Fortpflanzungskunde anno 50 nach Christus

Groteske zum Thema Natur

von  loslosch

Secundum naturam vivere (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Gemäß der Natur leben.

Eine vor allem in der Stoa verbreitete Lebensphilosophie. Diese Grundeinstellung ist natürlich kein Teufelszeug. Was der Zeitgeist damals daraus machte, allerdings partiell schon. Weit verbreitet war der Irrglaube, in (menschlichen) Spermien schwömmen abertausend unendlich kleine Tiere mit Schwänzchen dran. In welchem seiner Werke Seneca diese Ansicht verbreitete (Epistulae morales, De vita beata), ließ sich nicht verifizieren. Vermutlich in der Schrift vom glücklichen Leben. Entscheidend ist nun der zeitgenössische Gedanke, bei jeder Triebabfuhr komme es zu einer Art Massensterben. Eigentlich wären aber n, n-1, selten n-2 oder gar n-3 (bei Drillingsgeburten, falls es dreieiige Drillinge vor dem Zeitalter der künstlichen Befruchtung gab) der winzigen menschlichen Wesen ohnehin „gestorben“. Da der antike Verfasser nicht wissen konnte, welcher dieser Winzlinge letztlich daran glauben musste, hatte er sie kurzerhand allesamt in die Zahl der "Tötungen" einbezogen.

Die Römer wie auch die alten Griechen wussten von der Existenz der Affen (simius bzw. simia), dieser plattnasigen Naturwesen (simus, plattnasig). Wussten sie, dass diese Primaten damals schon gegen das Prinzip des secundum naturam vivere verstießen?

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Kommentare zu diesem Text


 tigujo (14.01.13)
In einem meiner späteren früheren Leben war ich sogar mal römischer Privatgelehrter - unterbezahlt, versteht sich, auch wenn mir die Dienstmagdschaft zu ähm Füßen lag zum Ausgleich - und somit darf ich zu offen erscheinenden Fragen beruhigend anmerken können: Ja.

Ja, die alten Römer wußten, dass die Primaten verstießen, und beneideten sogar, wie - und wie oft

Hoffe, das hilft, alte Fragen schlüssig zu schließen. Bin es meinen bisherigen Lebensläufen schuldig

t.t. tigujo, vormals tigujus maximus minor.

 loslosch meinte dazu am 14.01.13:
maximus minor ist selbstironische zipfellyrik. mein seneca-verriss heute ist männliche menstru-poesie. hast du schweigend klar erkannt und anerkannt. danke, ger
t.t. lo

 EkkehartMittelberg (14.01.13)
Die Auslegung von Senecas Lehrsatz muss sich mit den Zeiten wandeln, denn was Natur ist, ist Auslegungssache, wie dein Beispiel zeigt.

 loslosch antwortete darauf am 14.01.13:
klar war er ein kind seiner zeit, ekki. t.t. lo

 ViktorVanHynthersin (14.01.13)
"bei jeder Triebabfuhr komme es zu einer Art Massensterben"... ist meine LIeblingsformulierung. ) Aber auch sonst mit Freude gelesen.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch schrieb daraufhin am 14.01.13:
du sollst das bitte nicht so herauskehren. es ist ja eine männerfeindliche lyrik, viktor. lo
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