Folgenlose Verbote

Erörterung zum Thema Recht und Gesetz

von  loslosch

Iucundum tamen, si prohiberi publice videas, quod numquam tibi ipse permiseris (Plinius der Jüngere, ~62 n. Chr. bis ~114 n. Chr.; Epistulae). Man freut sich doch, wenn man sieht, dass offiziell verboten wird, was man sich selbst nie erlaubt hätte.

Dieser einfache Gedanke lädt kaum zu gesellschaftskritischen Überlegungen ein, hätte nicht 1800 Jahre später Anatole France eine Erweiterung gefunden. Fraglich ist, ob er die Sentenz des Plinius kannte: La majestueuse égalité des lois interdit aux riches comme aux pauvres, de coucher sous les ponts, de mendier dans la rue et de voler du pain. (Le lys rouge, 1894.) Das Gesetz in seiner erhabenen Gleichheit verbietet es Armen wie Reichen, unter den Brücken zu schlafen, auf den Straßen zu betteln, Brot zu stehlen. (Die rote Lilie.)

Von der naiven Freude des Plinius-Zitats ist nichts mehr zu spüren. Dafür aber vom beißenden Spott an den sozialen Zuständen.

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Kommentare zu diesem Text

AronManfeld (43)
(20.08.11)
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 loslosch meinte dazu am 20.08.11:
zu vorgerückter stunde das "tiefsinnige" herausgehoben. danke! lothar

 Didi.Costaire (20.08.11)
Moin Lothar,
die FDP versucht es mit der Umkehrung.
Steuersenkungen für kleine Einkommen, die so gering sind, dass gar keine Lohnsteuer entfallen. Ein folgenlosen Gebot als beißender Spott an den sozialen Zuständen.
Beste Grüße, Dirk

 loslosch antwortete darauf am 20.08.11:
ähnlich: leistung muss sich wieder lohnen. ein gedanke zur hohen steuerbelastung. mancher qualifizierte, leistungsbereite arbeitslose reibt sich die augen. als ökonom weiß ich, dass man sich auch am markt vorbei qualifizieren kann. diese fälle mal rausgerechnet. lothar
magenta (65) schrieb daraufhin am 20.08.11:
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 loslosch äußerte darauf am 20.08.11:
klar, warteschleifen erzeugen, statistik schönen. vor 25 jahren war das mal mein arbeitsschwerpunkt, heute schnappe ich nur noch pressehappen auf. lo

 EkkehartMittelberg (20.08.11)
Interessant ist auch, was das Gesetz in seiner erhabenen Gleichheit nicht verbietet, zum Beispiel den Geistreichen geistreich zu sein. Versuchen sie es aber gegenüber den Falschen, schlägt die gekränkte Macht erbarmungsloos zu.
Ekki

 loslosch ergänzte dazu am 20.08.11:
"Wir haben verstanden." (gerhard schröder.) lothar

 TassoTuwas (21.08.11)
Früher war eben alles genau so. LG TT

 loslosch meinte dazu am 21.08.11:
... auf der ebene der psyche, ja. lothar
Graeculus (69)
(19.08.14)
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 loslosch meinte dazu am 19.08.14:
na klar. keiner hat meines wissens bisher diese gedankliche brücke entdeckt.
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