstreben. Aber auch Handel und Interessen verbinden und auf höchster Ebene zusammen arbeiten.
Ich will aus den letzten Sätzen keine Schlussfolgerungen ableiten. Wir wissen, dass Vernunft und die offenbaren Interessen wenig miteinander zu tun haben. Aber wir sitzen ja auch nicht an den Schalthebeln.

Das zum Thema PSW.
Herzlich Gil.

 Graeculus meinte dazu am 18.03.22 um 23:02:
Ein Pumpenspeicherwerk - darauf wäre ich nicht gekommen. Natürlich habe ich diese Abkürzung mit Bezug auf den Perserteppich-Strudelwurm erfunden und wußte nicht, daß diese Abkürzung schon besetzt ist.

Ja, ich erinnere mich, das hat mit Deinem Beruf zu tun.

Der Handel hat ein Janus-Gesicht: Er kann verbinden (man möchte sich ja seine Kunden und deren Zahlungsfähigkeit bewahren), aber auch trennen, sofern er nämlich in Konkurrenz stattfindet. Und man kann auch Waffen handeln!

Einen herzlichen Gruß und Dank für Deinen Kommentar.
Graeculus
Taina (39) meinte dazu am 19.03.22 um 17:42:
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 Graeculus meinte dazu am 19.03.22 um 22:31:
Handel - außer der von Waffen - ist an sich eine gute Sache, und seine Kunden bzw. Lieferanten kann man sich nicht immer aussuchen. So tourt unser Wirtschaftsminister ja derzeit durch Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Es sollte da allerdings eine Grenze geben, und da bin ich - abgesehen von der Emanzipierung von Putins Rußland - froh, daß Habeck Saudi-Arabien (auch so ein Verbrecher-Regime) offensichtlich ausspart.
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