Was ist eigentlich Manipulation?

Erörterung zum Thema Bewusstsein

von  EkkehartMittelberg

Nie wird so viel manipuliert wie in Kriegszeiten, denn Manipulation ist das Instrument der Propaganda. Die Kriegsgegner werfen einander Manipulation vor und was für Friedenszeiten zutrifft, gilt zu Kriegszeiten erst recht. Man manipuliert selbst und benutzt den Begriff zur Diskriminierung des Feindes.


Man sollte sich von dem Gedanken verabschieden, Manipulation in den Massenmedien verhindern zu können, aber versuchen, wenigstens partiell Durchblick zu gewinnen, indem man begreift, was dabei passiert.

Es ist ein utopischer Glaube, dass Manipulationstechniken in den Massenmedien prinzipiell vermeidbar seien.

Hans Magnus Enzensberger hat schon 1970 in seinem Aufsatz „Baukasten zu einer Theorie der Medien“ geklärt, dass Manipulation, zu deutsch Hand- oder Kunstgriff, ein zielbewusstes technisches Eingreifen in ein gegebenes Material bedeutet. Manipulation sei ein politischer Akt, wenn es sich um ein gesellschaftlich unmittelbar relevantes politisches Eingreifen handele. Dies sei in der Bewusstseinsindustrie prinzipiell der Fall. „Die Frage ist daher nicht, ob die Medien manipuliert werden oder nicht, sondern wer sie manipuliert. Ein revolutionärer Entwurf muss nicht die Manipulateure zum Verschwinden bringen; er hat im Gegenteil einen jeden zum Manipulateur zu machen.“ (Kurbuch 20/1970, S. 166)

Enzensbergers Alternative, einen jeden zum Manipulateur zu machen, könnte aber im Sinne eines 'catch as catch can’ missverstanden werden. Zunächst sollte man fordern, dass das zielbewusste Eingreifen in vorhandenes Material dem Leser im Sinne reflektierter, ausgewiesener Parteilichkeit, die ihre Auswahlkriterien nicht verschleiert, transparent gemacht wird. Wenn aber die Interessen, in deren Dienst man schreibt, durchsichtig gemacht werden, ist die Frage, ob man den moralisierenden Begriff Manipulation für ein objektiv notwendiges Verfahren interessegeleiteter Auswahl, das sich selbst reflektiert, beibehalten sollte. Zu überlegen wäre, ob man den Begriff nicht als ein kritisches Instrument für solche Fälle reservieren sollte, in denen ein Medium Nachrichten bedenkenlos als Ware akzeptiert, das heißt, sich an bereits pervertierte Bedürfnisse seiner Leser zum Zwecke rücksichtsloser Profitmaximierung anpasst. Das bedeutet, dass nicht im Hinblick auf punktuelle Einseitigkeiten, sondern gezielt in solchen Fällen von Manipulation gesprochen wird, in denen es einem Medium darum geht, den Leser bewusst in seiner bewusstlosen Unmündigkeit zu stabilisieren, indem es seine eigenen merkantilen und/oder ideologischen Ziele verdeckt, um die Bedürfnisse des Konsumenten auszunutzen, die er selbst in seiner Pervertierung nicht überschaut. Dies ist eine Diskussionsanregung. Auf jeden Fall ist Manipulation im Sinne Enzensbergers als interessegeleitete mehr oder weniger punktuelle Eingriffs- und Verschleierungstaktik zu verstehen.




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Kommentare zu diesem Text


 Tula (05.04.22, 01:20)
Hallo Ekki
Manipulation findet nicht nur in offiziellen Massenmedien statt. Vielleicht dort sogar weniger als anderswo, in angeblich alternativen Quellen, die bei genauer Betrachtung überhaupt keine journalistische Glaubwürdigkeit haben. Die Diskreditierung öffentlicher Medien ist da nicht selten der Einstieg, um die Menschen zu verunsichern, um sie dann nach Belieben über den Tisch irgendwelcher Verschwörungen zu ziehen.

Es gibt noch einen Grund, um zu manipulieren. Aus Freude am Spaß. Der Unsinn, der heutzutage im Internet kursiert, oft zu völlig unpolitischen Themen und auch ohne kommerziellen Hintergrund ... unglaublich. Angebliche Fotos zu aktuellen Ereignissen, die (die Fotos) dann aber 20 Jahre alt sind, angebliche Satellitenbilder von Vulkanausbrüchen, die in Wirklichkeit eine Simulation in einem Museum sind usw. usf. Der Spaß, über Tiktok oder sonstwo Aufmerksamkeit zu erlangen, gewissermaßen als Sport.

Im Zweifelsfall glaube ich meiner Frau. Sie hat ja ohnehin immer recht und noch nie versucht, mich zu manipulieren 

LG
Tula

Kommentar geändert am 05.04.2022 um 01:21 Uhr

 Tula meinte dazu am 05.04.22 um 01:37:
Noch ein PS:

Es ist ein utopischer Glaube, dass Manipulationstechniken in den Massenmedien prinzipiell vermeidbar seien


Manipulation beinhaltet irgendein Ziel der Überzeugungsarbeit. Die Medien, jene, die wir als 'unabhängig' akzeptieren, also kommerziell ausgerichtet sind, folgen in der Regel nicht dem Wunsch ideologischer Beeinflussung der Massen, als vielmehr dem nach hohen Einschaltquoten und auch Kosten (Auslandskorrespondenz ist teuer, also werden die Inhalte oft nur gekauft). Man sollte in dieser Hinsicht vielleicht zwischen gezielter Manipulation und kommerziell-tendenziöser Berichterstattung unterscheiden. Böswillig ist die letztere nicht unbedingt, eben nur 'journalistische Billigware'.

LG
Tula

Antwort geändert am 05.04.2022 um 01:38 Uhr

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 05.04.22 um 11:09:
Vielen Dank, Tula, deine Kommentare sind sehr differenziert und hilfreich. Ich halte von deinen Ergänzungen gerne fest:
1. die Macht der Manipulation in alternativen Quellen, zum Beispiel Internet
2. die Manipulation aus Spaß an der Freude (in gewisser Weise auch Demonstration von Macht)
3. die Unterscheidung zwischen gezielter politischer Manipulation und kommerziell tendenziöser Berichterstattung, die freilich in weiterem Sinne auch politisch ist.

 FrankReich (05.04.22, 02:53)
Nee Ekki, zu Friedenszeiten wird ebensoviel manipuliert, das nennt sich dann allerdings Marketing. 👋😂

Ciao, Frank

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 05.04.22 um 11:15:
Merci, das stimmt, Frank, wenngleich Marketing seltener mit einer Täuschungsabsicht verbunden ist.

 FrankReich äußerte darauf am 05.04.22 um 11:34:
Grau ist alle Theorie, Ekki, deshalb kann ich Dir da leider nicht zustimmen.

Ciao, Frank

Antwort geändert am 05.04.2022 um 11:55 Uhr

 AchterZwerg (05.04.22, 07:04)
[Du hast noch Kursbücher von 1970, lieber Ekki?

Vor Neid erblassende Grüße
Piccola]

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 05.04.22 um 11:23:
Grazie, Piccola, zur Zeit gebe ich sehr viel weg, aber die Trennung von dem über Jahrzehnte gescheit gebliebenen Enzensberger fällt mir schwer.
Liebe Grüße vom Beet mit den gemeinsamen Wurzeln
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 05.04.22 um 12:49:
Darin möchte ich dich aus vollem Herzen unterstützen.
Den wegzugeben, gehört sich einfach nicht! <3
Taina (39)
(05.04.22, 07:40)
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Teolein (70) meinte dazu am 05.04.22 um 07:55:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 11:52:
@Taina: Liebe Taina, ich habe diesen Begriff von Unmündigkeit zugrunde gelegt:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Immanuel Kant. Was ist Aufklärung?


Es gab und gibt immer wieder Medien, die kein Interesse an der Aufklärung ihrer Leser haben, sie im Gegenteil n ihrer Unmündigkeit stabilisieren wollen. Dazu zähle ich zum Beispiel die Bild-Zeitung, die National- und Soldaten-Zeitung und aktuell die gesamte putintreue russische Presse. Wie du möchte ich mich freilich von dem Begriff selbstverschuldet distanzieren: Er ist nicht hilfreich.
@Teolein. Gracias, du formulierst mit Recht "wenn man es schafft". Wenn nämlich die Propaganda ins Unterbewusstsein eingesickert ist, ist es für Aufklärung sehr schwierig, die emotionalen Widerstände der "Eingeseiften" zu überwinden.
Taina (39) meinte dazu am 05.04.22 um 12:00:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 13:47:
Ja, man sollte das Kind nicht mit dem Bade ausschütten, auch und gerade bei der Bild-Zeitung nicht.  Die hat sich zum Beispiel durch Klartext Verdienste erworben, wenn es darum ging, Antisemitismus zu bekämpfen.

 harzgebirgler (05.04.22, 10:23)
manipulation kaschiert und täuscht und lügt
damit 'anführern' sich volkes meinung fügt:
"die sprache ist der güter gefährlichstes"!
(hölderlin)

lg
henning

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 12:09:
Gracias, lieber Freund, Manipulation ist vielleicht noch gefährlicher als du denkst, wenn du dir klarmachst, dass sie ein Eingreifen in vorhandenes Material ist. Erinnerst du dich noch an den japanischen Film "Rashomon" aus den Fünfziger Jahren: ein Mordfall in sieben verschiedenen Varianten. Jede manipuliert, indem sie eine bestimmte Sichtweise dominieren lässt. Sie manipuliert aber ohne böswillige Absicht. Es ist unmöglich, eine Wahrheit herzustellen, die alle Varianten integriert.
      Ich würde übrigens heute Hölderlin widersprechen: Bilder sind der Güter gefährlichste.
LG
Ekki
Taina (39) meinte dazu am 05.04.22 um 12:23:
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 harzgebirgler meinte dazu am 06.04.22 um 19:32:
die wahrheit macht es uns oft echt nicht leicht
sie zu erkennen und wird schwer erreicht. :(

 eiskimo (05.04.22, 10:38)
Hallo, Ekki!
Du wirfst die Frage nach neutraler, zweckfreier und wahrhaftiger Information auf. Gibt es die? 
Der Sender manipuliert, aber auch der Adressat will ja oft nur das hören, was er hören will. Er manipuliert ebenfalls....
Schwieriges Thema!
LG
Eiskimo

 Tula meinte dazu am 05.04.22 um 10:55:
Hallo
Das dachte ich mir gestern auch. Das internationale Netzwerk der Medien ist eine tausendbäuchige Bestie, die sich von den eigenen Ausscheidungen ernährt und die Zuschauer sind ihre Mägen. Gewissermaßen ein ewiger Kreislauf.
Man könnte zum Beispiel täglich über das Elend in den meisten Ländern der Welt berichten, über etliche Bürgerkriege (never ending stories) und sogar die täglichen Todesfälle, die auf überhöhte Geschwindigkeit im Vekehr oder jahrelangen Zigarettenkonsum zurückführbar sind. Es ist nicht nur, dass diese Wahrheiten unter den Tisch gekehrt werden. Objektiv ist die Mehrheit nicht daran interessiert. Es müssen Themen sein, die momentan die Gemüter erregen. Und wie schnell ein zentrales Thema vom nächsten fast vollständig verdrängt wird, erfahren wir mehrmals jährlich.

LG
Tula

Antwort geändert am 05.04.2022 um 10:59 Uhr

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 12:29:
@Eiskimo: Deine Frage ist spannend. Ich versuche eine Antwort: Da Manipulation unvermeidbar ist, wird es kaum neutrale politische Information geben, auch im strengen Sinne keine wahre Information. Ist also alles relativ? Nein, denn der Informant kann sich um Wahrhaftigkeit bemühen
oder Fakten bewusst verschleiern. Das bedeutet, dass man, obwohl Manipulation unvermeidbar ist, den Vorwurf böswilliger Täuschung erheben kann und oft auch muss.
@Tula und Eiskimo: Man könnte wegen der Selbstmanipulation verzweifeln. Sie ist die schlimmste Gegnerin der Aufklärung.

 Didi.Costaire (05.04.22, 11:40)
Moin Ekki,

die Bandbreite der Manipulation ist gewaltig, da geht es in der Tat vom geschickten Kunstgriff bis hin zum Freistilringen, und es sind beileibe nicht nur Leser, die beeinflusst werden - andere Medienkonsumenten vermutlich noch mehr.

Liebe Grüße,
Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 13:22:
Danke, Dirk,
ich verstehe, offen gestanden, nicht, was du mit Freistilringen meinst. Umso besser kapiere ich deinen Hinweis auf andere Medien. Ein geschickt manipuliertes Bild vermag mehr als tausend Worte.
Liebe Grüße
Ekki

 Didi.Costaire meinte dazu am 05.04.22 um 18:53:
'catch as catch can’
hast du selbst geschrieben.

 AZU20 (05.04.22, 11:51)
Deinen Artikel habe ich mir ausgedruckt, um ihn hin und wieder wieder lesen zu können Ja, die Gefahr ist gerade heutzutage sehr groß dass Menschen in bewusstloser Unmündigkeit stabilisiert sind. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 13:30:
Merci, Armin, zu der Stabilisierung in bewusstloser Unmündigkeit fällt mir folgendes Bespiel ein. In den siebziger Jahren lehrten wir Schüler noch zwischen argumentierender und argumentationsfreier Werbung zu unterscheiden. Welche Werbung argumentiert heute noch? Vance Packard "Die geheimen Verführer" hat sich auf der ganzen Linie durchgesetzt.
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (05.04.22, 13:42)
Das ist ein höchst interessanter Text. Die Frage ist jedoch, wo wir Manipulationen ausgesetzt sind. Findet sie allein in den Medien statt? Ich denke nein. Auch wenn wir versuchen, unser Gegenüber dazu zu bringen, in unserem Sinne zu handeln, sind wir Manipulationen ausgesetzt. Dass kann eine politische Veranstaltung sein, aber auch bei einem Ehepaar stattfinden, dass sich darüber unterhält, was es zu Mittagessen gibt. Die Auswirkungen/Bedeutung dieser Manipulationen sind natürlich unterschiedlich. Doch die Techniken und das Ziel sind strukturell vergleichbar.

Das ist nun Hoffnung und Verhängnis zugleich. Denn da wir Manipulationen in fast jeder Lebenslage ausgesetzt sind, besteht die Möglichkeit, dass wir deren grundsätzlich Struktur erkennen. Allerdings müssen wir dann auch, um die Manipulation zu verhindern, danach handeln. Weil wir dies jedoch oft nicht tun, darum, sind an der Kasse im Supermarkt Süßigkeiten, kleine Schnapsflaschen und Tabak plaudert. Es bedarf halt nur eines kleinen manipulativen Anstoss' und schon folgen wir dem vom Händler gegebenen Impuls.

Anderseits besteht die Gefahr, dass wir uns so sehr an die Manipulation gewöhnt haben, dass wir sie - unbewusst - als Teil des Lebens akzeptieren, indem wir uns ihr hingeben, ohne sie zu hinterfragen.

Darum ist auch Wissen nicht zwangsläufig ein Ausweg aus diesem Dilemma. Das angebotenen Wissen muss man auch einordnen können. In der Geschichtswissenschaft heißt das "Quellenkritik" (und geht viel weiter als nur einem Autor nicht zu glauben, weil er/sie ist, wer er/sie ist).

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 13:58:
Hallo Trekan, velen Dank für deinen Hinweis auf die Allgegenwärtigkeit der Manipulation und für die Hinweise auf Abstumpfung gegen die Manipulation und darauf, dass Wissen nicht zwangsläufig ein Ausweg ist. Trotz dieser bedenkenswerten Einschränkungen sollte aus meiner Sicht das Motto lauten. Bekämpfe gezielte Manipulation nach besten Kräften argumentativ, auch wenn du weißt, dass dieser Kampf nie aufhört.

Antwort geändert am 05.04.2022 um 13:58 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 05.04.22 um 14:50:
Die Manipulation beginnt mit der Einstellung: "Ich möchte, daß du glaubst, daß ..." So gesehen, ist sie allgegenwärtig, d.h. wir sind, wie Trekan schreibt, ihr "in fast jeder Lebenslage ausgesetzt". Und er nennt auch das einzige Gegenmittel: kritische Rezeption von Information.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 05.04.22 um 15:51:
Hallo Graeculus, an der Bereitschaft zur kritischen Rezeption von Information fehlt es mir und den meisten meiner Bekannten nicht.
Mich interessiert, ob angesichts der immer raffinierter werdenden Fälschung von Bildern, untermalender Musik und Klängen auch sich auch bei dir gelegentlich Ohnmachtsgefühle und die Versuchung zur Resignation einstellen. Hoch intelligente Leute gestehen mir erstmals die Versuchung, Nachrichten zu verweigern. Ich gestehe, dass mir diese Schwäche früher völlig fremd war.

 Graeculus meinte dazu am 05.04.22 um 23:52:
Nun, ich versuche, den Kopf über den Wassern der Manipulationen zu halten, so gut ich es kann.
In meinem Umfeld gibt es einige Menschen, die die Nachrichtenflut, vor allem die gegenwärtige, nicht mehr aushalten. Ein Freund meinte kürzlich, er sei dazu übergegangen, sich auf 20 Minuten Nachrichtenkonsum alle drei Tage zu beschränken.

 RainerMScholz meinte dazu am 06.04.22 um 00:07:
Was meint denn dein Freund Terminator dazu, Graeculus, den du doch tatkräftig unterstützt in seinen infantilfaschistischen pseudophilosophischaggressiven Gedankengängen, wenn er Autoren wie Walther beschimpft, die sich für die Ukraine aussprechen, in diesem Krieg, der in Russland nicht so genannt werden darf?

Antwort geändert am 06.04.2022 um 00:14 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 06.04.22 um 00:10:
Wenn du das wissen möchtest, frag ihn. Ich verstehe den Sinn deiner Frage nicht.

 RainerMScholz meinte dazu am 06.04.22 um 00:15:
Du hast doch positiv mit ihm argumentiert.

 RainerMScholz meinte dazu am 06.04.22 um 00:16:
Also?

 RainerMScholz meinte dazu am 06.04.22 um 00:17:
Das ist echt bedauerlich, Grieche, wenn`s ernst wird, musst du deinen Freunden auch beistehen.

 Graeculus meinte dazu am 06.04.22 um 09:18:
Du fragst mich, ja forderst von mir zu erfahren, wie ein anderer über ein Thema denkt?
Hast du schonmal daran gedacht, therapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen?

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 06.04.22 um 11:23:
@ Graeculus:

Das mit dem Nachrichtenkomsum ist in der Tat so eine Sache. Es ist z.B. beim Ukrainekrieg so, dass wirkliche Informationen in erster Linie noch nicht einmal manipuliert, sonder in Wirklichkeit  sehr rar sind. Nicht selten sind die Informationen in einem Zeitungsartikel schon in der Überschrift erzählt. Quellenkritischer Umgang und - in diesem Fall - grundsätzliches Wissen über den Krieg erspart einem sehr viel. Damit meine ich noch nicht einmal Unfug an sich, sondern ein gewisses "Herumstochern im Nebel" eben weil es keine gesicherten Informationen gibt.

Und bevor jemand auf die Idee kommt: Das hat wenig mit einer Manipulationsabsicht "der Medien" zu tun, als mit einem allgemeinen Informationesbedürfnis (das auch nicht zu verachten ist). Der Ukrainekrieg steht nun einmal im Mittelpunkt des Interesses, meiner Ansicht nach auch zu Recht. Doch wenn dann z.B. die Tagesschau nur 4 Minuten lang darüber berichtet mit der Begründung, dass es mehr wirklich neue Entwicklungen nicht gibt, wird das von den Zusehern sicherlich NICHT honoriert, sondern eher als Marginalisierung des Konflikts empfunden.

Was ich sagen will: Zuweilen ist eine persönliche Beschränkung beim Nachrichtenkomsum noch nicht einmal mit einer entstehenden Informationslücke verbunden. Dabei sind grundsätzliche Informationen zu einem Themenbereich immer hilfreich, wenn es darum geht, dass was man hört, sieht und liest einzuordnen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.04.22 um 18:46:
Vielen Dank für deine grundsätzlichen Überlegungen. Ich habe mich selten so hilflos gegenüber Informationen gefühlt, wie jetzt beim Ukrainekrieg. Gäbe es nicht die Möglichkeit zu erklären, dass man sich auf gesicherte Informationen beschränken will, weil ungesicherte Tor und Tür für Verschwörungstheorien öffnen?
Ein Beispiel für meine Unsicherheit: Ein Reporter wird in einer Kleinstadt der Westukraine nach Vorgängen an der Front gefragt. Er weiß nichts und spekuliert ganz offensichtlich. Um ihn herum sieht man Passanten schlendern und joggen. Gefährlich, weil ein vorschneller Betrachter zu dem Ergebnis kommen könnte: Alles halb so wild.

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 07.04.22 um 21:10:
@ Ekki:

Wenn du YouTube nicht meidest, empfehle ich zur militärischen Gesamtlage dieses Video vom Kanal des österreichischen Bundesheeres:  "Krieg in der Ukraine: Bilanz nach 40 Tagen" (ca. 10 Minuten).

Dazu:
a) Es ist in der sachlichen Sprache des Militär gehalten und
b) Natürlich kann ich wie jeder Zuseher die Gesamtheit der diesem Video zugrunde liegenden Informationen nicht verifizieren. Doch es ist 1.) in sich stimmig und 2.) passt zu den verschiedenen Einzelinformationen, über die wir verfügen.




Antwort geändert am 07.04.2022 um 21:11 Uhr

 Graeculus meinte dazu am 07.04.22 um 23:23:
Wie gehe ich an Informationen zu diesem Krieg heran?
Ich weiß, daß in einem Krieg das erste Opfer die Wahrheit ist.
Also, da werden die Nachrichten als Teil der Kriegsführung verstanden. Blind zu glauben ist da erstmal nichts.
 
Dann sehe ich aber strukturelle Unterschiede: Die eine Seite (Öffentlich-Rechtliche) sagt, daß die Nachrichten nicht unabhängig zu überprüfen seien, schickt eigene Journalisten hin, verweist auf verschiedene Überprüfungsmechanismen (z.B. Satellitenaufnahmen von Butcha vor dem Abzug der Russen), während die andere Seite Behauptung auf Behauptung türmt und die Belege äußerst dünn sind.

Dann fällt mir auf, daß bestimmte Verhaltensmuster auf russischer Seite erkennbar sind: Putin, ein Mann des Geheimdienstes; Tschetschenien, Georgien, Syrien, Krim-Annexion (erst geleugnet, daß da russische Soldaten am Werk waren, dann zugestanden).

Und schließlich erinnere ich mich an die Ermordung von 8000 polnischen Offizieren in Katyn - von der UdSSR jahrzehnteland den Nazis in die Schuhe geschoben, dann unter Gorbatschow plötzlich als Stalin-Verbrechen anerkannt.

Ich lese, wie die freie Meinungsäußerung in Rußland systematisch verboten wird, wie ein Krieg auf einmal nicht mehr Krieg genannt werden darf ... sehe, wie es für den angeblichen Grund der "militärischen Spezialoperation", den Genozid durch Ukrainer im Donbass, überhaupt keine Belege gibt.

Schließlich stellt sich bei mir der Eindruck ein, daß den offiziellen russischen Stellen nicht zu trauen ist, während auf westlicher Seite immerhin eine Meinungsvielfalt und eine kritische Untersuchung zu erkennen sind.

Und dann habe ich eine Meinung, wer hier manipuliert.

In anderen Fällen (Vietnamkrieg, Irakkrieg) mag das Urteil vielleicht anders ausfallen; aber das sind andere Fälle; blind sollten wir auch den USA nicht trauen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 08.04.22 um 10:51:
@ Trekan: Vielen Dank, Trekan: Die Summe ähnlicher Informationen verringert meine Unsicherheit, hebt sie abernicht auf
@Graeculus: Merci auch dir: Wir sind uns insoweit einig, als auch ich den Aggressor und die von ihm gelenkten Medien für den Hauptmanipulator halte.

 TassoTuwas (07.04.22, 00:42)
Hallo Ekki,
Manipulation begegnet uns von früh bis spät. 
In meinem Berufsleben habe ich erfahren, dass nicht das beste Produkt die meisten Käufer fand, sondern ein qualitativ Schlechteres. 
Der Grund war, während die einen sich ihres technischen Fortschritts sicher waren, gingen die anderen mit einem vielfach besseren ausgestatteten PR-Abteilung in den Markt.
Deinen Ausführungen kann ich nur beipflichten.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.04.22 um 19:39:
Hallo Tasso,
du beschreibst eindrucksvoll, dass Manipulation auf Kosten der Qualität stattfindet. Jetzt erfahren wir wieder einmal, dass sie sogar auf Kosten von Menschenleben stattfindet.
Herzliche Grüße
Ekki
Agnete (66)
(07.04.22, 19:00)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 07.04.22 um 19:46:
Hallo Agnete,
danke für deine guten Beispiele für die Allgegenwärtigkeit von Manipulation.
Ich gestehe, dass die Versuchung, Denkfaule zu manipulieren, groß ist. Aber noch größer sind die Schäden.
Liebe Grüße
Ekki
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