Alle 542 Texte von BeBa

Vor Wochen war sie mir aufgefallen. Wie sie dasaß, allein, schräg gegenüber am Fensterplatz. Jeden Morgen in der U-Bahn, stadtauswärts, gegen den Strom. Ihr Blick hinaus. Wurde es draußen wieder dunkel, spiegelte sich ihr bejahrtes Gesicht...

Die Straße liegt verlassen vor mir. Irgendwo hier muss der Kiosk sein. Im Mund schon der Geschmack dieser Säuerlinge, der alles zusammenzieht. Erinnerungen! Aber kein Kiosk weit und breit. Wo gehen die Kinder denn heute nach der Schule hin? Ein...

glocken teilen tag und nacht irgendwo vielstimmiges der alte wecker ignoriert meine zeit ich bin mir meiner nicht mehr so sicher seit wann frage ich mich und ob du überhaupt eine brille trägst

post ist pünktlich - wir haben jetzt viel zeit für ein dankeschön (April 2020, entschleunigte Zeit)

the party is over nur noch verträumte töne eines saxophons dazu tanzt sie allein in einer ecke die augen geschlossen wiegt sie sich hinein in die melancholie

abends sitzt er / am fenster / starrt ins dunkel oder / den rücklichtern der autos hinterher / manchmal hält ein taxi / direkt vor dem haus / dann spürt er es wieder /

einfach weg / sagt er sich / den koffer gepackt / alles, alles rein, nichts bleibt hier / außer diesem scheißleben / auf seinem weg / begegnen ihm / gesichter / deren mimik fragt ihn / meinst du / uns geht es anders ? / sein schritt wird...

Ein Mann, der schon lange vom Süden träumte, fuhr eines Tages ins Mediterrane. An einem weißen Sandstrand fiel ihm ein, dass jemand vor langer Zeit von dem malerischen Horizont über dem südlichen Meer berichtet hatte. Da kannst du was sehen,...

Vertreib mir doch diesen einen Gedanken den Gedanken an dich

längst vergilbt / du und ich und ein foto / aus unseren tagen /

wir steigen ein und / du erklärst dem fahrer / den weg / auf den wir / uns geeinigt haben / erst sitzt am steuer niemand / dann biegen wir falsch ab / und ich sag / ´s dir noch / doch dein platz ist leer / ich sitz allein und frage mich / ob das...

die uhr / sie jagt mich tag und nacht / ich weiß nicht wohin /

seine hände liegen auf den knien darin ihr foto er kennt sie nicht mehr

du und der koffer / ganz allein am bahnsteig / das macht mich traurig /

du schaust mich an / als gäbe es noch was / doch wie gesagt / die worte fehlen /

ER Vielleicht sollten wir Mutter doch zu uns holen. SIE Vielleicht wäre das die beste Lösung. ER Sie hatte immer Angst davor, einmal in ein Heim abgeschoben zu werden. SIE Ich weiß. ER Abgeschoben, sagte sie immer. SIE...

Was bleibt denn? / Ein Schlüssel auf der Kommode im Flur. Reichlich Platz an der Garderobe, viel Stille. / Aus dem Küchenschrank kommt immer noch der Duft exotischer Gewürze. Auf dem Wohnzimmertisch liegt der dicke Wälzer, den du gelesen und...

das meer kommt und gehtwie die erinnerungen -wir beide auf dem deich /

das rot ihrer lippen macht mich traurig den ganzen abend starre ich an ihr vorbei und als ich gehe reiche ich ihr den brief den ich nie geschrieben habe

sie antworteten / doch ich spürte / ihre worte sollten / nur die stille überdecken / die plötzlich den raum flutete / als ich nach dir fragte /

sie trägt klamotten / vom wühltisch / dicke pullover / im sommer und / um ihre mageren schultern hängt / eine tasche aus krokodillederimitat / mit ihren pumps vom letzten jahr / klappt es immer noch nicht / und da wo sie lebt / ist es gestern...

Man spricht über irgendwen. Am Nachbartisch. Stammgäste vermutlich, drei oder vier. Ich versuche, die Stimmen zu zählen. Ist nicht einfach bei dieser Geräuschkulisse. Vor allem von der Theke her immer wieder Gegröle, wie kurz vor Mitternacht...

Als ich an der roten Ampel stehe, laufe ich mir selbst über den Weg. Ich werfe einen Blick in mein Auto. Autos an Ampeln traue ich nicht. Warum sollte ich dann ausgerechnet mir trauen? Diesen Zweifel lese ich in meinem Blick. Und der gefällt...

Welch ein Glück, und das weit weg von zuhause, hier in Prag. Weißt du, es war so ein Abend, an dem ich da saß in meinem Sessel, dazu ein, zwei Flaschen Wein, trocken, vermutlich Merlot. Da lief dann diese Doku über Prag und mir kam die...

Ich bin eingeladen. Alle, glaube ich, sind vor mir gekommen. Sie mustern mich, als ich eintrete. Ihren Blicken weiche ich aus, jemand reicht mir Sekt. Sagt dazu etwas, das ich nicht verstehe oder gleich vergesse. Gern würde ich ihm erklären,...

Das überrascht mich. Ich halte ein Buch in den Händen, mitten in dieser Bücherei, und finde keinen einzigen Buchstaben auf all seinen Seiten. Dabei habe ich doch noch gestern eine Lobeshymne darüber in der Tageszeitung gelesen. Ich gehe zum...

Noch einmal Meer Seit drei Stunden fährt er durch die Nacht. Mitten im Herbst. Vorher hat er seine Tochter Sarah angerufen, die zurzeit für ein Auslandsjahr in New York ist. „Jetzt in dieser Jahreszeit? Bist du verrückt?“, hat sie gefragt....

ein verschlissenes sofa eine fleckige matratze dazu ein stuhl mit drei beinen etwas versteckt ein alter koffer den nimmt er mit und hofft und träumt den ganzen weg zurück auf seine straße

wir sitzen in meinem sessel der merlot und ich haben uns zum glück nicht viel zu sagen er schmeichelt mir ich gebe nach und irgendwann beginnt es mit einem lachen aus längst vergangener zeit

wir zwei sitzen / in unserem café / um uns herum / stille / nur ein fremder spricht / in der ecke mit sich selbst / und wir beide warten / auf unser lächeln /

wieder zurück stieg ich kurz ab in der kneipe am bahnhof wo mir die tätowierte süße gleich um den hals fiel auf den koffer hatte ich übermütig einen aufkleber von paris gepinnt paris sei ihre stadt ihr traum und alles sie küsste und...

frau im bordeauxroten bikini / du stürzt dich hinein / in die wellen von / damals / schaust zurück / zu mir / als wären wir uns fremd /

der mond sagt sie mehr nicht zu viel wein und viel zu viel gefühl in ihren augen ich brauche luft torkele hinaus der mond

hinten im schrank finde ich den alten bart vom letzten jahr daneben die handschuhe die du im winter noch geflickt hast meinen mantel habe ich erst heute aus der reinigung geholt es wird jetzt dunkel draußen und zeit für den ersten...

der neurentner stöhnt -auf dem kalender heutewieder alles frei /

Die Kinder bemerken sein Zögern. Um ihn herum Schaukeln, eine Wippe und dort hinten ein Sandkasten. Nicht seine Welt, gar nicht seine Welt. Er weicht langsam ein paar Schritte zurück, bemüht sich zu lächeln. Aber sie durchschauen ihn, kommen...

tisch für zwei der kellner entfernt ein gedeck

Klopfen Es klopft an der Tür. Da er niemanden erwartet, zögert er. Wieder und wieder klopft es. Er geht nicht zur Tür, rührt sich nicht. Es gibt ihn nicht. All die Jahre hat niemand etwas von ihm gewollt. Das hat ihm nichts...

Kennen Sie diesen Moment? Sie haben im Hotel Ihrer Wahl eingecheckt. Nach einem Mehrstundenflug in der Holzklasse bei null Beinfreiheit konnten Sie sich nur vage an Ihren Namen erinnern, haben diesen und dazu den Ihrer Begleiterin mühevoll in...

die wellen brechen sich vor unseren füßen in meinem traum

Seit Beginn meines Hausarrestes hat sich viel verändert. Der Blick hinaus ist mir nicht verboten, nur das Klopfen, Winken und Öffnen des Fensters habe ich zu unterlassen. So erlebe ich jeden Tag mit, was draußen vor sich geht. / Und es gibt...

wir nahmen ihren wagen und fuhren fort in richtung freiheit teilten zimmer essen und hoffnung irgendwann erreichten wir das ende unserer straßenkarte mit nichts als schmutziger wäsche

laternen leuchten / durch die schmalen gassen und / keine spur von mir /

verzerrtes nachtlicht / die rote ampel / in einer pfütze gespiegelt / ein alter skoda / wartet auf weiterfahrt / und die dunkle gestalt mit hund / hat ihr grün verpasst / ein paar augenblicke / träume ich vom meer / dann lässt der regen nach...

auch wenn es tag wird mitten in der nacht und die stille unerträglich laut zeigert mein wecker verlässlich durch die zeit und weckt mich pünktlich

das datum auf seinem kalender ist fünf tage alt noch hat es niemand bemerkt

unsere nacht / lächelnd verlässt du / meinen traum /

heiterer frühnachmittag / die füße im pool und / in den händen hält sie / ihren scotch soda / und er einen gin tonic / die geschmäcker sind verschieden / verspieltes / eiswürfelklirren / in die stille hinein / ab und zu / durch die ray ban...

was fehlt ist sein lachen das streicheln über meinen kopf und er mir bleibt seine brille mit der er dostojewski las die verwahre ich sicher bis ich alt genug bin dafür

Sie schaut aus dem Fenster, hinaus auf die Straße. Ein dunkler Novembernachmittag, Regen peitscht an die Scheiben. Hinter sich hört sie die Wanduhr die Stunde schlagen. Siebzehn Uhr. Er würde jetzt gleich nach Hause kommen. Rennen würde er,...