Wo Nähe bleibt

Gedicht zum Thema Gedanken

von  Saira

Das Abendspät verdunkelt Leeres,
die Feder ruht in meiner Hand,
als wär’ sie unfassbar Schweres –
die Nacht wischt Farbe von der Wand.

 

Vergessen scheinen all die Weisen
von gestern und der Zeit davor,
die kalten, warmen, lauten, leisen –
und die, in die ich mich verlor.

 

Ich sitze still im Kreis der Stunden,
das Leben dreht – ich drehe mit.
Es brennen heiß vergangne Wunden,
doch auch das Glück hält treu den Schritt.

 

Die Gondeln wiegen sich im Schweigen,
durch Dämmer, Staub und fernen Traum.
Was einst zerbrach, will sich verneigen
und wächst zurück zum Lebensraum.

 

Ich spann behutsam meine Zeilen,
und leg mein Wort in milden Wind.
Verklungen ist das alte Weilen –
zu fein der Faden, den es spinnt.

 

Wenn sich der Tag in Stille legt,
und Licht auf meiner Spur verweilt,
spür ich ein Lächeln, das mich prägt
und manch Zerbrochnes langsam heilt.

 

Es ist ein zartes, mildes Schweben,
ein Stern, der durch die Nächte fällt.
Es lässt mich teilen, lässt mich geben –
und schreibt mich tief in diese Welt.

 

Und wenn die Wege leiser werden,
Verstummtes meine Schritte führt,
dann schwingt in mir, was blieb im Werden,
und mich im Innersten berührt.

 

 

 

 

©Sigrun Al-Badri/ 2025



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Kommentare zu diesem Text


 DanceWith1Life (28.10.25, 15:46)
Schöner Versuch, es in Worte zu fassen.

 Saira meinte dazu am 28.10.25 um 22:50:
Danke dir, Dance – manchmal bleibt es tatsächlich beim Versuch, Gedanken in Worte zu bannen.

LG
Saira

 EkkehartMittelberg (28.10.25, 15:55)
Liebe Sigi,

die feine Metaphorik sowie das gelugene Zusammenspiel von Metrum und Rhythmus machen dieses Gedicht zu einem deiner besten.

Liebe Grüße
Ekki

 Pfeiffer antwortete darauf am 28.10.25 um 18:02:
Da kann ich dem Ekki nur beipflichten!

Ein sehr sehr schönes, feinsinniges Gedicht!

Danke dafür!

Ein Gruß von Fritz

 Saira schrieb daraufhin am 28.10.25 um 22:52:
@ Ekki
Lieber Ekki,

wie schön, dass du das so wahrgenommen hast – ich wollte, dass die Bilder ganz leise klingen, fast wie Atem zwischen den Zeilen.


Danke dir für dein feines Lesen!

 
Herzliche Grüße
Sigi


@Fritz
Lieber Fritz,

ganz lieben Dank!


Ich freue mich, wenn etwas von der stillen Bewegung, die ich beim Schreiben gespürt habe, bei dir angekommen ist.


Herzlich
Sigi


Antwort geändert am 28.10.2025 um 22:54 Uhr

 Didi.Costaire (28.10.25, 16:25)
Hallo Sigi,

hier hast du tiefe Gedanken fein ausgedrückt und das ist dir sehr gut gelungen.

Liebe Grüße,
Dirk

 Saira äußerte darauf am 28.10.25 um 22:54:
Moin Dirk,
 
vielen Dank – manchmal sind’s genau die stillen Gedanken, die am lautesten nach innen sprechen.

Schön, dass du sie gehört hast.  :)

 
Liebe Grüße
Sigi

Antwort geändert am 28.10.2025 um 22:55 Uhr
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