Beutegieriger Fischreiher

Gedanke zum Thema Natur

von  loslosch

Ardua petit ardea (ohne Quellennachweis; geflügeltes Wort seit der Antike). Nach hoch Aufragendem strebt der Reiher. Oder: Der Reiher sucht hohe Plätze auf.

Schon die Römer verstanden sich auf Alliterationen (ardua/ardea). Die vorstehende ist sehr gelungen. Hier steht Naturbeobachtung mit Wortklang im Einklang. Der Fischreiher, dieser prächtige Schreitvogel, ist ein übler Gesell, wenn er auf seinem Beutezug private Gartenteiche ansteuert. Mit seinem geringen Körpergewicht von nur ein bis zwei Kg ist er imstande, auf hohen, dünnen Baumwipfeln zu landen und auszuharren. Dort verweilt er so lange, bis der Hausbesitzer den Balkon verlassen hat, um sich dann im Gleitflug auf die bunten Kois im Tümpel zu stürzen.

Am Morgen des Tags der offenen Tür stellte ein Zoofachgeschäft im Zentrum einer Kleinstadt die größten und schönsten Zier- und Goldfische in einem großen Bottich im Hinterhof für das Publikum aus. Noch bevor die ersten Gäste kamen, hatten Fischreiher bereits zugeschlagen. Der Beckenrand war idealer Lande- und Startplatz für die Flieger mit extremer Flügelspannweite (fast zwei Meter). Mit ihren langen, ranken Hälsen und Schnäbeln tauchten sie geschwind bis zum Fassboden und machten, wie der Römer schon wusste, tabula rasa, reinen Tisch. Beim Neustart brauchten sie ob des gesteigerten Gewichts ein paar Flügelschläge mehr. Der Fachhändler schaute anschließend stumm auf dem ganzen Tisch herum.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (03.02.11)
Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Auch diese Weisheit scheinen die Reiher zu kennen.

LG, Dirk

 loslosch meinte dazu am 03.02.11:
Die Mutter mit der bitteren Medizin sprach zum kleinen Loslosch: "Iss, es ist gesund!" Lothar
mathis (48)
(03.02.11)
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 loslosch antwortete darauf am 03.02.11:
Siehe meinen Kommentar im Link. Danke. Lothar

 Vaga (03.02.11)
Mein Gedanke dazu: Kaum ein Esser isst aus ästhetischen Gründen. Es sei denn: Er ist ein Ästhet ist ein Asket verhungert.
Foto@Vaga
LG - Vaga.

 loslosch schrieb daraufhin am 03.02.11:
Habt Mitleid mit den Tieren! Mit welchen hier? Lothar

 Vaga äußerte darauf am 03.02.11:
Mitleid mit welchen Tieren in welchem Hier meinst du? Die Tiere in deiner Geschichte oder die Tiere bei kv?
Übrigens: Diese lockere Zitatanlehnung an den zappelphilippischen Struwwelpeter
Der Fachhändler schaute anschließend stumm auf dem ganzen Tisch herum.
lässt mich doch noch einmal darüber nachdenken, ob der Verlust seines mittäglichen Schweineschnitzels den Fachhändler ebenso bedrückt drein- und damit die ganze Misere grundsätzlich durchblicken lässt?
(Antwort korrigiert am 03.02.2011)

 loslosch ergänzte dazu am 03.02.11:
Natürlich die im Text: Reiher - Fisch. Die Natur kennt längere Nahrungsketten, und also ist sie erbarmungslos. Das heißt natürlich nicht, dass wir uns mit Fleisch und Wurst vollstopfen sollten. Ich weiß nicht, ob Herr Schevardo - o Gott, der Name ist mir wie ein glitschiger Fisch rausgeflutscht, Vegetarier ist. Falls nein, wäre er wohl sehr bedrückt.

Tiere bei kv: Hohe Tiere oder Bestiarium-Verfasser? Lo
(Antwort korrigiert am 03.02.2011)

 Vaga meinte dazu am 03.02.11:
Ich behaupte mal, kV besteht quasi aus Tieren. Also ich zumindest gehöre kV-evolutionstheoretisch zur Gruppe der niederen Dichtiere!

 loslosch meinte dazu am 03.02.11:
Mit gestrecktem Hals rage ich giraffenmäßig etwas heraus. Lo

 EkkehartMittelberg (03.02.11)
Wie vielfältig sind doch deine Texte, Lothar. Sie zeugen von der Offenheit deiner Seele.
Aber weshalb ist dieser Text eine Groteske. Er beschreibt doch nur etwas ganz Natürliches?
LG Ekki
(Kommentar korrigiert am 04.02.2011)

 loslosch meinte dazu am 03.02.11:
Prof. Grzimek würde Dir Recht geben. Vermenschlichte Perspektive. Das einzig echt Groteske daran: Der Zoofachhänder erklärte mir damals: Leider hab ich zZ nur kleine Goldfische im Verkauf ... Der hätte es eigentlich wissen müssen. Dein Vorschlag wäre? Lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.02.11:
Ich würde als Überschrift wählen: "Gedanke zum Thema Natur" Ekki

 loslosch meinte dazu am 03.02.11:
Ok. Man hätte es - aus tierischer Sicht - auch Lebensweisheit nennen können. :) Lo

 Maya_Gähler (03.02.11)
ja was kümmert es den Fischreiher, ob diese Fische für eine Ausstellung gedacht waren... die Natur hat ihre eigenen Gesetze... so hat ein Tier einem Menschen mal wieder gezeigt, wie winzig und sprachlos er doch ist...
Mir gefällt deine Geschichte. Grotesk ist hier, dass der Mensch immer noch meint, er sei schlauer und besser als alle anderen Lebewesen und das hast du klasse herüber gebracht.
LG Maya

 loslosch meinte dazu am 03.02.11:
Der Zoohänder gab natürlich eine Lachnummer ab. Danke. Lothar
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