Kurzgedichte

„neulich saß in meiner nähe“ sprach der zaunkönig zum specht „eine dreiste nebelkrähe die dich nachahmte und echt gut war das, rief so wie du geb' ich unumwunden zu ging ihr auf den leim auch fast sah dann aber was nicht passt!“

die pappenheimer standen stets ganz treu zu wallenstein und fielen auf gerüchte um den feldherrn auch nicht rein sie fragten ihn stattdes direkt ob was an wahrheit drinnen steckt prompt schenkt' er reinen wein ihn' ein, glasklar...

Ich opfre einen Bauer Und leg mich auf die Lauer Das reicht mir auf die Dauer Warum? Ich bin viel schlauer! Ich bleibe aus dem Spiel Und das ist auch mein Ziel Und opfre ich einen König Dann ist das ungewöhnlich Dann steh ich auf dem Spiel Das...

Man fragt sich, was denn da abgeht Das System fährt rauf und runter Anscheinend macht es ein Update Wird die Oberfläche bunter? Oberflächlich sieht's so aus Doch wird es nicht gesunder Wer ist denn jetzt der Herr im Haus? Erst Mund und...

von knallern und knüllern schrieb man gern mit füllern und füllfederhaltern in älter'n zeitaltern doch heut' schreibt selbst "suren" man mit tastaturen

es jodelte die sennerin ins alphorn blies der senn dazu im oberengadin normalerweise denn er zeigte ihr ganz gerne wie man so'n teil richtig blies was aber leider gottes nie auf gegenliebe stieß

corona als andenken von einer reise bringt oft wer nur mit der schon eh voll die meise und vorsicht nie walten läßt weil er ja glaubt so spaßgeilen typen sei alles erlaubt

Ich ging heute morgen ins Pfandleihhaus und löste dort meine Seele aus Zwischen Großmutters Schmuck und uralten Tassen hatte ich sie einst zurückgelassen

es zeigte jüngst in zwolle sein mops ne tolle rolle bei einer schau für hunde die kunde macht die runde bis hin zum fisch im glase der rümpfte blo�� die nase und sprach zu otto: "sieh mal an was ich seit jahr und tagen kann auf...

Sie warten im Gedränge, das mutlos macht und bang, dann gehn sie durch die Gänge und kommen nicht in Gang. Das Harren in solch Enge ist längst nicht jedem schnurz, manch einer kommt, trotz Länge des Wartens, viel zu kurz.

Eine Maske für Nase und Mund Ein Smartphone* für die Augen und Kopfhörer für deine Ohren Bist du ohne diesen verloren? Denn ganz so unplugged fühlst du dich nur nackt Doch bist du genauso geboren

es gibt ja in „musik“ nur eine „note“ und 1 bis 6 steh'n lehrern zu gebote wenn grottenschlecht wer oder auch sehr gut wozwischen aber noch was liegen tut.

der pianist vergriff sich in den tasten weil seine fetten finger nicht zu passten - prompt rückten ihm die noten auf die pelle der partitur – echt alle war'n zur stelle und fielen über ihn gemeinsam her : seitdem, zum glück, da spielte...

wenn du nicht spurst gibt's keile doch hat's mit keine eile denn außerhalb der spur tobt oft das leben pur

aus zeitflucht und -vertreib(ung) sprießt vielleicht daß “alles” ständig “fließt” zumindest für herrn heraklit der das so, vorsokratisch, sieht - auf jeden fall birgt dieser fluss seit je für uns tiefsten verdruss: "Der Geist...

von lüstern kann man sagen daß sie gern birnen tragen zumeist in kerzenform doch ist das nicht die norm worüber wer, selbst lüstern, lacht und einen kopf sich selten macht

ein braunes wild tritt aus dem wald worin des käuzchens ruf erschallt hält sprachlos inne und gewahrt wie peterchen zum monde fahrt natürlich kaum doch wenn's so wär' hätt's auch der worte niemals mehr denn diese ham ja eh nur...

Drehe mich um die eigene Achse und sehe kein Land, ob wohl ich meine Schäfchen schon ins Trockene gebracht habe. Du bist mein Fels in der Brandung, das fühlt sich unheimlich gut an.

im kontext von wald gehe ich spazieren erwarte nicht plastikgeschirr das plötzlich herumliegt eher benutztes klopapier oder ein papiertaschentuch verweint vom traurigen gesang eines abwesenden kuckucks

falterspuren am fenster der staub einer ganzen nacht schwärmer und spinner wie ich du wischst mir den staub aus dem schlaf

im periodensystem der stimmen entdecke ich ein neues element es lehnt sich an den hang eines wortlosen vulkankegels sein krater schläft nur

Wir suchen noch nach ei'm Idol Zu des Deutschen Volkes Wohl 'Ne Richtige Führer / Frohnatur Der wir folgen in der Spur So 'was wie eine Ikone Von der Mutter mit dem Sohne Die wir tragen vor der Brust Hast du denn noch nicht...

Gandhi hat 'ne weiße Weste (Weißer als der Papst) Er ist der beste Um Menschen friedlich zu vereinen Für einen Glauben, könnt' man meinen Doch Jesus kennen beide nicht Der zu uns die Worte spricht: "Ich bin der Weg und die...

Ich denke nach Das System denkt vor Ich lerne richtig denken Und denk ich quer Von Ohr zu Ohr So lass ich mich nur lenken Und denk ich vor Das System denkt nach Ich lehre ihm das Denken Und denk ich quer Dann liegt es brach Und ich kann es mir...

Ich wohne circa 150 Meter nördlich von einem Friedhof. In einigen Jahren werde ich umzíehen. Ich wohne dann etwa 150 Meter südlich von meinem Haus.

Leise plätschert ein Rinnsal Höflichkeiten zwischen uns geht den Bach hinunter im Redefluss angeln wir vergeblich nach Inhalten aus Angst vor Tiefe sucht jeder sein eigenes Ufer und strandet

Am frühen Morgen sehe ich den Mond, die Sonne geht noch auf, doch er steht da. In Schönheit, die der Schöpfung innewohnt, erahn' ich dich und fühle mich dir nah.

als er ins taxi steigt ist er ein anderer schaut aus dem fenster und grübelt wer dort draußen nach ihm sucht

Wer Kriege säht, wird Friedhöfe ernten. Wer Frieden säht, wird Zustimmung ernten Und Kriege mit Kriege vertreiben.

grau deine augen dein blick müde folgt er den schwalben am abendhimmel was hält dich noch hier

Hotzenkotzenplotz an die Bause un dann Dunnerkeil net no n nin, ich glaub, ich spinn; do geh zum Kuckuck, Hundsfott, un in dei Trott soll deich de Blitz uff m deivel sei Abort, dau Saubankert, hundsverreckter, Mützenklatscher, Busengrabscher;...

aus der Distel lösen Flöckchen lösen sich geschwind federleicht wie Elfen-Röckchen trägt der Sommerwind sie hinweg so als hüte er das Weiche jener Blüte die so gerne sticht kaum verweht die Spur so zart steht die Distel stechend hart ist...

Sanfte Zweifel flichtst du fest in deine Haare Dünner werden deine Arme, still gelegt ums letzte Jahr Die Haut trägst du unter dem Blut und doch sieht dich ein neuer Tag nie weinen

Schmerz Kein Laut von ihr Schmerz durchdringt die Seele Tötet Er geht Stille Leere in IHR

Zweite Welle Auf der Stelle Auf die Schnelle Für den Fall der Be-Fälle Bakterielle Bilanzielle Konjunkturelle Eine Delle Qual der Quelle Und Appelle Für die Massen Aller Klassen Und die Rassen Die wir hassen Auf den Trassen Soll'n es...

Auf die Erinnerung fällt Schnee. Ich laufe hindurch, bei Nacht und ohne Licht. Jemand hat Gedanken umgestülpt, mich mit dem Schuhanzieher tief hineingedrückt. Ich gehe damit stumm im Kreis. An meinen Händen hängt noch der Gesellschaftszweck...

Wenn erst im All die allererste Blume blüht, dann werde ich längst nicht mehr wissen, dass ich einst gewesen bin. Doch wer bloß könnte das jemals von sich behaupten?

Bin bereit dir Zuschuss zu gewähren, dafür muss mich niemand groß belehren. Anerkennung wär' schon ein Blankoscheck und Traurigkeit wie schwere Hypothek. Den Gewinn mit dir zu teilen müssen, sprechen wir von Hunderttausend Küssen. Das...

Wer für mich eine Lanze bricht, sich selber nur ins Auge sticht. Bin keinesfalls so schlau und ehrlich, auch Kurz gesagt noch brand gefährlich. Berauschend ist das Plädoyer, errungen mit dem letztem Dreh! Imposant und gut gelungen, sprechen...

Trunken kühl der weiße Wein, trunken warm der rote. Es rast der Wagen bis zum Schluss, ernüchtert einst erwachen muss.

Über die Leber läuft eine Laus. Am Magen kommt sie wieder heraus. Dort gibt‘s zunächst ein großes Gespei. Denn sie kam an der Galle vorbei.

Wir wissen Was wir wollen Besser als es scheint Wir hätten Wenn wir dürften Öfter noch geweint Wir könnten Uns verschenken Schöner, frei von Lohn Wir sollten Uns bewundern Ohne jeden Thron

Dies Gedicht ist nicht perfekt. Das Versmaß ist recht unkorrekt. Doch es ist, man kann es sehn, unperfekt und wunderschön.

Wolken ziehen um den Erdenball; alles ist Rauch und Schall; das Licht blendet und der Wind wendet, wie wir in den Himmel rufen, so lacht es zurück. Wir sind nur ein kleines Stück entfernt von der Kante; so spring doch! - hallt das Echo, und wer...

du sitzt auf dem dach der welt und knabberst erdnüsse deine zerschlissenen schuhe tragen noch den staub der flucht bereite dich vor auf die rückkehr ins haus wir kommen alle zum einzug auch die schneelöwen

Es nimmt sich Ernst die Frau mit Witz, die mit Humor nimmt sich den Fritz.

[line] in leeren Worten brechen Zeilen blättern Seiten in Gedichten versprechen sich in stummen Liedern unerhört sich übertönen im Eis verbrennt die Ewigkeit es ist die Zeit auf Tugendpfaden abgelaufen [line]

A: „Ja“ B: „Nee“

Nur Verschwiegenheit ist auch verlogen, hat dem guten Recht den Nerv gezogen. Offenheit dagegen macht die Runde, geht nicht Widerwillens vor die Hunde.

[line] auf den Bergen liegt noch Schnee von gestern vom letzten Jahr der Firn trägt Spuren von uns als die Schritte schwer und still und manchmal einsam waren im Tal tanzen wir leichtfüßig durch laue Sommernächte [line]