Hier wieder der beliebte Kinder-Mix- Advents-Kalender für die kleinen ab 65 ...

Tagebuch zum Thema Abenteuer

von  alter79

Gruber, Psychologe, Anzugträger, Krawatte, Unterhose (kurzes Bein) von Schießer (Eingriff links), zarter Oberlippenbart, der bis vor wenigen Minuten für unbedarfte Typen noch so was wie ein Mann von Welt darstellte, für seine Kollegen ein moderner Dandy ist, der Zigarette in einer affektiert gehaltenen Spitze (zwischen Daumen und Zeigefinger, den kleinen Finger abgespreizt wie beim Onanieren) in geradezu obsessiver Konzentration raucht -, trinkt, fickt -, der trotzdem alles in Allem gepflegt aussieht, schlank, höflich, gewandt, intelligent, gebildet, mit ’erlesenem’ Geschmack (Anzug C&A, aber immerhin dessen Stoff - wie auch Hemd, Krawatte - Ton in Ton ist und trägt; seine Schuhe von Balli. Lackschwarz; frisch gewienert, man kann es riechen. Bundhose mit ’messerscharfer’ Bügelfalte ... und sicheren Umgangsformen ’Küss die Hand, gnädige Frau’ (und die Möse gleich mit, denkt!) der in seiner Wohngegend durchaus beliebt daherkommt (und niemand davon weiß wie ’rattensaugeil’ er in Wahrheit ist), nimmt eine Red One Digitalkamera für die Zeitlupenaufnahmen. Das Teil hat er ’kostete mich ein kleines Vermögen’ vor zwei Tagen nach langer Schacherei um den Preis im Trödelladen des alten Raddatz gekauft (’dem Halsabschneider’), der ihm die Kamera mit den Worten ’wie neu, Herr Gruber’ ans Herz (und damit an den frisch gepiercten Schwanz) legte. Und weil ihm beim Gedanken an seine (von ihm selbst begehrte) Kastration die Hände zittern, befestigt er die Kamera vorsichtshalber auf einem Stativ.

„Soll doch nichts verwackeln...! Süße!“ Denn er stellt sich vor seine heutige (grenzwertige ... wie er selber meint) Kunstnummer unbedingt zu überleben (aber dann doch wieder - wegen der irren Erregung, meine Güte! - sterben will!), um die dann später, und so weiter ... und will nun gleich mit Mona, die er Lolita nennt, vorweg einen Fetisch verspeisen ... und: BETEN! Beten, sein neuester T®ick! - Die Idee dazu kam ihm übrigens vom Buch ’In The Kitchen With You’ in dem stand, wie sich zwei Männer... und einer vom anderen gegessen wurde.

„Woher hast du eigentlich das Buch?“
„Eddy hat es mir gegeben. Der meinte, es würde dir Spaß bringen!?“ Worauf das Buch unkommentiert an die Wand fliegt, das Grubers Genitalketten rasseln und er Lolita eine Ladung Blut in den Mund spritzt und sich beherrschen muss den Versuch nicht gänzlich abzubrechen.

„ ...wie soll ich ihn also nennen, Lolita?“ fragt er mit samtweicher Stimme. (Gruber spricht, fragt, sagt, weint, hustet, fickt und schnupft immer mit samtweicher Stimme - selbst wenn es ihm kommt; und es kommt ihm oft - und überall); wie jetzt - auf seine/r Lolita, die mit rasierter, tätowierter Scham (Kitzlerlänge 4 cm; Gruber misst den täglich ... und wehe wenn der...) nackt – beide Hinterbacken auf einem Schulranzen - auf dem Bett liegt und mit einer silbernen Kette von ausreichenden drei Metern (um an Klo, Waschbecken und Minikühlschrank zu gelangen) an die Wand gefesselt ist. Deren Beine vom Metall klirrenden Gruber links/rechts schräg auf das Eisengestell von Bett fixiert sind, - damit er ihr in das mit einem abgeknabberten Donald Duck Bleistift (drittes Schuljahr - bei guter Führung!) auf einer breiten Länge von 5 cm ins aufgesperrte Mösenloch sehen kann.

„Schattenreich der Sexualität?“ Hustet er.
„Meinst du deinen Film?“ Fragt Mona mit schwacher Stimme zurück. (In Letzte Zeit spricht, fragt, sagt, weint, hustet, blowjobt, stöhnt, spritzt (wenn überhaupt) und schnupft Mona (seinetwegen) immer mit schwacher Stimme).
„Meinen Film. - Ja!“ Sagt Gruber. Der sich überhaupt nicht bewusst ist seinerseits von Eddy (eine Kamera im Bettkopfteil, eine aus der Ecke wo sich das Handwaschbecken befindet) - in einem wahren Bilderreigen - gefilmt zu werden.

„Gewalt und Obsession!“ Schlägt Mona vor; ach, seine Lolita, die alte Hure Mona.
„Geile Idee!“ Begeistert sich Gruber darüber.

Währenddessen sie überlegt, ob sie ihm mit ihrer schön gepunzten Kette bei der nächstes Annäherung die Luft abdrücken sollte -, um endlich aus diesem Loch heraus zu gelangen. Doch wenn er den Schlüssel zum Kettenschloss überhaupt nicht besäße...? Dann bliebe immer noch die Möglichkeit sich von IHM über Wochen zu ernähren.

„Höchstens über Tage!“ Hört sie ihn belehrend sagen.
„Bei den hier herrschenden Temperaturen gerät Fleisch schnell in Verwesung und entwickelt Leichengift!“
Darüber muss sogar Eddy grinsen, der (aus gutem Grund) eben in einem Fachbuch über das Pökeln als Haltbarmachung von Fleisch liest.

„Wenn man sich ständig kontrolliert“, hört sich Gruber sagen, „verliert man sukzessive seine Freiheit!“
„Bitte fick mich!“ flüstert Lolita in die Ewigkeit des unhörbaren Surrens der Kameras, „ ...es könnte das letzte Mal sein!“
„Das aller letzte!“, nickt Gruber - und stößt in sie wie vom Teufel besessen.


Bild 38

Meine Mutter liebt mich, wie ich sie liebe. Mein Vater hasst mich, wie ich ihn hasse; mein Vater hasste mich, wie ich ihn hasste. Das Leben lebe ich, wie ich es kann. Meine Frau liebe ich höchstwahrscheinlich weniger, als sie mich liebt. Mein Kind werde ich lieben, wie es mir möglich sein wird. Und ich hoffe. Denn meinen Freund (Eddy) habe ich entfreundet und das gründlicher, als man es heutzutage in den sozialen Netzwerken tut. Dass ich einen Bruder gefunden habe, ich meine damit Zucker, macht mich sehr froh.

Das alles denke ich, weil ich eine schreckliche Vision habe. Ein Scheinbild. Einen Alptraum; als mein Leben am Abgrund... In dem ich nackt in einem mit Kot, Urin und Erbrochenem Raum auf verdreckten Zeitungsseiten liege. Um mich herum abgebrannte Streichhölzer, Zigarettenstummel, eine flackernde Kerze, ein Löffel, eine Crack-Pfeife. Weißes Pulver. Kokain?! Ekelhafter Gestank. Ratten. Mäuse. Handgroße Spinnen an der Wand. Kakerlaken. Silberfische. Wahnvorstellungen. - Wo ich mit bloßen Fingern ein Loch in die Wand kratze um jenseits der Zeit - auf Stühle, Tische, Schränke, Betten, Spiegel, Telefone meinen Namen - zu kotzen. Mir die Crackkügelchen als Ganzes in die Pfeife stecke und du weißt schon - lache. Um mich selber zu befriedigen. Den Schatten meiner selbst. Um zu retten, was noch zu retten ist. Denn Sucht ist eine Krankheit. Wie das Leben eine ist. Wenn einem Schläuche aus dem Körper hängen. Die Lunge aus dem letzten Loch pfeift. Das Herz sticht. Ein Messer im Rücken steckt. Jemand einem den Bauch aufreißt. Die Gedärme durch schneidet. Wenn einem die Beine wie Feuer brennen. Und mir das Dasein (mein eigentliche Täter) unbekannt entkommen will. Von wegen! Immerhin bin ich DER Chess. Kontrolliere mehrere Bars und Bordelle. Sorge für Schutz. Schlichte Streit. Spreche Recht. Bin mehr gefürchtet als beliebt. Habe Feinde. Auch weil die denken, ich handle mit Drogen. Das tue ich aber nicht. Das macht Eddy, das Arschloch.
„Du reitest mich schon wieder in die Scheiße!“
„Wer tut denn so was? – Entspann dich, Alter!“ Um mir eine tschechische CZ 70, Kaliber 7,65 Millimeter zu zeigen.
„Die löst mein Problem! – Wetten?“ Nein! - Ich kann nicht mehr leben, - will aber auch nicht sterben.

Ja - Eddy hasst mich. Und ich hasse Eddy, weil der mich in die Lage gebracht hat ein Junkie, ein Süchtiger zu sein. Ein Zombie. Verachtet. Verspottet. Ich. Chess. Der seine Körperfunktionen nicht mehr kontrollieren kann. Seinen Geist. Der deswegen auf Hilfe angewiesen ist. Auf Glück. Doch beides scheint es nicht zu geben. Im Augenblick nicht mal eins davon. Dafür Eddy; sein ekliges Lachen. Und Body, den er mit Grubers Hilfe aus dem Knast holte...



Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram