Die Zeit, rätselhaft und nicht auszuloten

Aphorismus zum Thema Zeit

von  EkkehartMittelberg

1.Mensch und Zeit vergehen, aber die Zeit hat Bestand.

2. Man kann Zeit nicht besitzen. Dennoch behaupten manche, sie werde ihnen gestohlen.

3. Das Gefühl, aus der Zeit zu fallen, ist eine Illusion von Freiheit.

4. Wir nehmen Zeit wahr, obwohl sie unsichtbar, geräuschlos, unberührbar und ohne Geschmack ist.

5. Manchmal glaubt man, noch Zeit zu haben und macht seine Rechnung ohne das Schicksal.

6. Die Schöpfung dauerte sieben Tage. Also war auch Gott an Zeit gebunden.

7. Zeit bringt sich immer wieder in Erinnerung. Das fängt mit dem morgendlichen Blick in den Spiegel an.


8. Es ist eine Illusion, Zeit zu haben. Vom Ende her gesehen hat die Zeit immer den Menschen im Griff.


9. Die Momente, in denen wir die Zeit vergessen, erheben uns zu den Göttern.


10. Momente, in denen man die Zeit vergessen hat, müssen oft teuer bezahlt werden.

Dennoch waren es Momente der Souveränität gegenüber einer sehr strengen Herrscherin.


11. Menschen haben die Zeit geschaffen, um zu überleben. Tod bedeutet Befreiung von der Herrschaft der Zeit.




Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Regina (11.07.24, 13:23)
Zeit steht im Zusammenhang mit Bewegung, Wechsel von Licht und Schatten usw.
In Frankreich war ich in einer Höhle, wo die Temperatur immer auf 11 grad bleibt und es weder Licht noch Schatten gibt. dort verlor man jedes Zeitgefühl. Man wusste am Ende nicht, ob man 10 Minuten oder mehrere Stunden in der Höhle gewesen ist.

 Regina meinte dazu am 11.07.24 um 13:25:
Zeit hat auch etwas mit dem Raum zu tun. wo keine sich bewegenden Materien sind, gibt es keine Zeit. Alles sehr mysteriös.

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 11.07.24 um 13:32:
Hallo Regina, die Sprache spiegelt deinen Kommentar. Es gibt die Worte Zeitgefühl und Zeitraum.

 harzgebirgler (11.07.24, 14:24)
hallo ekki,

in "sein und zeit" legt' heidegger einst dar:
dem wesen nach ist ihr bund untrennbar.

lg
henning

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 11.07.24 um 16:10:
Gracias, Henning, die Zeit sorgt dafür, dass das Seiende vergeht.
LG
Ekki

 S4SCH4 (11.07.24, 14:53)
Die Aphos finde ich gelungen. 
Und: Der Mensch verkörpert die Zeit ja förmlich. Er ist eine Art Uhr(werk). Wenn wir von der Zeit sprechen die darübergestülpt wird, zwecks  gemeinsamer, gesellschaftlicher "Verständigung" (mir fehlt gerade ein treffenderes Wort dafür), dann ist es eher der Zwang dahinter, der gemeint ist; also die Unterwerfung in ein zeitlich getrimmtes Korsett. Es ist ein steter Konflikt um Freiheit voneinander (also von Zeit...und gar Mensch?!) Vielleiht würde ich den letzen Ergänzen: "...und Zeit hat den Menschen geschaffen, um (in ihm) zu dauern. Tod bedeutet Befreiung von Herrschaft -beiderseits."

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 11.07.24 um 16:14:
Merci, erklärst du mir bitte, wie du das meinst: "Es ist ein steter Konflikt um Freiheit voneinander".

 S4SCH4 ergänzte dazu am 11.07.24 um 21:39:
Ich dachte an die Symbiose aus Mensch und Zeit. Das Zusammensein. 

Es ist ein Gedanke: Wenn man dem Menschen zugesteht, dass er frei sein will / oder kann von ihr, der Zeit, kann auch umgekehrt gelten, dass sie frei sein will von ihm. Denn auch der Mensch beeinflusst die Zeit (ich fühl mich jung oder ich fühl mich alt / das ist ja wie gestern, usw.) Die Zeit als "metaphysisches Konstrukt" ist gerne unbeeinflusst, mechanisch einwandfrei usw. 

Das mit dem Konflikt im engeren Sinne, ist ja immer so: Freiheit gibt es nur mit  dem, was Freiheit verspricht. Ohne Zeit wird es für den Menschen irgendwann zu leer, nicht einmal mehr langweilig, woher auch? Ohne Mensch fehlte der Zeit ein Maßstab an der "Krone der Schöpfung". Zugegeben, es ist diskutierbar.  :) 

vg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.07.24 um 19:18:
Die Zeit will frei sein vom Menschen. Ich finde es sehr interessant und originell, dass du dem Abstraktum Zeit eine Absicht unterstellst. Damit wird sie gleichsam vermenschlicht und verliert ihre Übermacht.

 AchterZwerg (11.07.24, 17:27)
Lieber Ekki,
gern füge ich ein Zitat von Jean-Jacques Rousseau bei:


Das Leben ist kurz, weniger wegen der kurzen Zeit, die es dauert, sondern weil uns von dieser kurzen Zeit fast keine bleibt, es zu genießen. “ – Jean-Jacques Rousseau.
 . ;)


Herzlichst
Piccola

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.07.24 um 18:02:
Grazie, Piccola, dem stimme ich gerne zu.
Wem es gelingt, seine Arbeit zu schätzen, dem ist es vergönnt, sein Leben zu genießen.
Herzlichst
Ekki

 AZU20 (11.07.24, 17:46)
Ich musste mir die Zeit nehmen, alles in Ruhe zu lesen. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.07.24 um 18:06:
Gracias, Armin,
wer Zeit reflektiert, bereichert seine Lebenszeit.
LG
Ekki

 Saira (11.07.24, 17:50)
Wie schön muss es sein, wenn wir irgendwann zurückblicken und sagen können, dass wir unsere Lebenszeit sinnvoll genutzt haben.
 
Deine Aphorismen sind alle gelungen, lieber Ekki, die Nr. 5, 7 und 8 sind meine Favoriten.
 
Herzliche Grüße
Sigi

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 11.07.24 um 18:13:
Grazie, Sigi, das sehe ich auch so. Es liegt viel daran, dass man sich bei der sinnvollen Nutzung nicht fremdbestimmen lässt.

Herzliche Grüße
Ekki

 AchterZwerg meinte dazu am 12.07.24 um 07:40:
Das ist gerade das Dilemma:
Es wird immer schwieriger, Fremdbestimmung überhaupt zu erkennen.
In der Werbebranche heißt es dazu überaus treffend:
"Wir wissen heute, was Sie morgen wollen werden!"

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.07.24 um 17:40:
Ja, Piccola, es gibt auch zunehmend mehr Nachrichten, die scheinbar objektiv der Public Relations dienen. Propaganda setzt inzwischen Nachrichten wie ein Trommelfeuer ein, sodass man nicht mehr in der Lage ist, einzelne Nachrichten zu verifizieren.

 Teo (11.07.24, 21:01)
Hi Ekki,
deine Aphorismen sind übergreifend stimmig. 2, 6 und 7 sind meine Favoriten.
Bei der 10 fallen mir durchweg zwischenmenschliche Begegnungen ein.
Schönen Abend 
Teo

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.07.24 um 17:48:
Merci, Teo, es bleibt uns das bisschen Freiheit, stimmig über die Zeit zu sprechen. Aus ihrem Klammergriff kann uns die beste Philosophie nicht befreien.
Beste Grüße
Ekki

 plotzn (12.07.24, 08:16)
Schöne Aphorismen, lieber Ekki.

einige muten philosophisch an, für mich vor allem 1, 2, 5 und 8.

Ich finde manchmal, je weniger man über die Zeit nachdenkt, umso mehr hat man.

Liebe Grüße
Stefan

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.07.24 um 17:55:
Gracias, Stefan, die Zeit ist so übermächtig, dass Flucht in Illusion vernünftig erscheint.

Liebe Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh (12.07.24, 13:24)
Zeit ist die Konstante, die wir nicht ändern können. Und darum benutzen z.B. Diktatoren die Zeit immer als Ausrede um die größten Verbrechen zu begehen. Weil ihnen vorgeblich die Zeit ausgeht.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.07.24 um 18:00:
Merci, Trekan,
Zeit verführt zu unpolitisch abstraktem Denken. Die von dir erwähnte politische Perspektive wird dabei zu wenig gesehen.
Agnetia (66)
(12.07.24, 21:53)
Dieser Kommentar ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 13.07.24 um 11:06:
Merci, Agnete, wer sich für das Richtige Zeit nimmt, lebt mit sich im Einklag, ohne fremdbestimmt zu sein.
LG
Ekki

Antwort geändert am 13.07.2024 um 11:07 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram