Wie man in den Wald ruft

Text zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

Es wird mir wohl auf ewig schleierhaft bleiben, wie ein Mensch glauben kann, durch bloße Nutzung seines Gehirns, respektive durch das, was man gemeinhin "das Denken" nennt, auf die letzten Geheimnisse des Seins zu kommen. Vor allem auch, wenn er die Lehre des Buddhas zumindest soweit gehört hat, daß man dem Ego nicht trauen kann, da es aus veränderlichen Faktoren zusammengesetzt ist, die alle - jedes für sich -  leer sind.  Auch denkt ein Ego immer an seine Selbsterhaltung zuerst. Dh. in diese Richtung wird jeder gut gemeinte Gedanke umgebogen.
Im Klartext bedeutet das: traue dem eigenen Denken nicht, untersuche die Faktoren von Form, Empfindung, Wahrnehmung, Bildekräfte und Bewußtsein, die ihn, den Denkenden also bedingen. Erkenne den Verwandlungszustand.
Aber nein, man vertraut nicht nur dem eigenen Ego und mißtraut anderen, sondern vertraut anderen Egos, sobald diese als eine Kapazität auf einem Lebensgebiet in Samsara angesehen werden.

Zunächst: daß es überhaupt die Möglichkeit gibt zu denken, sollte uns spontan mit Staunen erfüllen. Staunen, Ehrfurcht, woraus Dankbarkeit wächst - sie reinigen das Gemüt. Sonst machen wir es, wie die Schweine, die fressen, solange Fressbares da ist und wo es nichts mehr gibt, suhlen sie grunzend.
"Ich kann und meinesgleichen können denken!" - Das griechische Wort dafür ist Hybris, das deutsch Über-Heblichkeit. Und die allerhöchste Hybris ist der Nihilismus. (- den Buddha mit dem anderen Extrem des Eternalismus verworfen hat)

So etwas passiert regelmäßig dann, wenn die spirituelle Erfahrung des eins-in-allem - alles-in-einem verweigert wird. Man empfindet solange nicht die fügende Einheit, wie man nur in Teilen denkt. Und weils alle machen, merkt keiner das Fehlende.

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Kommentare zu diesem Text


 IngeWrobel (26.01.20)
... und sollte man doch ins Grübeln geraten, wird alles mit miesem Karma erklärt. Isso!
Nur in einem Punkt widerspreche ich: Schweine sind durchaus diszipliniert – es sei denn, sie assimilieren zu den Menschen, die sie halten.
Liebe Grüße
Inge

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
Das miese Karma, jaja. Oder sie "glauben nicht an so 'n esoterischen Quatsch!"
Was du über die Schweine sagst, stimmt natürlich - ich wollt's nur zwecks Dramaturgie etwas überhöhen. Bin übrigens nach chinesischer Astrologie selbst ein Schwein, - ein Feuerschwein sogar
Inge, ich danke dir

Viele Grüße
Lothar

 Dieter Wal (26.01.20)
Ich stimme Lothar 100% zu. Dass ich d a s noch erleben darf. ;)

Die Schweine-Metapher von Reinlichkeit der Tiere in Freiheit ausgenommen. Metaphorisch ohne Klugscheißerbrille nett.

 LotharAtzert antwortete darauf am 26.01.20:
100% ist, um beim Wald zu bleiben, 'ne Menge Holz! Festmeterlichen Dank, Dieter.

(über die Schweineschweinerei siehe bei Inge)

Antwort geändert am 26.01.2020 um 14:25 Uhr

 Dieter Wal schrieb daraufhin am 26.01.20:
Feuerschwein! Übel, übel. Bin Feuerpferd. Noch mieser!

 LotharAtzert äußerte darauf am 26.01.20:
Feuer - Frei:

 DanceWith1Life (26.01.20)
ich nehm mal kurz die für mich "Schlüsselaussage", das Fehlende bemerken und mach ein Gedicht daraus, quatsch jetzt, aber du verstehst vielleicht, was mich zu so einem Scherz veranlasst.
Und der ganze Rest der "möglichen" Reaktionen ist meist nicht viel besser, darum geht es für mich in diesen Zeilen. Sich etwas bewusst machen, sagen wir mal, das dauert ein paae Sätze länger.
Hannah (72) ergänzte dazu am 26.01.20:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
Klaro, die Unverstehbar machts möglich, ist überall... apropos: Dieter Rotmund hats gerade gelesen und den Fehler, den ich extra für ihn eingebaut habe, nicht mokiert. Gemein! Muß mir mal 'ne innovativere Falle ein-fallen lassen.
Satz, Sätze, Sätzer ... also … geht auch mit Atzert, nur anders rum.

@ Babette
Ja freilich. Den eierlosen Überzeugern braucht man das nicht zu sagen und die Instinktiven wissen es sowieso. Oder?
Danke auch dir

Ps: Herr Rotmund hat eben gerade doch den Labello gezückt

 AchterZwerg (26.01.20)
Es wird mir wohl auf ewig schleierhaft bleiben, wie ein Mensch glauben kann, durch bloße Nutzung seines Gehirns, respektive durch das, was man gemeinhin "das Denken" nennt, auf die letzten Geheimnisse des Seins zu kommen.
Gibt es tatsächlich viele "große" Menschen dieser Sorte?

Ich denke nicht.
Gruß
der8.

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
In Quantitäten braucht man erst gar nicht zu denken. Ein Brunnenvergifter reicht, um ein Dorf, eine Gemeinde, eine Welt ins Jenseits zu befördern - was natürlich anders rum - im rettenden Sinne - auch geschieht. Doch haben wir in der Tat leider mehr Vergifter und noch mehr Verunglimpfer der Retter.
( - Ich hör' sie schon wieder von oben herab sagen: "Und du bist natürlich bei den Rettern, alles klar! ...")

Möge die Welt geheilt werden
Gruß und Dank
Lothar

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.20:
@Lothar: "Es wird mir wohl auf ewig schleierhaft bleiben, wie ein Mensch glauben kann, durch bloße Nutzung seines Gehirns, respektive durch das, was man gemeinhin "das Denken" nennt, auf die letzten Geheimnisse des Seins zu kommen."

Manchmal darf ich die Welt kurze Zeit durch die Augen eines zahlentheoretischen Mathematikers betrachten. Ich kann dich beruhigen. Neben der Ratio hat der riesige Intuition. Und Gott erfuhr er auch.

Antwort geändert am 26.01.2020 um 14:51 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
Ach Dieter, ich wäre kein Feuerschwein, suchte ich nach Beruhigungsmittel.
Peace.

 Dieter_Rotmund (26.01.20)
Gut geschrieben - aber dann kommt der letzte Absatz, wo Du dann doch wieder zur Esoterik abbiegst (und den Nihlismus würd eich auch nicht derart abwertend beschreiben) . Lass den letzten Absatz doch einfach weg, wir sind mündige Leser, die uns selbst eine Meinung bilden können. Und das mit dem Denken/Staunen wäre ein sehr guter Schlusssatz!

 Dieter Wal meinte dazu am 26.01.20:
Wäre stark!

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
Der letzte Teil behagt dir nicht, das kann ich nachvollziehen.
Hilft aber nichts, das muß jeder durch!
"... den Nihlismus würd eich auch nicht derart abwertend beschreiben"
- wie kann man "nichts" abwerten? Bin auf die Antwort gespannt.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 26.01.20:
Neeee, Freundchen, so einfach ist die Sache nicht. Der Nihilismus ist nicht einfach nur "nichts", er ist eine seriöse philosophische Denkrichtung. Du mit Deinem anthropozentrischen Weltbild ordnest offenbar alles nur danach ein, ob man damit ein "spirituell ausgeglichener" (o.ä. formuliert) Mensch man werden kann, das ist Scheuklappendenken, mit Verlaub.

 FrankReich meinte dazu am 26.01.20:
Zum Teil widerspreche ich Dir da, Dieter, weil dem Nihilismus zwei Bedeutungen innewohnen, auf der einen Seite ist es die philosophische Anschauung von der Nichtigkeit, Sinnlosigkeit alles Bestehenden, des Seienden, und ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was daran seriös sein soll, er mutet eher wie eine Trotzreaktion gegen die Ontologie an, da er auf der anderen Seite als weltanschauliche Haltung alle Normen und Werte ablehnt, bzw. verneint.
Allerdings widerspreche ich auch Dir Lothar, denn der Nihilismus ist ja nicht nichts, sondern stellt ein negatives Weltbild dar, er ist übrigens stark an den Anarchismus gekoppelt, und darf, dass jetzt nur zur Information, auf keinen Fall mit dem Atheismus gleichgesetzt werden, zwar passt jeder Nihilist leider auch in die Schublade des Atheismus, reine Atheisten jedoch, da sie nur jede Form von Glauben ablehnen, sind keineswegs Nihilisten. Außerdem bedeutet diese Ablehnung nicht zwangsläufig, dass der Atheist sich nicht für die Glaubensrichtungen seiner Mitmenschen interessiert, als reflektierender Mensch dürfte er eher im Gegenteil um Details bemüht sein, um sich einen umfassenden Eindruck über ein Umfeld zu verschaffen, das im Allgemeinen ihn, und zwar als Menschen, ablehnt, mit beliebten Begründungen, wie: Aber irgendeinen Glauben muss man doch haben., den allerdings besitzt er nämlich, der hat nur nichts mit göttlicher Macht oder einer religiösen Weltanschauung zu tun.

 LotharAtzert meinte dazu am 26.01.20:
Ja das ist alles sehr interessant, könnt ihr aber unter euch ausmachen, da, wie gesagt, mich weder Nihilismus, noch Eternalismus interessiert.
Anders der Begriff "Freundchen": man gebraucht hier (unbewußt natürlich) eine Verkleinerung, um Überlegenheit zu demonstrieren. Dem geht ein (unbewußt natürlich) sich unterlegen fühlen voraus. So einfach ist das, jaaaa. Dieter, das würde ICH weglassen!

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 27.01.20:
Zum Freundchen: Fast richtig. Es ist mehr so ein verbaler, kurzfristiger Schulhof-Schwitzkasten. Du hast Dich unterlegen gefühlt?
Dass wir nun über ein Thema diskutieren, dass in Deinem Text nur ganz am Rande vorkommt (was dich interessiert, ist uns egal!), spricht nicht gerade für den Text, nicht wahr?

 LotharAtzert meinte dazu am 27.01.20:
Nein, wieso sollte ich mich unterlegen fühlen, wenn du ein Verkleinerungswörtchen nötig hast? (was unfreundlich ist) Ich habe nur zur Sprache gebracht, was seine Benutzung bedeutet.
Und was bedeutet "fast" richtig? - bitte mehr Präzision. Entweder es ist, oder es ist nicht! "Fast" geht gar nicht!
Schulhof-Schwitzkasten - jetzt kommen wir dem Rowdytum des Heranwachsenden allmählich auf die Schliche

Der Text - nur zur Erinnerung - heißt: "Wie man in den Wald ruft"
Der Wald ist ein Symbol für das Unbewußte.

Antwort geändert am 27.01.2020 um 00:37 Uhr

 Dieter Wal meinte dazu am 27.01.20:
Ich benötige oft Jahre (Textoptimierung f r e m d e r Texte gehört zum Job), bis ich selbst für mich klar ersichtliche Verbesserungen eigener lyrischer Texte durch Kürzung faktisch durchführe.

Warum? Wir sind selbst tief involviert. Es fehlt jede innere Distanz dazu, selbst wenn ich alle antrainierte "Professionalität" walten lasse und eigene Texte möglichst "objektiv" betrachte, mein Gefühl mag nicht. Punkt.

Antwort geändert am 27.01.2020 um 06:49 Uhr

 LotharAtzert meinte dazu am 27.01.20:
So hat jeder seine Eigenarten und das ist auch gut so. (womit nichts gegen Kürzungen gesagt sein soll - absolut richtig)
Ich persönlich bin manchmal erschrocken, wenn ich alte Texte von mir lese und schreibe dann eher einen neuen, als Flickschusterei zu betreiben.
Ich erinnere mich nämlich an einen - "Hades und Persephone" - jahrelang schrieb ich ihn um, mit dem Erfolg, daß er zuletzt vollkommen unleserlich war und ich bzw. die Vernunft in mir den einstmals ansehnlichen löschen musste, zumal es kein Original mehr gab.
Wenn kV abgeschaltet wird, der Tag rückt ja näher, sind alle meine Werke blowin in the wind.

 LottaManguetti (28.01.20)
Allein schon für den ersten Satz bekommst du von mir ein Sternchen.

...

Lotta

 LotharAtzert meinte dazu am 28.01.20:
Das freu mich sehr, Lotta. Vielen Dank. Ich hoffe, der Rest ist auch nicht allzu schlimm gewesen.

Gruß
Lothar
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