Gesellschaftliche Stellung und Laster

Glosse zum Thema Moral

von  loslosch

Omne animi vitium tanto conspectius in se crimen habet, quanto maior, qui peccat, habetur (Juvenal, ~60 n. Chr. bis ~135 n. Chr.; Saturae). Jedes Laster trägt um so auffälliger eine Schuld in sich, für wie höhergestellt man den Sünder hält.

Dieser Gedanke aus dem 1./2. nachchristlichen Jahrhundert trägt fast postmoderne Züge in sich. War das eigentlich schon immer so, auch im medienfreien Zeitalter? Verbreiteten sich Klatsch-, Tratsch- und Skandalgeschichten in Windeseile von Mund zu Mund?

Juvenals scharfsinnige Beobachtung hat heute natürlich an Brisanz dazugewonnen. Das Schielen nach Auflagen- und Einschaltquoten mit den erwarteten höheren Werbeeinnahmen macht den Höhergestellten, ob Politiker oder Bischof, den unsteten Lebenswandel schwerer. Was auf der anderen Seite die Verschleierungs- und Vertuschungstechniken und -praktiken auf den Plan ruft. Ein Wettrüsten auf beiden Seiten im informationslüsternen Zeitalter hat begonnen. Hinzu kommt der Star Wars auf der Ebene der Nachrichtenfiktion und des Nachrichtenhandels.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 ViktorVanHynthersin (02.10.12)
Die Schandtaten unserer Mitmenschen, besonders die der Oberen/Besseren/Bekannteren, wurden zur Erheiterung und Erbauung einst von Mund zu Mund weitergetragen. Heute erledigt das die Presse, das Fernsehn und das Internet. Der Umgang mit der "Nachricht" hat sich dabei nicht geändert: wir lachen und freuen uns, nicht selbst bei einer Narretei erwischt worden zu sein.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 02.10.12:
bei käßmann war das fast eine adelung durch die fans. sie hat sich fein entschuldigt. etwa so: "ich habe mich nicht wiedererkannt."

sag ich demnächst auch mal, wenn ich ertappt wurde. danke lo

 EkkehartMittelberg (02.10.12)
Das Trunkenheitsdelikt von Margot Käßmann wäre ohne ihre hohe gesellschaftliche Stellung niemals so intensiv diskutiert worden.
Andererseits scheint es fast so, als würden gesellschaftlich profilierte Menschen auch trotz oder wegen eines Lasters geschätzt, das den Abstand zu ihren exorbitanten Leistungen
geringer erscheinen lässt: Das Rauchen von Helmut Schmidt.

 loslosch antwortete darauf am 02.10.12:
huch, helmut schmidt! im kabarett als schmidt mit älterer freundin und journalist. frage an helmut: haben Sie jetzt einen gemeinsamen ... (schmidt unterbricht): ja, einen gemeinsamen aschenbecher.

die story erzählte mir neulich der postbote, ekki. mille grazie t.t. lo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram