Ruhm und Ehre

Erörterung zum Thema Moral

von  loslosch

Honores mutant mores (Zenobius von Florenz, 337 n. Chr. bis ~415 n. Chr.). Ruhm und Ehre verändern die Sitten. Oder: Ämter verändern den Charakter.

Vielleicht ahnt der Leser, warum dieser berühmte erste Bischof von Florenz bis auf den heutigen Tag hohes Ansehen unter den Laien genießt. Welcher geistliche Würdenträger führender christlicher Religionen wagt es, diesem Ausspruch des hl. Zenobius öffentlich entgegenzutreten? Oder gar die Reverenz zu erweisen!

Auch berufliches Umfeld prägt. Wer unumschränkt schalten und walten darf, braucht einen starken und edlen Charakter. Einen solchen erfordert insbesondere das Richteramt. Was Richter am meisten fürchten, ist der Nachweis einer Befangenheit. Ansonsten bewegt sich die Mehrheit von ihnen abgehoben und unangefochten durch ein Beamtenleben mit Unabhängigkeitsstatus. Auf dem Instanzenweg durch Berufsrichter kassierte Urteilsentscheidungen nehmen sie mit äußerem Gleichmut zur Kenntnis.

In Fällen von geringem Streitwert sieht sogar der Amtsrichter über sich nur noch den - Himmel. Wie sich die Bilder gleichen: hier irdisches Firmament, dort göttlicher Himmel. Honores mutant mores. Wenn Ämter in Ehren Charakter entbehren. Besser wäre: Honos habet onus. Würde hat Bürde.

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Kommentare zu diesem Text


 tigujo (12.03.12)
Kernfrage für mich ist, ob jemand ein Amt bekleidet, oder von diesem bekleidet wird. Der Hinweis auf das Richteramt tut mir besonders gut - nach neun Jahren Prozessdauer kann ich nicht nur die äußerlichen Veränderungen an der Person des Richters beobachten.

Welch Schlüsselmoral, die du da - ansprechend - ansprichst.

Ja, noch was: Auch Headhunter, wenn sie Toppositionen zu bemenschen haben, haben nur eines im Auge: Den Charakter, Rest weniger entscheidend, hörte ich.

Ruhm und Rum sind ja verwandte Drogen
lg tigujo

 loslosch meinte dazu am 12.03.12:
feines wortspiel zum schluss. auch ich habe amtsrichter, sogar privat, beobachten können. lothar, gratias agens
Caty (71)
(12.03.12)
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 loslosch antwortete darauf am 12.03.12:
wo caty recht hat, hat sie recht. re-vereor, ich fürchte, verehre. Das hätte ich eigentlich wissen müssen. nu hastest mir beigebracht. dank u wel.

Du bemühst den begriff der herrschenden klasse. er ist völlig unnötig. du schreibst selbst, diesen typ übermenschen gebe es nicht. Somit werden wir auch die klassenlose gesellschaft wohl nie erreichen. (-_-) lothar

 tigujo schrieb daraufhin am 12.03.12:
---in österreich gibt es zumindes schon 'Klassenlose' - die man sozial behutsam sogar erschwinglich kaufen kann.

Wer es nicht glaubt, hier isses:   Klassenlos / Klassenlose
lg tigujo

 loslosch äußerte darauf am 12.03.12:
dennoch ists schwer, ein klasse los zu ziehen. meint loslosch

 tigujo ergänzte dazu am 13.03.12:
Wie wahr - tröstend bleibt, in manchen gegenden kann man klasse losziehen...

 EkkehartMittelberg (12.03.12)
Es kommt häufiger vor, dass Ämter den Charakter verändern, und zwar zum Negativen. Selten passiert das Umgekehrte. So haben zum Beispiel Hadrian und Marc Aurel dem Amt des römischen Kaisers für begrenzte Zeit die Würde zurück gegeben.

 loslosch meinte dazu am 12.03.12:
hadrian auch? wieder was neues gelernt. marc aurel ist uns damals eingetrimmt worden. heute denke ich: der pauker meinte wohl, hitler hätte ein kleiner marc aurel werden können ... merci! lothar

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.03.12:
Es gibt ein viel gepriesenes dtv- Taschenbuch über das Leben von Hadrian von Marguerite Yourcenar: "Ich zähnmte die Wölfin." Vielleicht kennst du es noch nicht.

 loslosch meinte dazu am 12.03.12:
jetzt kenn ich es über die buchbesprechungen. demnach war marc aurel adoptivenkel.

hadrian wird kontrovers bewertet. jedenfalls soll er viele begabungen gehabt haben und gebildet gewesen sein. sehr gute griechisch-kenntnisse. davon besitze ich immerhin 0,1%, mindestens!

 tigujo meinte dazu am 12.03.12:
Gute Führer'?
Leider ist nicht jeder ein Cincinnatus.
Wikipedia meint:
"Die Angst der Bürger, er könnte nach dem Krieg an der Macht festhalten, war unbegründet: Er gab die Macht unverzüglich an die Volksvertreter zurück und setzte die Arbeit auf seinen Feldern fort. Auch verlangte er keinerlei Bezahlung für seine Dienste. Damit wurde er zum Symbol des guten Führers."

Er ließ sich also nicht vom Amt bekleiden

lg tigujo
magenta (65)
(12.03.12)
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 tigujo meinte dazu am 12.03.12:
Na ja, Amt ohne Macht gibt es nicht, Amt ist ja geradezu ein Versuch, Macht zu formalisieren, was ein wenig einschränkt, doch das Prinzip des Korrumpierens nicht ausschließt, denk ich leise...:-)

Wie porös korrumpös Menschen sind, zeigen u.a. Experimente wie das "Stanford-Prison-Experiment", wo es nicht um materielle Korrumpierbarkeit im Job geht, sondern um reine moralische - gute Erklärung für das Verhalten von KZ-Schergen, Mauerschützen bis zu Abu-Ghraib und all jene Orte, die noch im Dunkeln munkeln
(Vgl. meinen Kurztext  Na dann).

Na dann.

lg tigujo

 loslosch meinte dazu am 12.03.12:
ja, amt ist formalisierte macht. manchmal genügt die uniform, meint Friedrich Wilhelm Voigt.

 ViktorVanHynthersin (12.03.12)
Nur wer einen Charakter hat, kann diesen ändern. Dabei denke ich weniger an irgendwelche Richter, sondern im Moment mehr an einen Expräservativ, der sich seinen Zapfen bl... ließ.
Herzlichst
Viktor

 loslosch meinte dazu am 12.03.12:
der "charakter" muss schon schwächen aufweisen, wenn das amt den menschen verändert. dieser ex war ja ein gelernter rechtsanwalt! lothar

 ViktorVanHynthersin meinte dazu am 12.03.12:
Gerade als Winkeladvokat müsste er wissen, was der "rechte" Winkel ist. ))

 Bergmann (13.03.12)
Und: onus habet honos ...
Damit wären wir schon bei dem nächsten Lotino: Das Amt verändert den Amtsträger.
ttU
(Kommentar korrigiert am 15.03.2012)

 loslosch meinte dazu am 13.03.12:
danke. mehr als jeder isolierte lob-klick. t.t. lo
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