Alle 9.535 Textkommentarantworten von Graeculus

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Gott der Atheisten oder Totgesagte leben länger von  Bluebird: "Interessant ist doch schonmal, daß der 'tolle Mensch' eine heftige Kontroverse mit den Atheisten ("welche nicht an Gott glaubten") führt: Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? - so schrien und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. Ich verstehe das so, daß sie die Beschäftigung mit Gott für so überflüssig halten, daß sie sich über dieses Ansinnen lustig machen. Sie tun also genau das, was Du, Bluebird, bei Atheisten wohl für konsequent hieltest: Gott ist abgehakt, damit brauchen wir uns nicht mehr auseinanderzusetzen. Daß dies falsch ist und aus welchen Gründen dies falsch ist, das macht die eigentliche Aussage des 'tollen Menschen' aus: Mit dem 'Tod Gottes' (also dem Ende des Glaubens an Gott) handeln wir uns eine Menge ganz ernster Probleme ein. Die er dann darstellt. Was hat Gott für die Menschen bedeutet? Und wer füllt jetzt wie die so entstandene Lücke aus? Der tolle Mensch erklärt also genau das, was Du - ziemlich spöttisch - den Atheisten gleichsam als Inkonsequenz vorhältst: daß sie sich weiterhin und sehr ernsthaft mit dem Thema Gott befassen müssen. Man kann z.B. nicht einfach den Glauben an Gott aufgeben, aber in Fragen der Moral die christliche Tradition (Nächstenliebe usw.) fortsetzen. Denn diese Moral hing ja an Gott: sie war sein Gebot und wurde von ihm garantiert. Diesen Gedanken Nietzsches haben die meisten Atheisten bis heute nicht kapiert, meine ich: es steht nun eine "Umwertung der Werte" an, d.h. wir brauchen eine neue Moral, einen neuen Lebenssinn, eine neue Orientierung! Zugleich mit Gott ist ja alles gerstorben, was er für uns ausmachte. Er war ja für uns obendrein eine Erklärung, die Grundlage unseres Weltverständnisses. Was wird nun aus unserem Verständnis der Welt, wenn wir auf den Schöpfergott verzichten müssen. Dieser Aufgabe stellt sich Nietzsche dann in "Also sprach Zarathustra". Im Grunde müssen jetzt alle menschlichen Fragen neu beantwortet werden. Wie können wir ohne Gott und ohne das, was er bisher für uns bedeutet hat, leben?"

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Gott der Atheisten oder Totgesagte leben länger von  Bluebird: "Es scheint auch niemand hier Lust zu haben, sich auf diese Fragen einzulassen."

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Gott der Atheisten oder Totgesagte leben länger von  Bluebird: "Mein Zitat ist nicht gegoogelt (ich benutze Google nicht!), sondern abgeschrieben und gespeichert; auf diese meine selbsterstellte Sammlung (immer mit Fundstelle) greife ich dann jeweils zurück. Du darfst davon ausgehen, daß ich alle solche Texte gelesen, sogar abgeschrieben habe. Und die Frage der Interpretation (inwieweit dürfen wir den 'tollen Menschen' mit Nietzsche gleichsetzen? und was will er uns eigentlich damit sagen?) ist damit immer noch nicht berührt."

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Coronavirus, Konsum- und Wirtschaftsrausch und Weltgericht - Kollage von  pentz: "Ich dachte, der Fettdruck reicht. Der Mann heißt/hieß Eco, nicht Ecco. Ist doch ein weltberühmter Schriftsteller."

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Gott der Atheisten oder Totgesagte leben länger von  Bluebird: "Nun, das bestätigt, was ich sage: Das berühmte Zitat steht in "Die fröhliche Wissenschat" (übrigens älter als der "Zarathustra"). Und die Frage der Interpreation ist damit noch nichtmal angeschnitten. Darf ich annehmen, daß Du beide Werke, "Die fröhliche Wissenschaft" und "Also sprach Zarathustra", gelesen hast? Oder handelt es sich nur um Wikipedia-"Wissen"?"

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Ist das Coronavirus ein Gericht Gottes? von  Bluebird: "Jeder der das Neue Testament liest, wird einen liebenden verzeihenden Gott darin finden. Was ist denn das für eine Ausgabe des Neuen Testaments? In meiner Ausgabe wird nur den reuigen Sündern vergeben, den anderen aber droht: (Lukas 19, 11-28) Weil er [Jesus] nahe bei Jerusalem war und weil die Leute meinten, jetzt müsse alsbald das Reich Gottes erscheinen, trug er seinen Zuhörern noch ein Gleichnis vor. Er sprach: „Ein Mann von edler Abkunft zog in ein fernes Land, um sich die Königswürde zu holen. Er rief darum seine zehn Knechte zu sich, übergab ihnen zehn Pfund [Geld] und sagte zu ihnen: Handelt damit, bis ich zurückkomme. Seine Mitbürger aber haßten ihn; sie schickten ihm eine Gesandtschaft nach und ließen sagen: Wir wollen den nicht zu unserem König haben. Als er nun doch mit der Königswürde heimkam, ließ er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, zu sich rufen, um zu erfahren, wieviel ein jeder erworben habe. Der erste kam und sagte: Herr, dein Pfund hat zehn Pfund hinzugewonnen. Er erwiderte ihm: Recht so, du guter Knecht: weil du im Kleinen treu gewesen bist, sollst du Herrscher über zehn Städte sein. Der zweite kam und sagte: Herr, dein Pfund hat fünf Pfund gewonnen. Zu diesem sagte er: Du sollst über fünf Städte gebieten. Der dritte kam und sagte: Herr, hier ist dein Pfund. Ich habe es im Schweißtuch aufbewahrt. Ich fürchtete mich nämlich vor dir, weil du ein strenger Mann bist. Du nimmst, was du nicht angelegt, und erntest, was du nicht gesät hast. Er entgegnete ihm: Aus deinem Munde will ich dich richten, du nichtswürdiger Knecht! Du wußtest, daß ich ein strenger Mann bin, daß ich nehme, was ich nicht angelegt, und ernte, was ich nicht gesät habe? Warum hast du denn mein Geld nicht auf die Bank gebracht, daß ich es bei meiner Heimkehr mit Gewinn hätte abheben können? Dann sprach er zu den Umstehenden: Nehmt ihm das Pfund und gebt es dem, der die zehn Pfund hat. Sie erwiderten ihm: Herr, der hat schon zehn Pfund. Ich sage euch: Jedem, der hat, wird gegeben [daß er im Überfluß hat]; wer aber nicht hat, dem wird genommen, was er hat. Diese meine Feinde aber, die mich nicht zu ihrem König haben wollten, bringt hierher und macht sie vor meinen Augen nieder!“ Nach diesen Worten zog er weiter auf dem Wege nach Jerusalem hinauf. (Lukas 19, 11-28)"

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Coronavirus, Konsum- und Wirtschaftsrausch und Weltgericht - Kollage von  pentz: "Der arme Umberto Eco."

16.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Der Gott der Atheisten oder Totgesagte leben länger von  Bluebird: "Das Nietzsche-Zitat stammt nicht aus "Also sprach Zarathustra", sondern aus "Die fröhliche Wissenschaft" (III 125), und es ist nicht Nietzsche, der dort spricht, sondern eine Person, die er 'der tolle Mensch' nennt - wobei wir Literarisches Ich und Autor doch auseinanderhalten wollen, oder? Der Aphorismus ist im übrigen hochgradig interpretationsbedürftig, und da ist es nicht damit getan, daß man einen Satz aus dem Zusammenhang reißt. Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittage eine Laterne anzündete, auf den Markt lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! Ich suche Gott!“ - Da dort gerade viele von denen zusammenstanden, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. Ist er denn verlorengegangen? sagte der eine. Hat er sich verlaufen wie ein Kind? sagte der andere. Oder hält er sich versteckt? Fürchtet er sich vor uns? Ist er zu Schiff gegangen? ausgewandert? - so schrien und lachten sie durcheinander. Der tolle Mensch sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet - ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittage angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? - auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder? Das Heiligste und Mächtigste, was die Welt bisher besaß, es ist unter unseren Messern verblutet - wer wischt dies Blut von uns ab? Mit welchem Wasser können wir uns reinigen? Welche Sühnefeiern, welche heiligen Spiele werden wir erfinden müssen? Ist nicht die Größe dieser Tat zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Es gab nie eine größere Tat - und wer nur immer nach uns geboren wird, gehört um dieser Tat willen in eine höhere Geschichte, als alle Geschichte bisher war!“ - Hier schwieg der tolle Mensch und sah wieder seine Zuhörer an: auch sie schwiegen und blickten befremdet auf ihn. Endlich warf er die Laterne auf den Boden, daß sie in Stücke sprang und erlosch. „Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert - es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Blitz und Donner brauchen Zeit, das Licht der Gestirne braucht Zeit, Taten brauchen Zeit, auch nachdem sie getan sind, um gesehen und gehört zu werden. Diese Tat ist ihnen noch immer ferner als die fernsten Gestirne - und doch haben sie dieselbe getan!“ - Man erzählt noch, daß der tolle Mensch desselbigen Tages in verschiedene Kirchen eingedrungen sei und darin sein Requiem aeternam deo angestimmt habe. Hinausgeführt und zur Rede gesetzt, habe er immer nur dies entgegnet: „Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht Grüfte und Grabmäler Gottes sind?“ Das Gleichnis vom Elefanten stammt übrigens von Buddha (aus dem Pali-Kanon), und es steht ebenfalls in einem Zusammenhang. Es gibt zu viele Leute, die reden, und zu wenige, die wissen, wovon sie reden."

11.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Bedanken von  Sylvia: "am Wirken - am (Zins) Senken oder: am Zinssenken (Rheinisches Gerundium ist beides.)"

10.03.20 - Diskussionsbeitrag zum Text  Unerwartet von  Teichhüpfer: "Schönes Plakat, übrigens."

Diese Liste umfasst nur von Graeculus abgegebene Antworten bzw. Reaktionen auf Kommentare zu Texten. Eigenständige Textkommentare von Graeculus findest Du  hier.

 
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