Rattenstammtisch – Sechs sells

Einakter zum Thema Absurdes

von  Dart

Personen:
Jörg
Ginger
Kellner
Don Cappuccino
Luigi
Guido
Diverse Ratten und ähnliche Tiere

Die Bühne ist wie gehabt der lange Tisch im Restaurant, nur dass die „Stammtisch“-Schilder fehlen. Es betreten Don Cappuccino und seine Handlanger Guido und Luigi die Bühne. Langsame Musik wie aus „Der Pate“ erklingt leise im Hintergrund. Der Kellner kommt hinter den dreien her, sie sich setzen. Cappuccino sitzt in der Mitte.

Kellner:

Don Cappuccino, welch eine Ehre, möchten sie etwas bestellen?

Cappuccino:
Espressi.

Kellner:
Pardon, Don Espressi, möchten sie etwas bestellen?

Cappuccino:
Cappuccino!

Kellner:
Cappuccino also. Für jeden?

Cappuccino:
No – Espresso!

Kellner:
Espresso also. Für jeden, Don Espressi?

Cappuccino:
No – Cappuccino!

Kellner:
Ja, was denn nun? Cappuccino oder Espresso?

Cappuccino:
Cappuccino! Ich binne Don Cappuccino!

Kellner:
Oh, ich bitte um Verzeihung.

Cappuccino:
Schon gut, bring einfach drei Espressi.

Kellner:
Aha, und was wünschen die anderen Herren?

Cappuccino:
Das iste für die andere Herren!

Kellner:
Ach so…und was möchten sie dann, Don Cappuccino?

Cappuccino:
Verdammte noch mal! Drei Espressi! Für jeden!

Kellner:
Also insgesamt neun?

Cappuccino:
Si! No! Bring einfach jedem einen Espresso.

Kellner:
Okay, und möchten sie auch noch etwas essen?
[Die drei Mafiosi sehen ihn scharf an.]
Eine Suppe…oder…einen…Salat?

Cappuccino:
Espressi! Drei!

Kellner:
Wie sie wünschen.
[Er wendet sich zum gehen.]

Cappuccino:

Unde sorge dafür, dasse wir nicht gestört werde.

Kellner:
Sie möchten in Ruhe gelassen werden.

Cappuccino:
Si, wenn irgendwer kommt und siche anne diese Tisch setzt, ohne dass ich es erlaube…Du bist verantwortlich!

Kellner:
Aber Don Cappuccino – wer sollte denn so wahnsinnig sein und sich einfach so…an diesen Tisch…setzen…Oh-oh! Ich hole schnell die Espressi und vernagle ansonsten das Restaurant.
[Ab.]

Luigi:

Also Bosse, jetzte wir könne rede über die Geschäft unde die neue Angebote.

Cappuccino:
Si, in die nächste Monat…
[Jörg tritt auf die Bühne und setzt sich einfach an den Tisch. Die drei Mafiosi sehen ihn scharf an.]
Were biste denn du?

Jörg:
Ich bin Jörg, der größte Rattenzüchter aller Zeiten. Ich habe ein Geschenk für dich, Don Cappuccino.
[Er legt eine kleine Pappschachtel auf den Tisch. Luigi öffnet sie vorsichtig und schiebt sie dann verdutzt zu Cappuccino. Der schaut kurz in die Schachtel und dann verwundert zu Jörg.]

Cappuccino:

Was ist das?

Jörg:
Das ist eine Ratte, eigene Zucht.

Guido:
Eine Ratte? Fantastisch – die kanne bei die Fische schlafe.

Jörg:
Sie haben ein Aquarium?

Cappuccino:
Ich habe drei Guppys. Dein Geschenk gefällt mir. Was willst du, Jörg?

Jörg:
Don Cappuccino Ihr müsst mir bei einer sehr großen Sache helfen. Seit Jahren komme ich in dieses Lokal, doch man verweigert mir stets mein natürliches Recht auf einen Stammtisch!
[Der Kellner kommt mit den drei Espressos und bleibt abrupt stehen, als er Jörg sieht.]

Kellner:

Nein, ich komme zu spät!

Cappuccino:
Ah, Kellner, das iste okay, der Kerl iste in die Ordnung.

Kellner:
Das sagen sie jetzt noch.
[Er verteilt die Espressos, sieht Jörg scharf an, dann ab.]

Cappuccino:

Einen Stammtisch, Jörg? Das durfte keine Problem sein. Haste du eine bestimmte Tisch in die Augen?

Jörg:
Ja, den hier.

Cappuccino:
Den hier? Nein.

Jörg:
Doch, den hier.

Cappuccino:
Jörg, das hier iste meine Tisch. Wenn ich her komme, will ich hier sitzen, da stören andere nur.

Jörg:
Das ist mein Tisch! Mein Stammtisch! Mein Rattenstammtisch!

Guido:
Rattenstammtisch?

Jörg:
Ja, und ich bin der Gründer.

Luigi:
Bosse, er iste eine Ratte! Er hatte es selbst gesagt.

Cappuccino:
Dieser Halunke!

Jörg:
Don Cappuccino, du solltest dich nicht mit mir anlegen, wenn es um meinen Stammtisch geht!
[Er holt einen Metallkoffer hervor, öffnet ihn und holt eine Triangel hervor.]

Guido.

Oh mein Don, jetzte weiß ich wieder, were das ist! Das iste Jörg, der größte Rattenzüchter aller Zeiten, bester Triangelspieler der Welt und größter Modeschöpfer nach dem Medaillenspiegel. Ich habe ihn auf die Catwalk gesehen. In die Fernsehen.

Jörg:
Ganz recht.

Cappuccino:
Bester Triangelspieler der Welt? Dass ich nicht lache. Jungs, zeigt ihm eure…Instrumente!
[Guido und Luigi holen zwei Geigenkoffer hervor und legen sie auf den Tisch. Sie öffnen sie und Guido holt eine Violine aus seinem Koffer, auf der er sofort anfängt, etwas italienisch Klingendes zu spielen.]

Jörg:

Pah!
[Er spielt auf seiner Triangel, es ertönt „I will always love you“ von Whitney Houston.]

Cappuccino:

Los, Luigi, zeige, was du kannst!
[Luigi nimmt eine Trompete aus seinem Koffer, die anderen zwei Mafiosi sehen ihn verwundert an.]
Luigi, wo iste deine Violine?

Luigi:
Die iste mir bei die Waschen eingelaufen.

Cappuccino:
Und warum haste du eine Trompete als die Ersatz?

Luigi:
Ah, ich hasse diese Streichmusik! Iche wille Jazz hören. Blues. Swing.

Cappuccino:
Das kannste du in deiner Freizeit tun, jetzt du spielst die Melodie aus „Die Pate“!

Luigi:
Mit eine Trompete?

Cappuccino:
Si!
[Luigi seufzt, versucht aber trotzdem auf seiner Trompete die Melodie aus „Der Pate“ zu spielen.]
Ah, das klingte ja furchtbar! Guido, los, hilf ihm.
[Guido steigt in die Melodie mit seiner Geige ein.]
Na, was sagste du jetzt, Jörg?

Jörg:
Ist das alles?
[Luigi und Guido unterbrechen ihr Spiel. Jörg holt zwei Ständer aus seinem Koffer und hängt an diesen jeweils eine Triangel auf.]
Und jetzt…in Stereo!
[Er spielt auf beiden Triangeln gleichzeitig, es ertönt „Time to say Goodbye“ von Andrea Bocelli.]


Guido:

Bosse, er iste zu gut für uns. Wie machte er das mit die Stimme?

Luigi:
Si, er…spielte göttlich. Unde das mitte etwas, wasse nicht einemal eine Instrument ist.

Jörg:
Du wagst es meine Triangel zu beleidigen?

Cappuccino:
Jörg! Meine Handlanger magst du eingeschüchtert haben, aber iche binne nicht umsonst Don Cappuccino!

Jörg:
Nein?

Cappuccino:
Si, für diesen Titel zahle ich funfundzwanzig Euro in die Monat. Aber nun werde ich dir zeigen, wasse ich sonst kann.
[Er holt auch einen Geigenkoffer hervor, aus dem er ein kleines Keyboard nimmt und darauf eine unbekannte elektronische Melodie spielt.]
Yeah – Synth Rock!

Jörg:
Elektronische Verstärkung? Das ich nicht lache, denn das kann ich auch!
[Während Cappuccino weiter auf dem Keyboard spielt, zieht Jörg zwei Kabel aus seinem Koffer und verbindet sie mit seinen Triangeln. Cappuccino hör auf zu spielen.]
Don Cappuccino, jetzt zeige ich dir mal, wo es lang geht!
[Er spielt auf den Triangeln, es ertönt „I can’t dance“ von Genesis.]

Luigi:

Wow!

Cappuccino:
Ah, Guido, Luigi – ihre musste mich unterstützen!
[Die drei spielen irgendeine unbekannte Melodie, die aufgrund von Keyboard, Violine und Trompete aber eher skurril klingt.]
Haha, Jörg, gib auf! Dasse hier kannste du nicht schlagen.
[Jörg packt in Ruhe seine zwei Triangeln und die zwei Ständer wieder in den Koffer zurück.]

Guido:

Er gibte auf!

Jörg:
Von wegen – Don Cappuccino, nun werde ich dir zeigen, was man mit einer Triangel an musikalischer Schönheit erzeugen kann!
[Er nimmt eine goldene Triangel aus dem Koffer, ein Spot scheint auf ihn, der Rest der Bühne wird verdunkelt. Er holt theatralisch aus, doch bevor er anfängt zu spielen, wird die Bühne komplett verdunkelt.]

Ansager:

Werte Zuschauer, leider können wir ihnen die nachfolgende musikalische Leistung von Jörg aus Sicherheitsgründen nicht präsentieren. Würden sie sie hören, würden sie sich auch schlagartig all dessen bewusst werden, was sie bisher im Leben verpasst haben. Und dann werden sie sich umbringen. Ehrlich, wir haben das getestet. Und nun viel Spaß mit dem Rest, der nun folgt.
[Die Bühne wird wieder hell. Die drei Mafiosi liegen am Tisch herum, offenbar haben sie sich selbst erschossen. Jörg packt langsam seine Triangel wieder ein und schließt den Koffer. Von der Seite kommt der Kellner mit Ginger, auf die er beschwingt einredet.]

Kellner:

Sie müssen ihn einfach aufhalten, wenn sie es nicht tun, dann werden sie diesem Irren weiß Gott was antun. Schützen sie ihn! Und mich nebenbei auch, denn ich werde ja schließlich vom Don zur Verantwortung gezogen.

Ginger:
Aha. Und vor wem soll ich ihn beschützen? Den drei Leichen da?

Kellner:
Welchen drei Leichen? Oh mein Gott – Don Cappuccino! Was ist passiert?

Jörg:
Er hat mich herausgefordert und verloren.
[Pause.]
Und er hat mir diesen Tisch als Stammtisch zugesagt.

Kellner:
Wer’s glaubt, wird selig. An sie werde ich niemals einen Stammtisch vergeben!

Jörg:
Ach ja? Da habe ich aber sehr gute Gegenargumente!
[Die Bühne wird wieder völlig verdunkelt.]

Ansager:

Werte Zuschauer, leider können wir ihnen die nachfolgende Diskussion zwischen Jörg und dem Kellner aus Sicherheitsgründen nicht präsentieren. Sie ist in ihrer Logik und Sprache so grauenvoll schlecht, dass sie sich, aufgrund der mit dieser Diskussion verschwendeten Zeit, umbringen würden. Ehrlich, wir haben das getestet. Stattdessen bringen wir ihnen eine kurze Zusammenfassung der restlichen Aufführung. Und zwar…

Zweiter Ansager:
Werte Zuschauer, leider können wir ihnen die nachfolgende Zusammenfassung des restlichen Stückes aus Sicherheitsgründen nicht präsentieren. Denn das Ende ist so schlecht und sinnlos konstruiert, dass sie auch das Leben fortan als völlig sinnlos betrachten werden. Und dann werden sie sich umbringen. Ehrlich, wir haben das getestet. Daher beenden wir nun diese Vorstellung und wünschen ihnen noch einen schönen Tag.

[Licht bleibt aus, Ende.]

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Kommentare zu diesem Text

KeinB (34)
(18.03.13)
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 Dart meinte dazu am 19.03.13:
Und das fällt dir jetzt erst auf???
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