Alle 481 Texte von Peer

Kennst du das vielbesungne Land, wo Staben sich bei Buchen tummeln, die sich, wenn eins zum andern fand, zu Wörtern und zu Sätzen fummeln? Sind dir die Geister denn bekannt, die Vers\' und Strophen liedhaft summeln? Es ist das Land von Spatz...

Du blauer Schmetterling / hast mich so sanft umschwebt, / und in mir jenen Traum / vom guten Gott belebt. /

Manchmal flieh ich vor mir selbst, manchmal steh ich mir im Wege. Manchmal bin ich außer mir, manchesmal mehr tot, als rege. Doch wann immer du mich hältst, möchte ich mit keinem tauschen. Wenn wir eins im andern ruhn, und dem Schlag der...

Es goetthert und es schillert, Es brechtet, rilkt und heint, Es stormt, und hin und wieder Kommt’s vor, dass es sich reimt. Es hesselt, bennt und jandlt, Und ringelnatzt zum Spass, auch walsert’s, schnurrt’s und traklt’s, Und manchmal ist...

Eingeschlossen im Moor der Zeiten der Einbaum Wissen darinnen mumifiziert der Leichnam Zufall

Sie haben die Wahrheit bei lebendigem Leib gehäutet. Wollten sehen, was dahinter. Nun liegt sie ausgeblutet in der Gosse und stinkt zum Himmel.

September, o September, you are not quite a member of fall, but let remember me times of riven temper in fears of close December, and small seed hope of semper

An einem kleinen Wiesenteiche stand einsam eine alte Eiche. Die sah ihr Bild seit Ewigkeiten behutsam übers Wasser gleiten. Als dann der Teich zuletzt verlandet, sah sie nicht mehr, wie sie gewandet, und sie verlor den Lebenssinn, starb ab und...

Im offnen Fenster saß ein Spatz und sah mich so vertraulich an, als kennte er mich lange schon. Ein Wissen lag in seinem Blick und eine Unschuld, die mich traf. Ich scheuchte ihn aus Furcht zurück.

Dem Höhnenden trat er gefasst entgegen, im Fühlen seiner ewgen Priesterschaft. Sein Geist schritt schon auf lichtentfernten Wegen, als er den Kiesel schleuderte mit Kraft. Und augenblicklich herrschte eine Stille, denn aller Schicksal...

Er glaubte, steter Tropfen höhle den Stein. Nun wächst ihm aus Dunkel ein Tropfen entgegen.

Es stak im Watt vor Wangerooge im Schlicksand eine kleine Boje. Die stammte zwar aus Algermissen, wo sie vor Tagen ausgerissen, um sich mit leidlich sieben Sachen auf ihre Fahrt ins Glück zu machen. Die wußte nicht, wie ihr geschah, als sie die...

Dreißig Worte wollt' ich schreiben, doch dann kam die Schreibblockade. Und so wurden es am Ende leidlich zwanzig. Schade! Schade!

Die Kirchturmuhr schlägt zwölf Mal Vier und irgendwo klappt eine Tür. Ein Luftzug löscht das Ewge Licht, und aus dem Wandgemälde bricht ein schwarzer Schatten wie ein Tier. Der spannt der Schwingen dunkles Paar wie eine...

Im Pulverdampf entschwebt das Stück hinauf zu kühnem Sternenflug. Platzt krachend in das stille Glück und spiegelt im Promilleblick den Funkenschwarm aus Schein und Trug.

Frühmorgens, auf gefrornen Wegen, hauche ich Wölkchen vor mir her, und die ich treffe, eilen schweigend zur Arbeit, als gäb’s sonst nichts mehr. Kein Vogelsang belebt den Bahnsteig, kein Wort, nur kalter Lichterschein, und schwöll nicht...

Du sprichst, "Ich war zuerst", und du sprichst recht. Doch wer zuerst "war", der verlor sein Recht.

Verborgen scheint mir das Beginnen. Vielleicht ein Stein, unachtsam losgetreten, traf andre, löste, riss von hinnen. Zu Tale rauscht, was vorher schon in Nöten.

Ein Schmetterling auf einem Blatt Trank sich am Blütennektar satt, Und ward ganz selbstvergessen Vom Käfer aufgefressen. Da sprang die Kröte Eins-Zwei-Drei Und schluckte jenen, doch Owei, Denn schon kam, sie zu holen, Ein Reiher angeflogen. So...

Nun sind wir wieder Knall auf Fall ins neue Jahr gestartet. Und wie gewohnt hat uns dort schon der alte Kauz erwartet. Spannt unsre guten Vorsätze auf seine alte Leier, und spielt das Lied vom Hamsterrad zu kläglichem Geseier. Färbt uns die...

Der ehrbare Jüngling Kai Schemen fand: Geben sei sel'ger denn Nehmen. Verteilte die Habe an Arme als Gabe und boxte meist K.O. für Bremen.

In der Ölpfütze spukt letzten Regenbogens abgestreifte Haut.

An der Straße saß der Hase, Mümmelte so vor sich hin. Da kam Meister Fuchs gelaufen, wollte sich den Hasen kaufen. Das ward sein Ruin. Denn der Hase war ein alter, und so wurde es ein Kalter. Sprang er doch mit voller Tücke just in jenem...

Er sitzt da. Aus Langeweile weilt er, weilt wie unter Zwang. Dreht sich manchmal ohne Eile, und fehlt eine Weile lang. Kehrt alsbald zurück ans Fenster, wo er sich bequem verschrägt, und vertreibt die Taggespenster bis die Turmuhr Abend schlägt.

Hier noch ein Rotes, dort ein Gelbes, und auf der andren Seite selbes. Dazu an allem rumgezupft, und hier und da was ausgerupft. Noch Grün dazu, das etwas kraus, und fertig ist der bunte Strauß.

Zwei Knaben tranken Mukkefukk, da spürte einer Innendruck. Doch weil sie auf dem Hochstand saßen, hat er die Sitzung abgeblasen.

Ich schreibe gerne dies und das, und davon meistens irgendwas. Denn irgendwer liest irgendwann von irgendwas er irgend kann. Doch lese ich nicht dies und das, noch irgendwann je irgendwas. Denn ich bin nicht ein Irgendwer und lese irgendwas daher.

Jeder Laut am rechten Ort / fügt mit andern sich zum Wort. / Drum ist / ´s wichtig, dass der Mensch, / seinen Platz im nebeL kennt. /

Er würde gern was hinterlassen, wenn er aus diesem Dasein tritt. Etwas, das ihn mal überdauert. Er hinterlässt, woran er litt.

Wird er des Nachts ganz eins mit ihr, durchdringen sie sich in den Träumen. Und erst beim ersten Sonnenstrahl sieht man ihn ihre Seite säumen.

sag niemals nie noch jemals immer denn beide fügen sich zum nimmer

Manch Wort gleicht einem Blatt am Baum. Fällt es verfrüht, bemerkt man's kaum. Doch fällt es, weil es dürstend litt, so fallen viele weitre mit.

Sie schien ein unbeschriebenes Blatt, bis ein Windstoss alles wendete. Nun zeigt sie plötzlich ihre verborgene Seite.

Früh in die Welt geworfen, hat es nur rumgegammelt, und um sich bunte Käfer im faulen Dunst versammelt. Die ständig wie von Sinnen, den drallen Leib beflogen, bis dieser aller Süße beraubt und ausgesogen. Schon frühe reif gewesen, litt es...

War sie der Ort, an dem ich einst geboren? Wo ich mein Herz an andere verloren? War sie, wo das Familienglück mir lachte? Sie war dort, wo ich ihrer nicht gedachte.

War's Eigenart, war's höhere Macht, die sie zum Widerstreben trieb? Die Frucht am Baum verdirbt zuletzt. Im Gras fault, was vom Sturm verblieb.

Der Liebe Same fiel ins Bodenlose. Sank tief im Grund in jungfräuliches Gras. Draus wuchs von Tau und Krume eine Rose, an deren Duft das Tal den Himmel maß.

Nun bist du tot. Eingang und Ausgang beschloß das Kreuz. Dazwischen ruhte kreisrund der Schmerz.

Nach dem letzten Zug blieb mancher auf der Strecke.

Ich hauchte Worte gegen Winde, nur eines wollte nicht verwehen. Schlang Tauen gleich sich über Gründe, fand Halt, und schrieb, als wär's in Rinde: Lass immer eine Brücke entstehen!

Jede Blume, die du pflücktest, hat nur kurz für dich geblüht. Die nur, der du Heimat schenktest, hat sich um dich fortbemüht.

Es goettherte der Goethe, und kleisterte der Kleist. Der Hölderlin klang höldern, und Heine heinte meist. Es rilkte Rilke metrisch, es stormte Storm am Deich. Doch schillern tat nur einer, drum kommt ihm keiner gleich.

Hier wohnte ich mein halbes Leben, hier zog ich meine Kinder auf, hier war mein Rückzugsort auf Erden, und einmal endet hier mein Lauf. Im Garten blühen letzte Rosen, auf einer ruht ein Falter aus. So sanft im süßen Duft zu schweben, gefiel...

Umflügeltest mich leise, / wie in der Nacht ein Traum. / Und ludst mich ein zur Reise, / fernab von Zeit und Raum. / Und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus. / Flog von des Diesseits Rande / ins helle Licht hinaus. /

Fügt sich im Haupt zum Nichts ein Nichts, herrscht Nichts anstelle eines Dichts. Doch dass dem Nichts dies Werk entschlich zeigt: auch das Nichts verdichtet sich.

Ich grüße Euch zum Neuen Jahr und wünsche der verehrten Schar: 'Ne heiße Tasse von Kaffee und dem, der's nicht mag, eben Tee. Ein warmes Bett mit jemand Liebem und Trost dem, der allein geblieben. Zuletzt noch dies...

Berlin hat ein berühmtes Tor und Hamburg seine Elphi. In München schießt man auf der Wiesn, in Köln vorm Dom ein Selfie. Frankfurt hat einen Römer gar und Stuttgart Bahnhofswehen, doch zählt dies nichts seitdem ich jüngst ein Himmelreich...

Der 30'ger ist ein stilles Fest, weil er uns innehalten läßt. Man schaut zurück, woher man kam, sinnt auf die Wege, die man nahm. Genießt den Ausblick und vergleicht, was andere, was man selbst erreicht. Der Gipfel liegt nun nicht mehr...

Wer sich einmal mit Nichts befasste, der konnte es nicht richtig fassen. Denn Nichts ist schwerlich zu begreifen, und noch viel schwerer es zu lassen.

Sei nicht irdener als Erde oder luftiger als Luft. Sei nur Spur die stetig wechselnd, und so flüchtig wie ein Duft. Sei nicht nasser als das Wasser, auch nicht lichter als das Licht. Sei nur Tropfen, der verdunstet, oder Strahl, der darin...